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Terror in Brüssel: Was über das Attentat bislang bekannt ist


Ermittlungen in Brüssel
Schusswechsel mit der Polizei: Mutmaßlicher Attentäter ist tot

Von Liesa Wölm

Aktualisiert am 17.10.2023Lesedauer: 5 Min.
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Brüssel: Fußballfans berichten von den furchteinflößenden Momenten beim Anschlag. (Quelle: t-online)

Brüssel ist von einem Attentat erschüttert worden. Nach und nach kommen mehr Details ans Licht. Was wir wissen – und was nicht.

Nahe dem König-Baudouin-Fußballstadion in Brüssel hat ein Mann am Montagabend das Feuer eröffnet. Zwei Menschen starben, der Täter wurde in einem Feuergefecht mit der Polizei getötet. Was ist über die Tat bislang bekannt? t-online gibt den Überblick.

Was ist passiert?

Am Montag um kurz nach 19 Uhr hat sich im Norden der Brüsseler Innenstadt ein Attentat ereignet, bei dem zwei Personen getötet wurden. Der Nachrichtenagentur Belga zufolge war ein bewaffneter Mann von einem Roller abgestiegen und hatte Schüsse abgegeben. Als mehrere Menschen in einen Hauseingang flohen, soll er sie verfolgt und auf sie geschossen haben. Ein drittes Opfer, ein Taxifahrer, ist laut Staatsanwaltschaft inzwischen außer Lebensgefahr.

Der mutmaßliche Täter war zunächst flüchtig, wurde jedoch am frühen Dienstagmorgen nach einer Großfahndung von der Polizei in Schaerbeek gestellt, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Dabei kam es zu einem Schusswechsel – der Verdächtige wurde den Angaben zufolge verletzt und erlag am Dienstagmorgen seinen Verletzungen. Bei ihm wurde eine Waffe gefunden, die die des Anschlags vom Montagabend sein könne.

Es soll zudem eine Hausdurchsuchung in Schaerbeek gegeben haben. Dazu waren zunächst keine Details bekannt.

Spiel nach Halbzeit abgebrochen

Die beiden Schweden starben rund fünf Kilometer entfernt vom Brüsseler König-Baudouin-Stadion, wo die Nationalmannschaften Belgiens und Schwedens in einem EM-Qualifikationsspiel gegeneinander spielten. Das Spiel wurde abgebrochen. Die Nachricht vom Tod der beiden Schweden verbreitete sich in der Halbzeitpause. Rund 35.000 Menschen mussten aus Sicherheitsgründen zunächst im Brüsseler Fußballstadion ausharren, bis sie evakuiert werden konnten.

Der belgische Premierminister Alexander De Croo sagte, weil die Bedrohungslage für Brüssel auf die höchste Stufe verschärft worden sei, gebe es nun eine verstärkte Polizeipräsenz. Auch an einer Reihe von sensiblen Orten, insbesondere an Orten, die mit der schwedischen Gemeinschaft in Verbindung stehen, würden verstärkte Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt. Im restlichen Land gebe es ebenso verstärkte Kontrollen. De Croo rief alle Menschen in Brüssel zu erhöhter Wachsamkeit auf. Am Nachmittag solle der nationale Sicherheitsrat zusammenkommen.

Was ist über den mutmaßlichen Täter bekannt?

Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich um den 45-jährigen Abdesalem L. handeln. Er soll den Behörden bekannt sein. Die Ermittlungen dauerten an, aber man könne bereits jetzt sagen, dass es sich um einen Tunesier handle, der im November 2019 in Belgien Asyl beantragt habe, sagte Justizminister Vincent van Quickenborne am frühen Dienstagmorgen. Er sei der Polizei im Zusammenhang mit Menschenhandel, illegalem Aufenthalt und Gefährdung der Staatssicherheit aufgefallen.

Nicole de Moor, Staatssekretärin für Asyl und Migration, sagte der belgischen Tageszeitung "La Libre" zufolge: "Im Oktober 2020 erhielt er einen negativen Bescheid und verschwand kurz darauf vom Radar." Im Februar 2021 wurde er den Angaben zufolge offiziell aus dem nationalen Register der Gemeinde gestrichen und konnte daher nicht ausfindig gemacht werden, um seine Rückkehr zu organisieren.

Im Juli 2016 waren von einer ausländischen Polizeibehörde unbestätigte Informationen übermittelt worden, wonach der Mann ein radikalisiertes Profil habe und in ein Konfliktgebiet in den Dschihad ziehen wolle, wie van Quickenborne sagte. "Darüber hinaus gab es, soweit unseren Diensten bekannt, keine konkreten Hinweise auf eine Radikalisierung."

Was ist über das Motiv bekannt?

