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Salman Rushdie kann wieder atmen – Sorge um Dauerschäden nach Messerangriff


Festgenommener plädiert auf nicht schuldig
Salman Rushdie nach Attentat nicht mehr am Beatmungsgerät

Von dpa, afp, reuters
Aktualisiert am 14.08.2022Lesedauer: 3 Min.
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Angriff während Event: Die Polizei durchsucht nun die Wohnung des 24-jährigen Rushdie-Angreifers. (Quelle: Reuters)
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Nach einem Messerangriff wird der Autor Salman Rushdie weiter medizinisch versorgt. Er soll aber wieder sprechen und selbstständig atmen können.

Der Gesundheitszustand des Schriftstellers Salman Rushdie befindet sich nach dem Messerangriff vom Freitag auf dem Wege der Besserung. "Er ist nicht mehr an das Beatmungsgerät angeschlossen, der Weg zur Genesung hat also begonnen", schrieb sein Agent Andrew Wylie am Sonntag in einer E-Mail an Reuters. "Es wird lange dauern, die Verletzungen sind schwer, aber sein Zustand bessert sich."

Am Samstag hatte Wylie erklärt, Rushdie werde wahrscheinlich ein Auge verlieren. Zudem seien Nerven in seinem Arm durchtrennt worden.

Rushdies Familie äußerte sich "extrem erleichtert", dass der 75-Jährige seit Samstag nicht mehr auf ein Beatmungsgerät angewiesen sei. "Obwohl seine lebensverändernden Verletzungen ernst sind, bleibt sein üblicher forscher und aufsässiger Sinn für Humor intakt", fügte sein Sohn Zafar Rushdie im Onlinedienst Twitter hinzu.

Mutmaßlicher Täter plädiert auf nicht schuldig

Gegen den Mann, der den Schriftsteller im US-Bundesstaat New York auf der Bühne angegriffen hatte, wird wegen versuchten Mordes zweiten Grades und Körperverletzung zweiten Grades ermittelt, wie die Polizei am Samstag (Ortszeit) mitteilte.

Angaben seines vom Gericht bestellten Anwalts zufolge plädierte er auf "nicht schuldig". Der 24 Jahre alte mutmaßliche Täter sitzt demnach in Untersuchungshaft. Zu einem Tatmotiv gab es weiter keine Angaben. Mord zweiten Grades ist ein eigenständiger Tatbestand im US-Rechtssystem zum Tod eines Menschen. Er kann im Bundesstaat New York mit jahrelangen Haftstrafen belegt werden.

Seit Jahrzehnten verfolgt

Rushdie war am Freitagvormittag (Ortszeit) bei einer Veranstaltung in Chautauqua im Westen New Yorks attackiert worden. Wenige Minuten zuvor hatte er die Bühne betreten, um über verfolgte Künstler zu sprechen.

Rushdie wird seit Jahrzehnten von religiösen Fanatikern verfolgt. Wegen seines Werks "Die satanischen Verse" aus dem Jahr 1988 hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ajatollah Chomeini zur Tötung des Autors aufgefordert. Er warf Rushdie vor, in seinem Roman den Islam, den Propheten und den Koran beleidigt zu haben.

Weltweite Verurteilung des Angriffs auf Rushdie

In dem Buch kommt unter anderem eine Figur vor, die dem Propheten Mohammed ähnelt. Die Kritik lautet, dass Rushdie den göttlichen Ursprung des Koran in Frage stellte. Auf das Todesurteil folgten damals eine dramatische Flucht Rushdies und jahrelanges Verstecken. Seit mehr als 20 Jahren lebt er nun in New York.

Zahlreiche Politiker verurteilten die Gewalttat gegen Rushdie und betonten die Bedeutung von Grundrechten und Meinungsfreiheit. US-Präsident Joe Biden lobte, Rushdie habe sich nicht einschüchtern lassen und stehe für "wesentliche, universelle Werte" wie Wahrheit, Mut und Widerstandsfähigkeit. Der EU-Außenbeauftragt Josep Borrell schrieb bei Twitter: "Eine internationale Ablehnung solcher krimineller Handlungen, die Grundrechte und Freiheiten verletzen, ist der einzige Weg zu einer besseren und friedlicheren Welt."

Der israelische Regierungschef Jair Lapid sah die Schuld an dem Angriff auch bei der Führung des Irans. Der Vorfall sei "das Resultat von Jahrzehnten der Aufwiegelung, angeführt durch das extremistische Regime in Teheran", schrieb Lapid am Samstagabend bei Twitter.

Baerbock: "Was für eine abscheuliche Tat"

Von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hieß es: "Wer diesen Mordanschlag nun auch noch rechtfertigt, verbreitet nichts anderes als Hass und Extremismus. Wer an ein friedliches Zusammenleben glaubt, muss sich dem klar und konsequent entgegenstellen." Kanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb bei Twitter: "Was für eine abscheuliche Tat!". Er wünschte dem Autor viel Kraft für die Genesung.

Das deutsche PEN-Zentrum in Darmstadt verurteilte den Anschlag auf den Schriftsteller ebenfalls scharf. "Wir sind zutiefst schockiert über den Angriff", teilte am Samstag Generalsekretärin Claudia Guderian mit. Der Schriftsteller lebe "für die Freiheit des Wortes" seit nunmehr 30 Jahren unter Todesbedrohung. "Einen solchen Anschlag auf sein Leben hat es bislang nicht gegeben."

Die britische Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling wurde nach dem Angriff auf Rushdie online bedroht. Rowling hatte am Freitag auf Twitter ihr Entsetzen über die Gewalttat ausgedrückt und über Rushdie geschrieben: "Ich hoffe, er ist okay." Daraufhin antwortete ein anderer Nutzer: "Keine Sorge, du bist die nächste." (original: "Don"t worry you are next"). Die schottische Polizei hat deshalb nun Ermittlungen gegen den Urheber der Drohung eingeleitet.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP, dpa und Reuters
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