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Russland: Verdacht – Offiziere töteten wohl eigene Leute


Mindestens 100 Verdächtige
Russlands Offiziere töten offenbar eigene Leute

Von t-online, wan

Aktualisiert am 01.11.2025Lesedauer: 3 Min.
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Russische Soldaten im Gefecht in der Ukraine (Archivbild): Berichte enthüllen grausame Praktiken. (Quelle: IMAGO/Stanislav Krasilnikov/imago)
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Über 100 russische Kommandanten sollen eigene Soldaten erpresst, gefoltert und sogar erschossen haben. Ein Projekt sammelt Berichte von Augenzeugen.

Russische Kommandeure sollen seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine ihre eigenen Soldaten gefoltert und getötet haben. Recherchen des im Exil befindlichen russischen Medienportals Verstka haben ergeben, dass es sich offenbar nicht um Einzelfälle handelt. Die Reporter haben 101 Offiziere identifiziert, gegen die es schwere Vorwürfe gibt.

Das Projekt "Die Nuller"von Verstka über Verfehlungen in der russischen Armee besteht aus einer Datenbank mit Informationen über Soldaten, die ihre eigenen Kameraden "auslöschen" oder "nullifizieren". Die Berichte stammen aus Quellen wie Telegram, Familien von vermissten Soldaten oder Kameraden.

Was zunächst als Disziplinarmaßnahmen von Vorgesetzten wegen Ungehorsam oder Trunkenheit begann, soll sich laut den Recherchen später bis hin zu Exekutionen entwickelt haben. Hintergrund seien oftmals persönliche Konflikte zwischen den Soldaten und ihren Vorgesetzten gewesen, so das Portal. Man habe Hunderte Berichte von Soldaten gesammelt. Bei den mutmaßlichen Tätern soll es sich um Offiziere handeln, die Zugführer waren oder ein Bataillon führten, in einigen Fällen auch Divisionen. Fünf der Verdächtigen hätten die Auszeichnung "Held Russlands" erhalten. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Von russischer Seite gab es zunächst keine Stellungnahme.

Wie viele Opfer es gibt, ist unklar. Einige Soldaten seien als Bestrafung in Angriffe geschickt worden, die für viele den sicheren Tod bedeuteten. Laut Verstka sollen bei solchen Attacken so lange Soldaten vorgeschickt werden, bis eine gegnerische Stellung eingenommen wird – ohne Rücksicht auf die Verluste. Die Recherchen hätten auch ergeben, dass Soldaten vor diesen Angriffen ihre Bankkarten abgeben und ihre PIN verraten mussten.

Harsches Vorgehen gegen eigene Soldaten ist in der russischen Armee keine Seltenheit. Im September 2024 geriet ein Kommandant einer tschetschenischen Einheit ins Licht der Öffentlichkeit, weil er über die Leistung seiner Soldaten unzufrieden war. Generalmajor Apti Alaudinow griff die gefangen genommenen Tschetschenen direkt an: Sie hätten es "nicht verdient, zu leben". Es sei eine "Schande", dass es überhaupt zu ihrer Gefangenschaft gekommen sei, fuhr der Tschetschenen-Kommandeur laut einem Report der US-Denkfabrik ISW fort. Sie hätten stattdessen ihre ukrainischen Bewacher provozieren und angreifen sollen, um von diesen erschossen zu werden.

In einem Bericht über einen hochdekorierten Kommandeur, der in der 25. Armee dient, beschreiben zwei anonyme Soldaten dem Portal Verstka, dass der Mann mit dem Kampfnamen "Pioneer" persönlich auf die Füße derjenigen schoss, die sich weigerten, an Kamikaze-Einsätzen teilzunehmen. Sie sagten, er habe verwundete Soldaten, die von Einsätzen zurückkehrten, in Lastwagen in den Ural zurückgeschickt. Diejenigen, die sich weigerten, wurden mit Maschinengewehrfeuer beschossen.

Offizier soll Verträge gefälscht und geplündert haben

Von einem anderen Kommandeur namens Bootsmann wird gesagt, er fälsche Verträge und töte Zivilisten, die Zeugen seiner Verbrechen werden. Der Offizier misshandele verwundete Soldaten und plündere in besetzten Gebieten. Ermittlungen gegen ihn seien erfolglos verlaufen.

Von ihren Vorgesetzten getötete Soldaten seien oft als vermisst gemeldet worden oder man habe ihre Leiche in Waldstücken verscharrt, so das Portal. Es soll sogar vorgekommen sein, dass sie so erschossen wurden, dass es wie eine Kriegsverletzung aussah, schreibt das Portal und beruft sich auf Berichte von russischen Soldaten.

Die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft Russlands hat seit Beginn des umfassenden Krieges mehr als 12.000 Beschwerden über derartige Übergriffe erhalten, wobei die Zahl der Meldungen seit der zweiten Hälfte des Jahres 2023 weiter zunahm. Allerdings werden viele Beschwerden nicht bearbeitet, weil es laut Verstka eine inoffizielle Anordnung geben soll, Fälle von Misshandlungen nicht zu verfolgen.

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