Trumps Sanktionen Die Folgen sind bereits sichtbar

Die jüngsten Sanktionen der USA gegen Russland zeigen bereits Wirkung. Nun kommt es auf einen weiteren entscheidenden Akteur an.
Lange Zeit hielt sich US-Präsident Donald Trump mit Sanktionen gegen Russland zurück, er blockierte sie sogar. Doch mittlerweile hat sich seine Einstellung geändert. Ein Treffen mit Kremlchef Putin ließ er platzen. Stattdessen verhängte er Sanktionen gegen Russlands Ölindustrie. Diese wirken sich bereits jetzt auf die russische Wirtschaft aus – obwohl die Sanktionen noch gar nicht in Kraft sind.
Denn die größten russischen Ölproduzenten reagieren bereits jetzt mit drastischen Maßnahmen auf die Ankündigung aus Washington. Und die Lage für Russlands Ölwirtschaft dürfte sich in den kommenden Wochen noch weiter verschlechtern.
Dabei kommt es insbesondere darauf an, wie sich Indien als zweitgrößter Käufer russischen Öls verhalten wird. Erste Anzeichen lassen darauf schließen, dass sich Indien nun um Alternativen bemüht.
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Russischen Ölkonzernen geht es schlecht
Trumps Sanktionen richten sich explizit gegen die russischen Ölkonzerne Lukoil und Rosneft. Beide Unternehmen gaben nun bekannt, ihre internationalen Vermögenswerte zu verkaufen. Bei Lukoil betrifft das rund ein Drittel der Geschäftstätigkeiten.
Dazu zählt eine 75-prozentige Beteiligung am irakischen Ölfeld West Qurna-2 sowie Minderheitsbeteiligungen an Gaskondensatprojekten in Kasachstan und Aserbaidschan. Zudem besitzt das Unternehmen Raffinerien in Bulgarien und Rumänien. Lukoil hält 49 Prozent am indischen Energiekonzern Nayara Energy mit der Raffinerie Vadinar, die für acht Prozent der indischen Raffineriekapazität steht.
Durch die neuen US-Sanktionen seien die ausländischen Unternehmen zwar nicht direkt betroffen, allerdings sei es "praktisch unmöglich" den russischen Unternehmen Dividenden auszuzahlen, erklärt Sergej Vakulenko, ein ehemaliger russischer Ölmanager und Senior Fellow der Carnegie Endowment for International Peace, der "Moscow Times". Dazu kämen Probleme mit Lieferanten, Banken und anderen Partnern. Daher bleibe Rosneft und Lukoil nur der Verkauf seiner Auslandsbeteiligungen – und ein erheblicher Einnahmeverlust.
Dabei meldete Lukoil bereits vor der Verkündung der Sanktionen deutliche Schwierigkeiten. So sank der Firmengewinn zuletzt um 68 Prozent. Der Verkauf der ausländischen Vermögenswerte wird Lukoil wohl weiter schwer zusetzen. Eine ehemalige Führungskraft sagte dem Magazin "Politico", der Verkauf werde die Einnahmen von Lukoil um "rund 30 Prozent" reduzieren. Der Konzern verliere drei Raffinerien und etwa die Hälfte der weltweit rund 5.000 Tankstellen. Der Ex-Manager konstatierte: "Lukoil ist am Ende."
Indien steht nun im Fokus
Nun kommt es insbesondere auf Indien an. Das Land ist mit 1,8 Millionen Barrel pro Tag der zweitgrößte Abnehmer russischen Öls. Indische Raffinerien seien bereit, die Importe von russischem Öl stark zu reduzieren, um den neuen US-Sanktionen zu entsprechen, hieß es aus Neu Delhi. Viele indische Raffinerien haben den Kauf russischen Öls sogar ganz gestoppt.
Der größte private Raffineriebetreiber Reliance Industries kündigte mit Blick auf Trumps Sanktionen an, dass er "seinen Raffineriebetrieb anpassen wird, um die Compliance-Anforderungen zu erfüllen". Viele andere indische Raffinerien setzten ihre Importe bis zum Erhalt weiterer Richtlinien aber fort, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Kurzfristig bedienten sich die Raffinerien auf Spotmärkten, wo Öl gegen eine sofortige Bezahlung direkt geliefert wird. Langfristig könnten der Nahe Osten, Lateinamerika oder die USA Indien mit Rohöl beliefern. So verfügen die Opec-Mitglieder über mehr als drei Millionen Barrel pro Tag an Reservekapazität, die helfen könnten, etwaige Lücken zu schließen.
Doch da Russland sein Öl vergünstigt anbietet, reicht die Zusicherung alternativer Lieferungen wahrscheinlich nicht aus. Auf Indien kämen so Mehrkosten von 1,5 bis drei Milliarden Dollar pro Jahr zu. Maximilian Hess vom Foreign Policy Research Institute sagte der "Moscow Times": "Um Indien wirksam unter Druck zu setzen, muss Washington nicht nur weiterhin alternative Lieferungen anbieten, sondern auch deutlich machen, dass seine jüngsten Sanktionen eine echte Androhung von Sekundärsanktionen beinhalten." So könnten die USA etwa russische Vermögenswerte in Indien ins Visier nehmen, indem sie sich den europäischen Sanktionen gegen die Raffinerie Vadinar anschließen.
Russlands Haushalt für 2026 in Gefahr
Die Folgen für Russlands Wirtschaft sind in jedem Fall spürbar. Die Energieeinnahmen machen ein Viertel der gesamten Haushaltseinnahmen aus und könnten weiter zurückgehen. Bereits in diesem Jahr waren die Erträge aus dem Öl- und Gasgeschäft auf dem niedrigsten Stand seit 2020.
Rosneft und Lukoil sind zusammen für rund die Hälfte der russischen Ölexporte verantwortlich. Nach der Sanktionsankündigung fielen die Aktien der Unternehmen deutlich. Sinken die Einnahmen weiter, muss Russland möglicherweise die Steuern erhöhen oder die Ausgaben kürzen, um den Haushalt 2026 zu finanzieren.
Doch nicht nur die Sanktionen bedrohen die russische Ölproduktion. So greift die Ukraine seit Monaten fast täglich russische Raffinerien an. Erst in der Nacht auf Mittwoch geriet eine Anlage in der Gemeinde Nowospasskoje in Brand. Zudem wurde die Chemiefabrik einer Lukoil-Tochter getroffen.
In Russland werden die Sanktionen derweil gemischt aufgenommen. Ein Blogger beschwichtigte, die Sanktionen würden sich "über mehrere Monate hinweg kumulieren; nichts wird über Nacht geschehen". In dieser Zeit werde Russland versuchen, sich intern anzupassen. Ein anderer schreibt hingegen: "Trump hat Russlands Ölgeschäft ins Herz getroffen."
- themoscowtimes.com: "What New U.S. Sanctions on Rosneft and Lukoil Mean for Russia’s Oil Trade" (englisch)
- svoboda.org: "'Попал в нефтяное яблочко России'. Рунет обсуждает новые санкции США" (russsisch)
- kyivindependent.com: "Ukraine reportedly strikes oil refinery, chemical plant in western Russia" (englisch)
- n-tv.de: "Indische Raffinerien bestellen offenbar kein russisches Öl mehr"







