Deutschland "zentrale Stelle" Hunderte Millionen Euro Schaden: Betrüger zocken Bürger ab

In einer international koordinierten Aktion sind Ermittler gegen mutmaßliche Betrugs- und Geldwäschenetzwerke vorgegangen.
Hunderte Millionen Euro Schaden, zahlreiche Verdächtige – und noch viel mehr Opfer. Auf drei Kontinenten sind Ermittler in einer koordinierten Aktion gegen mutmaßliche Betrugs- und Geldwäschenetzwerke vorgegangen. Das Bundeskriminalamt (BKA) geht von 4,3 Millionen Geschädigten in 193 Ländern aus.
Insgesamt 18 Verdächtige wurden im Rahmen der "Operation Chargeback" festgenommen. Am Dienstag erfolgten Durchsuchungen in Deutschland, Italien, Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, Singapur, Spanien, den USA und Zypern. Die Festnahmen erfolgten im In- und Ausland.
- Bei Tempo 140: Pärchen hat Sex auf der Autobahn
- Ermittler offenbaren neue Details: Leiche von achtjährigem Fabian wurde angezündet
Die Masche der Betrüger war laut BKA, die Kreditkartendaten der Betrugsopfer zu nutzen, um mittels der professionellen Scheinwebseiten für vermeintliche Streaming-, Dating- und Unterhaltungsangebote monatliche Beträge abzubuchen. "Die monatlich abgebuchten Beträge wurden dabei bewusst klein gehalten und mit kryptischen Verwendungszwecken versehen", teilte das BKA mit. "Dadurch konnten viele Kreditkarteninhaber die Abbuchungen nicht eindeutig zuordnen oder erkannten die unberechtigte Abbuchung nicht."
Der tatsächlich entstandene Schaden soll mehr als 300 Millionen Euro betragen, weitere geplante Abbuchungen in Höhe von rund 750 Millionen Euro seien nicht verwirklicht worden, hieß es – etwa weil Kreditkartendaten veraltet waren.
In Deutschland durchsuchten Ermittler 29 Objekte in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein. Dabei waren mehr als 250 Beamte im Einsatz, darunter auch Steuerfahnder und Beamte der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Allein in Deutschland wurden Vermögenswerte in Höhe von 35 Millionen Euro gesichert.
Deutschland war Zentralstelle für die Betrüger
Ausgangspunkt für die "Operation Chargeback" waren Analyseergebnisse der deutschen Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen. Seit Dezember 2020 lief ein Ermittlungsverfahren. Die 300 Millionen Euro Schaden entstanden durch kriminelle Aktivitäten in der Zeit von 2016 bis 2021.
Das von der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz und dem BKA geführte Verfahren richtet sich gegen insgesamt 44 Verdächtige. Die Beschuldigten stehen in Verdacht, zur Abwicklung von Zahlungen die Infrastruktur von vier großen deutschen Zahlungsdienstleistern missbraucht zu haben. "Der Finanzplatz Deutschland diente den Tätern somit als zentrale Stelle zur Vereinnahmung und Verteilung der betrügerisch erlangten Gelder", teilte das BKA mit.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen AFP, dpa und Reuters
- bka.de: Mitteilung des Bundeskriminalamtes vom 5. November 2025
- bka.de: Mitteilung des Bundeskriminalamtes vom 4. November 2025