Normalerweise müssen Kriegsreporter ganz nah an die Frontlinien, um der Welt das Grauen eines Krieges nahe zu bringen. Manchmal jedoch zeigt ein Blick von hoch oben eine eigene Wahrheit - ebenso weit weg von bewegenden Einzelschicksalen wie von kalten Statistiken. Und oftmals vielsagender als die buchstäblich im Flug fotografierte Gewehrkugel.
Solche Blicke durch ein quasi „göttliches Auge" hat nun die Firma Digital Globe, die ihre Fotos von NASA und Verteidigungsministerien erhält, für Syrien geliefert. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat sie veröffentlicht: Es sind Bilder aus den Jahren 2012. Sie zeigen Viertel der syrischen Hauptstadt Damaskus und des umkämpften Hama - mit annähernd 8000 Jahren eine der ältesten Städte der Welt. Was der Mensch dort in Jahrhunderten erbaut hat, hat der Krieg in Wochen zerstört.
Die Bilder dokumentieren ungeheure Verwüstungen: Ganze Viertel scheinen sich in Schutt und Staub aufgelöst zu haben. Was die Menschen in den Gebäuden erlitten haben mögen, vermag man sich kaum vorzustellen.
Großflächige Verwüstungen
130.000 Menschen sind in Syrien gestorben, seit sich ein immer größer werdender Teil des Volkes vor drei Jahren gegen den Diktator Baschar al-Assad erhoben hat.
Dessen Truppen, seine Helfer von der libanesischen Hisbollah, die Freie Syrische Armee, zahllose kleinere lokale Milizen sowie zwei mächtige Al-Kaida-Fraktionen, haben sich dort in einem verzweifelten Ringen ineinander verbissen.
Doch nur Assad besitzt mit seinen Bombern und mächtigen Artillerie- und Panzerwaffen die Mittel, den gewaltigen, großflächigen Schaden anzurichten, den die Bilder zeigen. Sicher ist: Der Begriff Kriegsverbrechen erhält dabei eine ganz neue Dimension.
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Erst jetzt sind Teile der Kriegsparteien in Genf zusammengekommen, um das Abschlachten zu beenden. Dass sie nach Tagen noch immer miteinander reden, gilt dabei schon als Erfolg. Der Kampf auf syrischem Boden geht derweil unvermindert weiter.