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Nach Polizeieinsatz: YouTuber "Drachenlord" deaktiviert seine Videos


YouTuber "Drachenlord" deaktiviert seine Videos

Von Jan-Henrik Wiebe

Aktualisiert am 23.08.2018Lesedauer: 3 Min.
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Teilnehmer einer Hass-Demo gegen den Youtuber "Drachenlord". Trotz eines Versammlungsverbots waren mehrere Hundert Menschen zu der Demonstration gekommen.Vergrößern des Bildes
Teilnehmer einer Hass-Demo gegen den YouTuber "Drachenlord". Trotz eines Versammlungsverbots waren mehrere Hundert Menschen zu der Demonstration gekommen. (Quelle: David Oßwald/News5/dpa-bilder)

Die Hetzjagd gegen den YouTuber "Drachenlord"

Unglaubliche Szenen spielten sich am Montag in der mittelfränkischen Provinz ab. Bis zu 600 Menschen versammelten sich vor dem Haus des YouTubers "Drachenlord" in Emskirchen, wie ein Polizeisprecher t-online.de auf Nachfrage mitteilte. Zuvor gab es Aufrufe in sozialen Medien, das Anwesen zu stürmen. Das Motto der Mobbing-Meute: "Dem Drachenlord das Fürchten lehren" [sic]. In seinen Videos ruft der YouTuber immer wieder provozierend dazu auf, ihn doch zu besuchen. Diese Einladung nahmen nun Hunderte "Drachenlord"-Hasser an. Inzwischen hat der 29-jährige Rainer Winkler, wie der YouTuber im echten Leben heißt, seine Videos deaktiviert. Bis mindestens Ende des Jahres soll sein Account deaktiviert bleiben – vielleicht auch länger, so der "Drachenlord". Nur seinen kommentierten Musikstream auf YouNow soll es weiter geben.

Mit seinen Videos über Metal-Musik, Videospiele und seinen Alltag ist der 29-jährige Rainer Winkler zu einer provozierenden Kultfigur auf YouTube geworden. Manche mögen ihn – viele hassen seine Videos. Die Abneigung gegen den Metal-Fan mit seinen knapp 77.000 Followern auf YouTube hat am Montag jedoch absurde Züge angenommen. Trotz eines Versammlungsverbotes des Landratsamtes und dessen Bestätigung durch das Verwaltungsgericht Ansbach waren Hunderte in das 40-Seelen-Nest gereist – teilweise sogar aus anderen Bundesländern. Und das nur, weil sie ihn hassen.

USK-Einheit sichert Haus von YouTuber

Um die Situation unter Kontrolle zu bekommen, wurde am Abend sogar das Unterstützungskommando (USK) der bayerischen Polizei vom DFB-Pokalspiel SpVgg Greuther Fürth gegen Borussia Dortmund abgezogen. "Sie waren die einzigen freien Kräfte in der Nähe", erklärt der Sprecher.

Die Beamten riegelten den Ort zeitweise ab und versuchten, die Versammlungsteilnehmer aus dem Dorf herauszudrängen. Unbekannte zündeten Böller und setzten eine Fläche von mehreren Quadratmetern in Brand. Die Feuerwehr hatte den Brand schnell unter Kontrolle.

Emskirchen kommt erst gegen Mitternacht zur Ruhe

Wie der Sprecher der Polizei in Nürnberg t-online.de schildert, hatten sich die "Drachenlord"-Hasser bereits in den frühen Morgenstunden versammelt, erst gegen Mitternacht habe sich der Trubel langsam gelegt. Im Laufe der verbotenen Versammlung kam es außer dem Brand zu einer Sachbeschädigung an einer Bushaltestelle sowie einem Zaun. "Insgesamt blieb es aber friedlich, niemand wurde verletzt", heißt es von der Polizei.

Für die Polizei ist der selbst ernannte "Drachenlord" kein Unbekannter. "Fast täglich kommen Leute vorbei, um den 'Drachenlord' zu sehen oder zu provozieren", sagt die Polizei. Nicht immer müssten die Beamten einschreiten, aber die Anwohner seien schwer genervt, auch weil er nicht aufhöre zu posten. Selbst seine Adresse hat der 29-jährige Rainer Winkler für kurze Zeit im Internet veröffentlicht.

Ein Ende des Streits ist nicht in Sicht. Selbst mit einer Drohne sind die "Drachenlord"-Hasser bereits über das Anwesen des YouTubers geflogen und filmten in die Fenster des Hauses hinein. Über Chaträume im Internet verabreden sich die Feinde des YouTubers und melden bei der Polizei Vergewaltigungen und Amokläufe unter der Adresse des "Drachenlords". "Swatting" nennt sich diese Art von Mobbing, bei der Opfer bei den Behörden für nie begangene Straftaten angeschwärzt werden.

Der 29-jährige Franke lebt zum Teil auch von dem Hass. Jeder Klick auf seine Videos bringt ihm Werbeeinnahmen von YouTube. Nebenbei betreibt er einen Shop mit Fanartikeln.

Kein Ende in Sicht

Vor zwei Jahren wurde ein damals 24-jähriger Niedersachse durch das Landgericht Nürnberg wegen Cyberstraftaten in mehr als 120 Fällen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Unter anderem hatte er einen größeren Polizei- und Feuerwehreinsatz bei dem YouTuber ausgelöst. Ein Prozessbeobachter sagte damals zu Nordbayern.de: "YouTuber wie 'Drachenlord' leben ja hauptsächlich von uns Hatern und wir von ihnen. Erst als wir damit angefangen haben, ihn zu verarschen, wurde er eine Internetbekanntheit." Dass dieser Teufelskreis also in naher Zukunft endet, ist nicht abzusehen.

Verwendete Quellen
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