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Geiselnahme in Köln: Polizei schließt Terror-Motiv nicht aus


Polizei schließt Terror als Motiv nicht aus

  • Jonas Mueller-Töwe
  • Lars Wienand
Von Jonas Mueller-Töwe, Lars Wienand

Aktualisiert am 16.10.2018Lesedauer: 4 Min.
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Geiselnahme in Köln: Polizeibeamte verlassen nach Ende des Einsatzes den Hauptbahnhof.Vergrößern des Bildes
Geiselnahme in Köln: Polizeibeamte verlassen nach Ende des Einsatzes den Hauptbahnhof. (Quelle: Oliver Berg/dpa-bilder)

Eine Geiselnahme im Kölner Hauptbahnhof ist von der Polizei gewaltsam beendet worden. Der Täter hatte einen Brandsatz in einem Restaurant gezündet. Er könnte ein terroristisches Motiv gehabt haben.

Nach der Geiselnahme am Kölner Hauptbahnhof schließen Polizei und Staatsanwaltschaft einen Terroranschlag nicht aus. "Wir ermitteln in alle Richtungen", erklärten die Ermittler bei einer Pressekonferenz. Vor der Geiselnahme hatte der Mann in einer McDonalds-Filiale einen Brandsatz gezündet, sagte Einsatzleiter Klaus Rüschenschmidt von der Polizei Köln.

Laut Polizei habe der Täter Passanten zufolge gesagt, er gehöre zur Terrorgruppe "Daesh". Neben Brandbeschleuniger hatte er auch Gaskartuschen bei sich, in der McDonalds-Filiale wurden weitere Molotowcocktails gefunden, die der Mann offenbar dort zurückgelassen hatte.

Daesh
Daesh ist eine andere Bezeichnung für den IS. Es ist ein Name, der im arabischen Raum geringschätzig für die Terrororganisation verwendet wird. IS-Anhänger lehnen diese Bezeichnung eigentlich ab, in IS-Gebieten war die Verwendung verboten.

Nach Gesprächen mit dem Täter griffen Spezialeinsatzkräfte um etwa 15 Uhr zu. Der Mann hatte dort brennbare Flüssigkeiten verteilt, das war laut Polizei der Zeitpunkt des Zugriffs. Er habe auch noch versucht, in der Apotheke die als Geisel genommene Frau anzuzünden. Drei Beamte der Spezialeinsatzkräfte der Polizei NRW feuerten, mehrere Körpertreffer stoppten den Mann. Eine Notärztin der GSG 9 begann sofort mit der Versorgung des Mannes. Er wurde am Abend notoperiert, so die Polizei.

Täter ist möglicherweise Syrer

Bei ihm könnte es sich um den Inhaber eines Ausweises handeln, den die Polizei in der Apotheke gefunden hat. Dieser gehört einem 55 Jahre alten Syrer, der seit 2016 in Köln lebt und eine Duldung bis 2021 erhalten hat. Der Inhaber der Papiere sei durch Diebstähle und Körperverletzungen polizeibekannt.

Als Islamist sei die Person aber nicht bekannt gewesen, so der Einsatzleiter der Polizei. Zudem sei es derzeit auch noch unklar, ob der Täter tatsächlich die Person ist, zu der die Papiere gehören. Die Polizei hat Hinweise, dass er eine im McDonalds zurückgelassene Tasche und freies Geleit forderte und die Freilassung einer Tunesierin forderte. Das gibt der Polizei auch noch Rätsel auf. Er habe nicht einmal einen Namen genannt, so ein Sprecher zu t-online.de.

Kunde in anderer Apotheke sprach mit Geiselnehmer

Der Kontakt zum Täter lief über Telefon – über einen Kunden in einer anderen Apotheke. Die Apotheke im Hauptbahnhof steht in Verbindung mit der nahen Dom-Apotheke, dort war zufällig gerade ein Kunde gewesen, der arabisch spricht. Dieser Mann wurde für die Polizei zum Draht zu dem Geiselnehmer.

Beim Zugriff waren Explosionen zu hören. Dabei handelte es sich um Blendgranaten der Polizei. Das bedeutet mindestens anderthalb Sekunden Zeit, um den abgelenkten Täter zu überwältigen. Augenblicke später hatte die Polizei auch gemeldet, der Täter sei unter Kontrolle. Sie schob dann nach: Er wurde bei dem Zugriff schwerst verletzt und musste wiederbelebt werden.

Eine Frau, die er in einer Apotheke als Geisel genommen hatte, überstand das schreckliche Erlebnis mit mittelschweren Verletzungen, so ein Sprecher der Feuerwehr. Die Feuerwehr hatte beim Eintreffen das Problem, dass sie zunächst nicht wusste: Können Sie überhaupt Droht vielleicht noch ganz andere Gefahr als vom Feuer? Das war beim Eintreffen bereits erloschen.

Stewardess schilderte dramatischen Moment

Als die Geiselnahme noch lief, hatte ein TV-Sender bereits gemeldet, der Täter habe ein Mädchen mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und angezündet. Von der Polizei gab es dazu Antwort erst am Abend. Vorher hieß es: "Bitte warten Sie auf offizielle Informationen und verbreiten Sie keine Gerüchte und Spekulationen!"

Stewardess Larissa da Silva Lima (25) hatte der dpa berichtet, sie habe vom Platz vor dem Bahnhof aus plötzlich "mehrere Schreie, sehr hysterische Schreie" gehört. Sie habe sich umgedreht - und dann habe sie Flammen gesehen in einem Bahnhofsrestaurant. Es ist in direkter Nachbarschaft der Apotheke in dem Teil des Bahnhofs, der vom Dom abgewandt ist.

Dann seien zwei Mädchen aus dem Restaurant gerannt, so die Augenzeugin. Bei einem der Mädchen habe der Schuh gebrannt. Die Flammen hätten bis zur Hüfte geschlagen. "Dann kam auch schon ein Passant und hat versucht, dem Mädchen zu helfen." Irgendwann habe der Passant es geschafft, dem Mädchen den Schuh auszuziehen.

Es ist die 14-Jährige, von der die Polizei dann am Abend in der Pressekonferenz berichtete. Die Polizei erklärte dort, dass der Mann in dem Fast-Food-Restaurant Benzin vergossen und entzündet hatte, dazu eine Schusswaffe dabei gehabt habe. Ob es eine scharfe Schusswaffe war, konnte die Polizei zunächst nicht sagen.

Der Kölner Hauptbahnhof – direkt neben dem Dom – ist einer der größten Bahn-Knotenpunkte der Republik. Täglich durchfahren ihn rund 1300 Züge, bis zu 280 000 Reisende drängen sich auf den elf Gleisen. Entsprechend groß war das Chaos. Da auch die Schnellstrecke nach Frankfurt nach dem ICE-Brand vom Freitag gesperrt ist, stand nahezu der komplette Bahnverkehr rund um Köln still.

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Während der Einsatz lief, mahnte die Polizei in sozialen Medien: "Posten Sie keine Fotos/Videos vom Polizeieinsatz! Streamen Sie nicht live, damit unterstützen Sie den Täter!" Nach dem Ende des Einsatzes hofft die Polizei nun auf Bilder, die mehr zum Ablauf beitragen könnten. Sie hat gebeten, Videos und Bilder auf dem Hinweisportal hochzuladen.

Verwendete Quellen
  • mit Material von dpa
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