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Monster-Hurrikan wälzt sich durch Karibik: Countdown zur Katastrophe


"Kein Ort wird dem Zorn entkommen"
Monster-Hurrikan bewegt sich auf Urlaubsparadies zu


Aktualisiert am 28.10.2025Lesedauer: 5 Min.
Hurrikan "Melissa" nähert sich Jamaika: Der Sturm bedroht die Insel. Schon jetzt erreicht er Windgeschwindigkeiten von bis zu 260 Kilometern pro Stunde.Vergrößern des Bildes
Hurrikan "Melissa" nähert sich Jamaika: Der Sturm bedroht die Insel. Schon jetzt erreicht er Windgeschwindigkeiten von bis zu 260 Kilometern pro Stunde. (Quelle: windy.com )
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Mörderisch langsam kriecht ein Monster-Hurrikan durch die Karibik. Sein nächstes Ziel: Jamaika. Die Behörden warnen vor "katastrophalen Sturzfluten". Und die große Frage ist: Wohin wendet sich das Ungetüm als Nächstes?

Innerhalb weniger Stunden ist aus einem Tropensturm ein Monster-Hurrikan geworden. "Melissa" hat sich über der brodelnden Karibik in einem Tempo verstärkt, das Meteorologen weltweit alarmiert. Und nun rast ein Sturm auf Jamaika zu, der alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen könnte.

Mit Windgeschwindigkeiten von rund 260 Kilometern pro Stunde tobt "Melissa" inzwischen als Hurrikan der Kategorie 5 durch die Karibik. Das ist die höchste Stufe auf der Saffir-Simpson-Skala. "Melissa" gehört damit zu den wenigen Stürmen, die diese Marke jemals erreicht haben. Der Unterschied: Keiner von ihnen hat je mit dieser Gewalt Kurs auf Jamaika genommen.

Das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) warnt: Der Hurrikan der Superlative wird am Dienstagmorgen (Ortszeit) auf Jamaika treffen – als der stärkste Hurrikan, der jemals auf der Insel registriert wurde.

Vom Tropensturm zum Hurrikan-Monster in 36 Stunden

Mit einer Geschwindigkeit von nur fünf bis sieben Kilometern pro Stunde nähert sich der Sturm unaufhörlich der Insel – ein langsames, aber umso gefährlicheres Ungetüm, das tagelang Regen, Wind und Sturmfluten über der verhältnismäßig kleinen Region abladen kann.

Was den Hurrikan so gefährlich macht, ist nicht nur seine ungeheure Stärke – sondern auch, wie schnell er diese erreicht hat. Innerhalb von nur 36 Stunden hat sich die maximale Windgeschwindigkeit des Sturms mehr als verdoppelt – von einem tropischen Sturm zu einem Monster der Kategorie 5. Meteorologen sprechen von einer explosiven Intensivierung, wie sie bisher nur selten vorkam.

Video | So wird die Stärke von Hurrikans gemessen:
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Quelle: Glomex

Warmes Wasser der Karibik liefert Brennstoff für Hurrikan

Diese extreme Verstärkung ist jedoch kein Zufall, sondern ein beunruhigendes Symptom der neuen klimatischen Realität. Das außergewöhnlich warme Wasser der Karibik lieferte den Brennstoff für "Melissas" rasantes Wachstum.

Hurrikan "Melissa" ist dabei kein Einzelfall. Auch "Erin", "Gabrielle" und "Humberto" – drei weitere Atlantik-Hurrikane dieser Saison – zeigten eine ähnlich rasante Eskalation. Doch keiner bedroht dabei so direkt ein dicht besiedeltes Gebiet wie "Melissa" jetzt Jamaika.

Warnung vor "katastrophalen und lebensbedrohlichen Sturzfluten"

Noch ist der Hurrikan nicht über Jamaika hinweggezogen – doch der Sturm hat das Land längst im Griff. Bereits am Sonntag erreichten heftige Regenfälle die Insel. Die Regierung rief den Notstand aus: Für mehrere Küstenregionen, darunter Teile der Hauptstadt Kingston, wurden am Sonntagabend obligatorische Evakuierungsbefehle erlassen.

"Alle in Jamaika sollten jetzt Schutz suchen", warnte das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) am Sonntagmorgen. "Starke Winde und heftiger Regen heute und am Montag werden katastrophale und lebensbedrohliche Sturzfluten sowie zahlreiche Erdrutsche verursachen, bevor in der Nacht zu Montag und am Dienstagmorgen potenziell verheerende Winde einsetzen", hieß es in der Warnung.

"Kein Ort wird dem Zorn dieses Hurrikans entkommen"

Im gesamten Land wurden Notunterkünfte geöffnet, öffentliche Krankenhäuser in den Notfallmodus versetzt. "Alle planbaren Eingriffe wurden gestoppt, um Betten freizuhalten", erklärte Gesundheitsminister Christopher Tufton. Auch die Flughäfen haben den Betrieb eingestellt: Der Norman Manley International Airport schloss bereits am vergangenen Samstagabend, der Sangster International Airport am Sonntag.

