Drohnenkrieg in der Ukraine Westliche Technik enttäuscht an der Front

Die Ukraine ist auf Waffenhilfen aus dem Westen angewiesen. Im Drohnenbereich jedoch zeigt westliche Technik große Schwächen. Mittlerweile sind die meisten ukrainischen Drohnen Marke Eigenbau.
Westliche Kampfdrohnen galten lange als Hightech-Wunder. Doch auf dem Schlachtfeld der Ukraine zeigen viele Systeme aus Europa und den USA eklatante Schwächen. Sie sind teuer, anfällig für russische Störsender – und oft schlicht nutzlos für die Art von Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt. Das berichtet die britische Zeitung "The Economist".
Ein Beispiel ist demnach die Switchblade-300 aus US-Produktion. In früheren Einsätzen bewährt, konnte sie laut dem Bericht in der Ukraine kaum Wirkung entfalten. Der ukrainische Drohnenentwickler Valery Borovyk berichtete im Gespräch mit der Zeitung: "Sie versagte unter Jamming-Bedingungen." Als Jamming werden elektronische Störmaßnahmen bezeichnet. Nach seinen Angaben macht westliche Technologie heute nur noch 20 bis 30 Prozent des Drohneneinsatzes im Feld aus.
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Der Grund: Ukrainische Firmen haben schnell gelernt, wie ein moderner, kosteneffizienter Drohnenkrieg aussieht – und produzieren Systeme, die besser auf den Bedarf der Front zugeschnitten sind. Diese Geräte sind günstiger, anpassungsfähiger und oft effektiver als ihre westlichen Pendants. Drohnen wie die "Blyskavka", die russischer Technik nachempfunden ist, kosten gerade einmal 800 Dollar, können aber acht Kilogramm Sprengstoff über 40 Kilometer tragen.
Ukraine setzt auf "Spam"-Strategie
Ein zentraler Unterschied liegt im Ansatz der Hersteller: Während westliche Firmen auf hoch entwickelte Einzelstücke mit langer Entwicklungszeit setzen, verfolgen Russland und zunehmend auch die Ukraine eine "Spam"-Strategie: billige Drohnen in großer Zahl, mit kurzer Lebensdauer. Im Schnitt überlebt ein unbemannter Bodenroboter in der Ukraine nur eine Woche.
Laut Eduard Lysenko vom ukrainischen Verteidigungskonsortium Brave-1 macht ebendies westliche Systeme im Wert von Hunderttausenden Dollar schlicht unbrauchbar. "Es ist wie die Wahl zwischen BMWs und Skoda Octavias", erklärt er: "Der BMW ist schneller und komfortabler – aber das hilft dir nicht, wenn jeder ein Auto braucht."
Ukrainischen Rüstungsfirmen fehlt es am Geld
Einzelne westliche Hersteller haben dennoch Fuß gefasst – etwa Quantum Systems aus Deutschland, deren Aufklärungsdrohne "Vector" in der Truppe gut ankommt. Der Erfolg solcher Firmen liegt laut "The Economist" vor allem daran, dass sie früh vor Ort präsent waren und ihre Produkte schnell anpassen konnten.
Trotzdem fließen Milliardeninvestitionen der NATO-Staaten weiter in klassische Rüstungsfirmen, deren Produkte für den Krieg gegen Russland wenig taugen. Währenddessen liegt ein großer Teil der ukrainischen Drohnenproduktion brach, weil es am Geld fehlt.
Die Realität an der Front hat gezeigt: In der Ära von Massenproduktion und elektronischer Kriegsführung droht westliche Hochtechnologie zum Auslaufmodell zu werden. Wer nicht in der Ukraine teste und lerne, so Borovyk, "ist morgen auf dem Weg in den Bankrott".
- economist.com: "Western drones are underwhelming on the Ukrainian battlefield" (englisch)
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