Die genauen Motive für die Tat liegen noch im Dunkeln, auch wenn Regierung und Staatsanwaltschaft sehr klar von Terror sprechen. Wegen eines "potenziell terroristischen Motivs" hat die Bundesstaatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Für die belgische Hauptstadt war am Montagabend die höchste Terrorstufe ausgerufen worden. De Croo sprach am Dienstagmorgen von "terroristischem Wahnsinn". "Der Terrorismus schlägt wahllos zu."

In sozialen Netzwerken wurde nach Angaben der Bundesanwaltschaft ein Beitrag einer Person geteilt, die sich als der Angreifer ausgegeben und behauptet habe, von der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) inspiriert worden zu sein. Dabei soll es sich um den mutmaßlichen Attentäter handeln.

Aus Ermittlerkreisen hieß es, in Onlinediensten kursiere ein Bekennervideo, auf dem ein Mann auf Arabisch spreche. Er gibt darin an, die Schweden aufgrund ihrer Nationalität getötet zu haben, erklärte der Sprecher der Bundesanwaltschaft, Eric Van Duyse, im Sender LN24. Im Sommer hatten mehrere Koranschändungen in Schweden in der islamischen Welt Empörung ausgelöst (hier lesen Sie mehr dazu).

In einem nicht verifizierten Video auf der Plattform X (vormals Twitter) war zu sehen, wie ein Mann mit einer orangefarbenen Neonjacke auf einem Bürgersteig an einer Hauptstraße seelenruhig eine automatische Waffe auspackt. Als ein Auto vorbeifährt, ist ein Schuss zu hören, doch das Auto fährt weiter. Wenig später hält ein weiterer Wagen, es ertönen wieder zwei Schüsse. Dann steigt der mutmaßliche Täter auf einen Motorroller und rast davon. Diese Szene hat sich vermutlich abgespielt, bevor der Mann die zwei Menschen an einem anderen Ort erschoss.

Ein Zusammenhang mit dem Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas wurde am Tag zuvor noch ausgeschlossen, am Dienstag sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem Sender VRT: "Aber wir haben inzwischen festgestellt, dass er in seinen sozialen Medien eine Reihe von Unterstützungsbekundungen für das palästinensische Volk geteilt hat." Das könnte also doch eine Rolle gespielt haben.

Was ist über die Todesopfer bekannt?

Bei dem Angriff kamen zwei schwedische Staatsbürger ums Leben, bestätigte der belgische Regierungschef De Croo auf X. Mehreren Medienberichten zufolge handelt es sich bei den Opfern um schwedische Fußballfans.

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Der Mann, der derzeit noch in Lebensgefahr schwebt, soll ebenfalls schwedischer Staatsangehöriger sein, berichtete die belgische Nachrichtenseite "La Libre". Weitere Informationen zu den Opfern waren zunächst nicht bekannt.

Das sind die Reaktionen auf das Attentat

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach von einem "feigen Anschlag" und drückte den Menschen in Schweden ihr Beileid aus. Der belgische EU-Ratspräsident Charles Michel schrieb auf X: "Das Herz Europas wird von Gewalt getroffen. Mein Mitgefühl gilt den Familien der Opfer des tödlichen Anschlags im Zentrum von Brüssel." Der belgische Königspalast zeigte sich "schockiert" und drückte seine "Unterstützung für die Sicherheitskräfte aus, die alles tun, um den Urheber der Taten zu fassen", hieß es auf X.

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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach von einem "islamistischen Terroranschlag" und erklärte, Europa sei "erschüttert". "Vor wenigen Minuten wurde Brüssel erneut von einem islamistischen Terroranschlag getroffen, der offenbar (...) mindestens zwei weitere Europäer, zwei Schweden, das Leben gekostet hat", sagte Macron am Montag bei einem Staatsbesuch in Albanien.

Der schwedische Fußballnationaltrainer Janne Andersson sagte über die Geschehnisse: "Ich kam in die Umkleidekabine, und als wir anfingen zu reden, waren wir uns hundertprozentig einig, dass wir aus Respekt vor den Opfern und ihren Familien nicht weitermachen wollten." Und weiter: "Ich werde so traurig. Als Schwede ... tut es mir sehr leid. In der Pause sollte ich mich gut mit den Spielern unterhalten, aber als ich das hörte, fing ich fast an zu weinen. (...) Es ist völlig widerlich."

Auch der Rat der Muslime in Belgien verurteilte das Attentat. Er forderte die Behörden "zu größter Entschlossenheit auf, um unsere nationale Gemeinschaft zu schützen und so schnell wie möglich Licht ins Dunkel zu bringen".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
  • lalibre.be: "Attentat à Bruxelles : la chasse à l'homme se poursuit, "des vies pulvérisées par la folie terroriste" selon De Croo (DIRECT)" (französisch)
  • Recherche auf twitter.com
  • standaard.be: "Man neergeschoten in Schaarbeek, mogelijk gaat het om verdachte van aanslag" (niederländisch)
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