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Maria Bögerl: Fall der Bankiersgattin begann vor fünf Jahren


"Meine Gedanken sind noch häufig bei der Familie Bögerl"

dpa, Von Nico Pointner

11.05.2015Lesedauer: 3 Min.
Fünf Jahre nach der Entführung und Ermordung von Maria Bögerl tappen die Ermittler noch immer im Dunkeln.Vergrößern des BildesFünf Jahre nach der Entführung und Ermordung von Maria Bögerl tappen die Ermittler noch immer im Dunkeln. (Quelle: dpa-bilder)
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Vor fünf Jahren nahm einer der spektakulärsten Kriminalfälle der jüngeren deutschen Geschichte seinen Lauf: Mit der Entführung der Bankiersgattin Maria Bögerl begann ein Fall mit dramatischen Wendungen - der bis heute ungelöst ist.

"Meine Gedanken sind noch häufig bei der Familie Bögerl", sagt die 72-jährige Frau in der Gärtnerei in Schnaitheim. Sie topft gerade ein paar kleine Pflanzen ein. Die Frau will ihren Namen nicht in den Medien lesen. Sie wohnt nah beim ehemaligen Haus von Maria Bögerl. Die ermordete Bankiersgattin war eine ihrer Nachbarinnen.

"Sie hat mich immer gefragt, wann ihre Bäume im Garten denn endlich wachsen", erzählt sie traurig. "Jetzt muss man sie schon alle schneiden, und sie sieht es gar nicht mehr."

Übergabe des Lösegeldes gescheitert

Der Tod von Maria Bögerl ist einer der großen ungelösten Mordfälle in Deutschland. Am 12. Mai 2010 wird die Frau des damaligen Heidenheimer Sparkassenchefs Thomas Bögerl aus ihrem Haus im Ortsteil Schnaitheim entführt. Die Täter verlangen 300.000 Euro, die Übergabe des Lösegelds scheitert.

Anfang Juni findet ein Spaziergänger die verweste Leiche der 54-Jährigen an einem Waldrand bei Heidenheim. Bögerl, zweifache Mutter, wurde erstochen. Ihr Ehemann tötet sich ein Jahr später selbst. Er war zuvor selbst in Verdacht geraten, in den Fall verwickelt zu sein.

"Immer wieder hört man was"

Laslo Cikos kann die Tat nach wie vor nicht fassen. "Dass eine Frau aus ihrem eigenen Haus entführt wird, mit ihrem eigenen Wagen, im kleinen Schnaitheim - das gibt's doch nicht", sagt er. Der 59-Jährige steht hinter der Kasse in seinem Kiosk.

Maria Bögerl habe öfter bei ihm eine Zeitung gekauft. Der Fall beschäftigt ihn vor allem, weil er immer wieder in den Medien ist. "Immer wieder hört man was, und immer wieder verliert sich die Spur." Gelöst wird der Fall seiner Meinung nach nicht mehr. "Das glaubt heute keiner mehr."

Ermittler sammelten über 10.000 Spuren

"Das ist schlecht für Schnaitheim", meint eine 83-jährige Frau. Bekannte aus Norddeutschland würden sie auf den Fall ansprechen, erzählt sie. Sie habe Maria Bögerl persönlich gekannt, immer gegrüßt. "Man will schon wissen, was da rauskommt", sagt sie.

Die Ermittler haben mittlerweile 10.156 Spuren gesammelt. "Das sind rund 25 Terabyte Daten", verkündete Staatsanwalt Armin Burger Ende April. Würde man die Spuren auf Papier drucken, könne man einen 270 Kilometer hohen Turm aus Blättern stapeln.

Ermittler tappen im Dunkeln

Rund ein Dutzend Beamte arbeiten in der Soko "Flagge" noch an dem Fall. Doch die Ermittler tappen im Dunkeln. Sie haben Rückschläge erlitten, wurden kritisiert, von falschen Zeugen an der Nase herumgeführt. Der Fall ist weiter ungelöst.

Dabei haben sie allerhand versucht. Sogar ein Archäologe durchkämmte das Waldstück Millimeter für Millimeter - vergebens. Auch Speichelproben brachten keine heiße Spur. Im Auto von Bögerl hatte die Polizei DNA-Spuren entdeckt, mutmaßlich von den Entführern. Tausende Männer aus Neresheim und Giengen an der Brenz beteiligten sich an einem Massentest.

Kommt der Fall Bögerl zu den Akten?

"Der größte Blödsinn", findet Alexander Sasulin heute. Der 58-Jährige Neresheimer gab wie fast alle Männer der Gemeinde eine Speichelprobe ab. "Fast jeder wurde verdächtigt", sagt er. "Aber sie haben nichts gefunden." Sasulin glaubt, dass der Täter oder die Täter längst über alle Berge sind, irgendwo im Ausland stecken.

Kommt der Fall Bögerl zu den Akten? Noch bearbeiten die Ermittler rund 30 Sachverhalte. Aber auch die Staatsanwaltschaft kann sich vorstellen, dass die Soko "Flagge" aufgelöst wird. Doch: "Solange es Ermittlungsansätze gibt, sind wir es den Angehörigen schuldig, den Ansätzen nachzugehen", sagt Staatsanwalt Burger. Und die gibt es immer noch: Mehr als 20 Männer wurden zum Beispiel per Beschluss zur DNA-Probe aufgefordert, mehrere Tests stehen noch aus.

"Kommissar Zufall spielt eine Rolle"

"In der Vergangenheit wurden Fälle auch immer wieder nach Jahren aufklärt", weiß auch Thomas Bliesener, Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Selbst wenn ein Fall zu den Akten kommt: Mord verjährt nie, die Ermittlungen werden nie ganz eingestellt.

Bei alten Kriminalfällen sei es stets sinnvoll für die Ermittler, alle paar Jahre mit neuen kriminalistischen Methoden in die Akten zu schauen, sagt Bliesener. "Kommissar Zufall spielt immer wieder eine Rolle." Womöglich auch im Mordfall Maria Bögerl.

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