Wende in Fall Kinder sollen mit Klebeband an Stühle gefesselt worden sein

Zwei Erzieherinnen sollen Kinder mit Klebeband an Stühle gefesselt haben. Die Staatsanwaltschaft stellt die Ermittlungen zunächst ein, doch dann gibt es eine Wende.
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft erschüttern die 1.250-Einwohner-Gemeinde Sommerkahl in Unterfranken. Zwei Erzieherinnen der örtlichen Kita werden Körperverletzung und Freiheitsberaubung vorgeworfen, wie mehrere Medien übereinstimmend berichteten. Die zuständige Staatsanwaltschaft Aschaffenburg war für t-online nicht zu erreichen.
Zuerst berichtete der örtliche Sender Radio Primavera über die Vorwürfe. Mehrere Eltern hatten sich bei dem Sender mit einem Hilferuf gemeldet: "Wir brauchen euch", schrieben sie in einer anonymen E-Mail, versehen mit drei Ausrufezeichen.
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"Ihr dürft es zu Hause nicht erzählen"
Laut der Mitteilung sollen Beschäftigte des Kindergartens Kinder mit Klebeband an Stühlen fixiert haben, damit sie still sitzen. Eine Mutter, die anonym bleiben will, berichtete: "Wir haben erst davon erfahren, als gewisse Kinder angefangen haben, darüber zu reden." Jetzt sei klar, "warum so viele Kinder nicht gerne in die Gruppe des Kindergartens gegangen sind", so die Mutter.
Den Kindern sei im Kindergarten gesagt worden: "Ihr dürft es zu Hause nicht erzählen – sonst gibt's Ärger." Die Taten sollen zwischen Februar und März 2025 passiert sein. Für die beiden Erzieherinnen gilt die Unschuldsvermutung.
Inzwischen hat sich auch die Gemeinde Sommerkahl zu Wort gemeldet. In einer auf der Webseite veröffentlichten Stellungnahme hieß es, man nehme die Vorwürfe sehr ernst. Bereits seit April befinde man sich in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft. Doch obwohl die Gemeinde früh von den Vorwürfen wusste, durften die Erzieherinnen offenbar zunächst weiterarbeiten, schilderten besorgte Eltern Radio Primavera.
Recherchen: Viele Eltern wussten nichts von den Ermittlungen
Die Gemeinde betont: "Wir wollen für die Kinder und die Eltern da sein und die Vorwürfe, die im Raum stehen, aufklären." Doch nach Recherchen der Zeitung "Main-Echo" wussten die meisten Eltern bis vor Kurzem noch gar nichts von den Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft hatte demnach die Ermittlungen zwischenzeitlich sogar eingestellt, dann aber wieder aufgenommen. "Um eine umfassende Aufklärung der Vorwürfe sicherzustellen", wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Zeitung sagte.
Erst am Dienstag hieß es, die beiden Erzieherinnen seien inzwischen nicht mehr im Dienst. Laut "Main-Echo" sind sie seit vergangener Woche nicht mehr für die Kita tätig.
Die Staatsanwaltschaft sprach auf "Bild"-Nachfrage von zwei möglichen Opfern. Insgesamt gibt es in der Kita im unterfränkischen Sommerkahl rund 60 Betreuungsplätze.
- bild.de: "Staatsanwalt: Kita-Erzieherinnen sollen Kinder an Stühle geklebt haben"
- gemeinde-sommerkahl.de: "Vorwürfe gegen den Kindergarten Sommerkahl – Stellungnahme"
- rtl.de: "Sommerkahl (Bayern): Damit sie stillsitzen – Erzieherinnen sollen Kinder an Stühle geklebt haben"
- primavera24.de: "Sommerkahl: Kita-Erzieher wegen Vorwürfen nicht mehr im Dienst"
- primavera24.de: "Misshandlungsvorwürfe gegen Kita-Erzieherin"
- main-echo.de: "Ermittlungen gegen Kindergärtnerinnen in Sommerkahl: Pikantes Detail dürfte Unmut über Behörden vergrößern"