Foto-Serie: Was US-Diplomaten von einzelnen Politikern halten
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Das Internetportal Wikileaks hat Ende 2010 Tausende von Geheimpapieren aus dem State Department - dem US-amerikanischen Außenministerium - veröffentlicht. Bei den brisantesten Dokumenten handelt es sich offenbar vor allem um diplomatische Depeschen, die zeigen, wie die USA die anderen Länder und ihre Regierungsvertreter sehen .Unter anderem über deutsche Politiker fällten die US-Diplomaten wenig schmeichelhafte Urteile.
In internen US-Akten heißt es dem Magazin "Spiegel" zufolge über die Kanzlerin: "Merkel ist methodisch, rational und pragmatisch." Unter Druck agiere sie "beharrlich, aber sie meidet das Risiko und ist selten kreativ". Die CDU-Politikerin bleibe lieber im Hintergrund, bis die Kräfteverhältnisse klar sind. Weil vieles an ihr abperle, werde die Regierungschefin intern in den US-Berichten "Angela 'Teflon' Merkel" genannt.
FDP-Chef Guido Westerwelle beschreiben Geheimberichte dem "Spiegel" zufolge als inkompetent, eitel und amerikakritisch. Die US-Diplomaten sehen ihn als "Rätsel" mit wenig außenpolitischer Erfahrung und einem "zwiespältigen Verhältnis zu den USA". Westerwelle sei eine unbekannte Größe mit "überschäumender Persönlichkeit". Werde er direkt herausgefordert, reagiere Westerwelle aggressiv und äußere sich abfällig über die Meinungen anderer Leute.
Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer gilt dem "Spiegel" zufolge bei den Amerikanern als Populist. Er wird als "unberechenbar" charakterisiert. Außenpolitisch sei Seehofer weitgehend ahnungslos. Bei einem Treffen mit US-Botschafter Murphy habe er nicht einmal gewusst, wie viele US-Soldaten in Bayern stationiert seien.
Scharf gehen US-Diplomaten auch mit Günther Oettinger ins Gericht. Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg wechselte als Energiekommissar nach Brüssel. Es sei bei diesem Schritt darum gegangen, "eine ungeliebte lahme Ente von einer wichtigen CDU-Bastion zu entfernen", soll es in den Wikileaks-Dokumenten heißen.
Wolfgang Schäuble gilt laut "Spiegel" als Verbündeter der Amerikaner. Seinen Wechsel ins Finanzressort habe die US-Regierung mit Sorge betrachtet, heißt es.
Mehrfach soll in den Dokumenten moniert werden, dass Innenminister Thomas de Maizière (CDU) in der Terrorbekämpfung weniger Expertise und Enthusiasmus zeigt als sein Vorgänger Schäuble. De Maizières ersten Auftritt habe US-Botschafter Murphy als "seltsam" bezeichnet, heißt es im "Spiegel". Eine Depesche trage den Titel "Der neue deutsche Innenminister hat eine steile Lernkurve vor sich".
Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP): Für die USA ist die Berufung des Mannes, der das Entwicklungshilfeministerium eigentlich abschaffen wollte, eine "schräge Wahl".
Der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat Glück: Der CSU-Politiker gilt als "außenpolitischer Experte, Transatlantiker und ein enger und bekannter Freund der USA". (Text/
Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) haben die Amerikaner dagegen als Kontrahentin ausgemacht. Ihre Ansichten, etwa beim Datenschutz, laufen angeblich US-Interessen zuwider.
Über den ehemaligen SPD-Chef Kurt Beck wird dem "Spiegel" zufolge in den Akten knapp geurteilt: "Spricht kein Englisch und scheint die Vereinigten Staaten nicht als wirtschaftliches, soziales oder politisches Vorbild zu betrachten."
Unverhohlene und abschätzige Bemerkungen finden sich auch über Staats- und Regierungschefs anderer Länder. Über Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy heißt es, er gelte unter US-Botschaftern als "empfindlich und autoritär", berichten Medien wie "Spiegel" und "New York Times". Gegenüber seinen Mitarbeitern bescheinigen ihm die Diplomaten ein teils schroffes Verhalten.
Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi wird vor allem für seinen ausschweifenden Lebensstil kritisiert. Als "inkompetent, aufgeblasen und ineffektiv" wird er eingeschätzt, als ein "physisch und politisch schwacher" Regierungschef, der wegen seiner Vorliebe für Partys nicht hinreichend zur Ruhe komme.
Russlands Regierungschef Wladimir Putin (rechts) und Präsident Dmitri Medwedew werden in den Dokumenten mit Batman und dessen Juniorpartner Robin verglichen. Der eigentliche Staatschef Medwedew ist nach Einschätzung von US-Diplomaten "blass" und "zögerlich" und wird dabei vom "Alpha-Rüden" Putin an den Rand gedrängt.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan kommt nicht gerade glimpflich davon. US-Diplomaten bescheinigen ihm den Depeschen zufolge islamistische Tendenzen und ein unrealistisches Weltbild. Er wird mitunter als isoliert und schlecht informiert eingeschätzt und vertraut laut "Spiegel" weder seinen Ministern noch Gott - obwohl er an ihn glaubt.
Der afghanische Präsident Hamid Karsai gilt laut "Spiegel" den Dokumenten zufolge als "schwache Persönlichkeit", die von "Paranoia" getrieben sei. Auch sein jüngerer Halbbruder Ahmed Wali Karsai wird erwähnt: Er sei ein korrupter Drogenbaron, heißt es in einer Depesche.
Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad wird in den Depeschen gar mit Adolf Hitler verglichen. Diese Einschätzung folgt dem Vergleich der derzeitigen Lage angesichts des iranischen Atomprogramms mit der Situation vor dem Zweiten Weltkrieg durch einen US-Diplomaten in Abu Dhabi.