Die Warnungen klingen eindringlich: "Es wird keinen Ort geben, der dem Zorn dieses Hurrikans entkommt", sagte Evan Thompson, Direktor des meteorologischen Dienstes Jamaikas.

Die langsame Zerstörungskraft des Hurrikans

"Melissa" bringt dabei orkanartige Winde, sintflutartige Regenfälle und eine Sturmflut, die ganze Küstenabschnitte verschlingen könnte. Das NHC spricht von einer Kombination, die "potenziell katastrophal" sei – insbesondere im Süden der Insel, wo der Sturm auf Land treffen soll.

Bis 1000 Liter pro Quadratmeter und meterhohe Wellen

"Die Sturmflut wird vor allem an der Südküste erwartet, insbesondere östlich des Zentrums, wenn der Sturm sich der Südküste nähert und auf Land trifft", erklärte Evan Thompson, Direktor des Meteorologischen Dienstes Jamaikas. Drei bis vier Meter hohe Wellen könnten auf die Küste treffen – dazu komme der Meeresspiegelanstieg durch den Sturm selbst, der das Wasser ins Landesinnere drücke.

Bis zu 100 Zentimeter Niederschlag erwarten die Meteorologen örtlich in Jamaika – eine ganze Jahresmenge innerhalb weniger Tage. Die Experten von wetter.de glauben sogar, dass in der Spitze bis zu 1000 Liter Regen auf den Quadratmeter fallen könnten.

Zum Vergleich: In Deutschland fallen im gesamten Jahr durchschnittlich rund 800 Liter. Hinzu kommen Windgeschwindigkeiten von bis zu 260 Kilometern pro Stunde, die Bäume entwurzeln, Dächer abdecken und Stromleitungen zerreißen könnten.

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Für die Bevölkerung bedeutet das: Es wird keinen sicheren Ort mehr geben, weder an den Küsten noch im Landesinneren. Der Sturm bringt nicht nur eine, sondern mehrere Bedrohungen mit sich – und jede für sich kann tödlich sein.

Ursachen der Eskalation

Hurrikan "Melissa" ist das Ergebnis eines Systems, das aus dem Gleichgewicht geraten ist. Drei Faktoren haben diesen Sturm so gefährlich gemacht: extrem warmes Wasser, komplexe Topografie und verzögerte Bewegung. Zusammen bilden sie ein Szenario, das Meteorologen als hochgefährlich einstufen.

Das Karibische Meer ist derzeit außergewöhnlich warm, die Temperatur liegt stellenweise deutlich über den langjährigen Durchschnittswerten. Das bedeutet: Der Sturm zieht nicht nur Energie aus der Wasseroberfläche, sondern wird permanent weiter aufgeladen. Normalerweise mischen tropische Wirbelstürme kaltes Tiefenwasser nach oben – doch in diesem Fall ist das warme Wasser so tief, dass Melissa ungebremst weiterwachsen kann.

Hinzu kommt die Gebirgsstruktur der Region: Jamaika, Haiti und die Dominikanische Republik sind geprägt von steilen Hängen, die bei anhaltendem Regen besonders anfällig für Erdrutsche sind. Meteorologen vergleichen die Situation mit Hurrikan "Helene", der 2024 in North Carolina ähnliche Zerstörung brachte – ausgelöst nicht durch Wind, sondern durch Wasser, das nicht abfließen konnte.

Hurrikan-Alarm in der Karibik

Ost-Kuba, die südlichen Bahamas sowie die Turks- und Caicosinseln befinden sich bereits ebenfalls in Alarmbereitschaft. Kuba hat für die östlichen Provinzen Granma, Santiago de Cuba, Guantánamo und Holguín eine Hurrikan-Warnung ausgesprochen. In Teilen Haitis gilt eine Tropensturmwarnung. Die Regierung der Bahamas hat eine Hurrikanbeobachtung für zentrale und südöstliche Gebiete ausgerufen.

Das US-Festland wird nach derzeitigem Stand nicht direkt betroffen sein, doch auch dort sind Begleiterscheinungen wie starker Wellengang und lebensgefährliche Strömungen an den Stränden der Ostküste zu erwarten.

Eine Bedrohung, die bis weit nach Mitteleuropa reicht

Doch Hurrikan "Melissa" bedroht nicht nur die Karibik. Die schiere Menge an Wasser, die dieser Sturm mit sich führt, ist gefährlich. Sollte der Hurrikan seine Feuchtigkeitsreserven Richtung Norden schleppen, könnten katastrophale Regenfälle selbst in weit entfernten Regionen folgen.

Noch bewegt sich der Monster-Hurrikan nordöstlich auf den offenen Atlantik zu – und genau das macht ihn gefährlich. Bleibt der Kern über dem warmen Meer, könnte sich der Hurrikan in einen sogenannten Hybridsturm verwandeln – ein Übergangssystem zwischen tropischem Zyklon und außertropischem Tief. Solche Stürme haben in der Vergangenheit mehrfach das europäische Wetter massiv beeinflusst. Sie verändern zum Beispiel Zugbahnen von Tiefs und Hochs über dem Kontinent. Die Folge: ungewöhnliche Wetterlagen – bis weit nach Mitteleuropa hinein.

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