Die Lage in Ägypten spitzt sich weiter zu. Bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern des Präsidenten Mohammed Mursi sind in Kairo mindestens drei Menschen getötet worden. Mehrere radikale Islamisten drohten den Oppositionellen mit einem "heiligen Krieg", falls diese ihre Sabotagepolitik gegen Mursi fortsetzen sollten.
Bei den Auseinandersetzungen vor dem Präsidentenpalast in der Hauptstadt wurden zudem Dutzende verletzt. Anhänger der Muslimbruderschaft waren mit liberalen Demonstranten aneinandergeraten, die bereits seit Dienstag auf dem Platz campieren. Reporter berichteten, Islamisten - insgesamt versammelten sich rund 10.000 - seien auch auf Journalisten losgegangen.
Mursi-Anhänger feiern "Sieg"
Die Islamisten, die in Sprechchören ihre Unterstützung für Mursi bekundeten, feierten nach der Massenschlägerei ihren "Sieg". Sie überpinselten Anti-Mursi-Graffiti, die Demonstranten am Vortag auf der Mauer vor dem Präsidentenpalast aufgemalt hatten. Die Mursi-Gegner befürchten, dass der Präsident und die Muslimbrüder aus dem Land einen islamischen Gottesstaat machen.
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Mursis Anhänger wollen ihr umstrittenes Verfassungsreferendum Mitte Dezember über die Bühne bringen - koste es was es wolle. Vizepräsident Mahmud Mekki sagte: "Der Termin für das Referendum am 15. Dezember steht fest und wird nicht verschoben."
"Wenn sie sich gegen die Legitimität stellen, dann werden wir äußerste Gewalt anwenden", sagte Generalsekretär der Partei für Unversehrtheit und Entwicklung, Mohammed Abu Samra in einem Interview des Nachrichtensenders Al-Arabija. Er fügte hinzu: "Wir sind keine Muslimbrüder und auch keine Salafisten, wir sind Dschihadisten."
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"Reißen ihnen die Augen aus"
Der für seine radikalen Ansichten bekannte Fernsehprediger Abdullah Badr sagte in einer Talkshow des ägyptischen Islam-Senders Al-Hafez, die Christen seien es, die den Protest gegen Präsident Mursi anführten. "Und wenn ihm auch nur ein Haar gekrümmt wird, dann reißen wir ihnen die Augen aus", drohte er.
Drei Berater Mursis traten derweil aus Protest gegen die Gewalt zurück. Der Politologe Seif Abdel Fatah verkündete seinen Rücktritt am Abend in einem tränenreichen Interview mit dem TV-Sender Al-Dschasira live. Er erklärte, die komplette Elite des Landes sei eigennützig und habe nicht die Interessen der Bevölkerung im Blick.
Die Website des Kairoer Tageszeitung "Al-Shorouk" meldete, auch Eiman al-Sajed und der Fernsehmoderator Amr al-Laithi hätten sich aus dem Beratergremium zurückgezogen.
Konflikt schwelt seit Monaten
Der schon seit Monaten schwelende Konflikt zwischen den regierenden Islamisten und der säkularen Opposition war in den vergangenen zwei Wochen eskaliert, nachdem der islamistische Staatschef seine Machtbefugnisse auf Kosten der Justiz ausgeweitet hatte.
Als die Islamisten dann auch noch einen Verfassungsentwurf vorlegten, der die Rolle der islamischen Religionsgelehrten im Gesetzgebungsprozess aufwertet und die Rechte der Frau infrage stellt, schwoll die Protestwelle der liberalen Gruppen weiter an.
Die Opposition hat Mursi jetzt aufgefordert, sein Dekret zurückzunehmen. Außerdem fordert sie einen Dialog mit dem Ziel, einen neuen Verfassungsentwurf zu formulieren.