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Hitzewelle im November in Deutschland? Wetter-Experten klären auf


21 Grad im November
Vermeintliche "Hitzewelle" in Deutschland – Experten klären auf


Aktualisiert am 06.11.2025Lesedauer: 3 Min.
Es ist ungewöhnlich mild: Die Karte zeigt die Temperatur-Anomalie in 1.500 Metern Höhe über Mitteleuropa.Vergrößern des Bildes
Es ist ungewöhnlich mild: Die Karte zeigt die Temperatur-Anomalie in 1.500 Metern Höhe über Mitteleuropa. (Quelle: GEM-Wettervorhersagemodell )
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Medien berichten von einer "Hitzewelle" in Deutschland. Aber: Kann das wirklich sein – mitten im November? Und: Wie warm wird es tatsächlich?

Eines ist klar: Über Mitteleuropa liegt derzeit ungewöhnlich warme Luft. Verantwortlich ist ein kräftiges Hochdruckgebiet über Osteuropa, das durch seine Drehbewegung im Uhrzeigersinn Wärme aus dem Süden bringt, Tiefs fernhält und für ruhiges und zeitweise sonniges Wetter sorgt.

Die Temperaturen klettern für einen November in bemerkenswerte Höhen und knacken aktuell mancherorts sogar die 20-Grad-Marke. Am Dienstag wurden im baden-württembergischen Müllheim 18,1 Grad gemessen. Am Mittwochmittag führte der Ort Pabstorf in Sachsen-Anhalt mit 21 Grad die Liste an. So hohe Temperaturen wurden in einem November noch nie an dieser Wetterstation gemessen.

Angesichts solcher Werte schreiben einige Medien jetzt von einer angeblichen "herbstlichen Hitzewelle". Aber: Kann im November tatsächlich von einer Hitzewelle die Rede sein?

Medien berufen sich auf Weltorganisation für Meteorologie

Der "Focus" und der "Weather Channel" bemühen für ihre Behauptung eine Definition der Weltorganisation für Meteorologie (WMO): Eine Hitzewelle liege demnach dann vor, wenn die Tageshöchsttemperatur an fünf aufeinanderfolgenden Tagen mindestens fünf Grad höher als der Durchschnitt der jeweiligen Periode ist.

Dies treffe diese Woche voraussichtlich im Raum Köln zu: Von Dienstag bis Samstag würden die Tageshöchstwerte aktuellen Prognosen zufolge jeden Tag mindestens um fünf Grad über den normalen Werten liegen.

Ungewöhnlich warm – aber auch nach WMO-Kriterien keine Hitze

Diplom-Meteorologe Dominik Jung bestätigt auf Anfrage von t-online zumindest dies: Aktuell ist es in Deutschland wirklich außergewöhnlich warm. Die Temperaturen würden eine "sehr deutliche positive Abweichung vom klimatologischen Mittel" bedeuten.

Betroffen sind weite Teile Deutschlands: Milde Temperaturen werden laut Jung vor allem im Westen, Südwesten und stellenweise im Rhein-Main-Gebiet erwartet, wo die milde Luftmasse am besten zur Wirkung komme. Auch in der Mitte und im Osten seien milde Werte möglich, dort hänge die Entwicklung allerdings stärker von der Sonneneinstrahlung ab.

Eine Hitzewelle sei dies aber keinesfalls, betont Jung – und das auch nach WMO-Kriterien nicht. Denn "Focus" und "Weather Channel" würden nur einen Teil der meteorologischen Definition heranziehen. Wesentlich für die WMO-Definition sei, dass die überdurchschnittlichen Temperaturen "als Hitze wirken bzw. eine thermische Belastung darstellen" müssten. Sprich: ohne echte Hitze keine Hitzewelle.

"Unfachliche oder übertriebene Aussagen"

Von einer Hitzewelle werde in Mitteleuropa in der Praxis nur gesprochen, wenn es an drei aufeinanderfolgenden Tagen 30 Grad heiß sei, betont Jung: "Diese Kriterien sind Anfang November bei Temperaturen um 18 bis 21 Grad selbstverständlich nicht erfüllt."

Der Meteorologe Jung wartet mit einer Spitze in Richtung der Kollegen vom "Weather Channel" auf. Leider seien die Bezeichnungen "Wetterexperte" und sogar "Meteorologe" in Deutschland nicht geschützt. Jede Person könne sich so nennen, auch ohne ein Studium oder eine meteorologische Ausbildung absolviert zu haben: "Dadurch tauchen in Medien und sozialen Netzwerken wiederholt unfachliche oder übertriebene Aussagen auf – wie etwa der Begriff 'Hitzewelle' bei 20 Grad im November."

Video | Temperaturgegensätze: So wird das Wetter in Ihrer Region
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Herbstlaub
Quelle: Glomex

Aktuell handele es sich, präzise und fachlich korrekt formuliert, lediglich um eine "ungewöhnlich milde Wetterphase bzw. eine markante positive Temperaturabweichung zur Jahreszeit – nicht um Hitze".

"November-Wärme" nähert sich dem Ende

So sieht das auch der Diplom-Meteorologe Jürgen Schmidt. "Ein heißer Tag hat Höchstwerte über 30 Grad, und nur bei einigen Tagen am Stück von über 30 Grad spricht man von einer Hitzewelle", erklärt er t-online. Er würde derzeit eher von "November-Wärme" sprechen.

Mit dieser sei es im Übrigen auch bald schon wieder vorbei: In den kommenden Tagen werde es langsam kühler. Ungefähr ab dem Wochenende würden die Temperaturen deutlich fallen.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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