Kampf um Pokrowsk Ukrainischer Black Hawk abgeschossen? Kiew dementiert

Die ostukrainische Stadt Pokrowsk ist heftig umkämpft. Spezialeinheiten sollen die Verteidigung unterstützen – doch Russland nimmt auch sie ins Visier.
Russland hat nach eigenen Angaben einen ukrainischen Hubschrauber mit Elitesoldaten auf dem Flug in die umkämpfte Stadt Pokrowsk im Donbass abgeschossen. Alle elf Ukrainer an Bord seien getötet worden, teilt das russische Verteidigungsministerium mit. Ein Angehöriger des ukrainischen Militärs dementierte die Meldung inzwischen aber gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Unabhängig bestätigen lassen sich die Angaben derzeit nicht.
Zwei ukrainische Militärvertreter hatten zuvor erklärt, die Armee habe Spezialeinheiten in Teilen von Pokrowsk abgesetzt. Den Vertretern zufolge seien die Spezialkräfte seit Anfang der Woche in Teilen der umkämpften ostukrainischen Stadt aktiv.
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Die Spezialkräfte seien mit einem Black-Hawk-Hubschrauber gelandet, sagt ein Vertreter des 7. Schnellen Eingreifkorps. Der Einsatz sei vom Chef des Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, geleitet worden, sagt der andere Vertreter. Die Regierung in Moskau teilte zudem mit, ihre Truppen hätten ukrainische Einheiten in der Stadt eingekesselt.
Armeechef Syrskyj widersprach Russland
Russischen Angaben über eine Einkesselung von Pokrowsk hatte der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj noch am Donnerstag widersprochen. Der General besuchte nach eigenen Angaben den Frontabschnitt im Osten und sprach mit den Kommandeuren der dort eingesetzten Truppen. Nach mehr als einem Jahr andauernder Angriffe sind russische Soldaten mittlerweile von Süden in die Bergbaustadt Pokrowsk eingedrungen; gefährdet ist auch die Nachbarstadt Myrnohrad.
"Die Situation ist komplex, aber die Behauptungen der russischen Propaganda, dass die Verteidigungskräfte der Ukraine in Pokrowsk (...) 'blockiert' seien, entsprechen nicht der Realität", schrieb Syrskyj auf Facebook.
Pokrowsk gilt als entscheidend für das russische Ziel, die Region Donezk vollständig einzunehmen – und ist seit Monaten heftig umkämpft. Russische Truppen stürmen seit mehr als einem Jahr mit hohen Verlusten gegen die Stadt im Donbass an, die vor dem Krieg etwa 60.000 Einwohner hatte. Mittlerweile sind sie in die Stadt eingedrungen.
Am Mittwoch hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärt, die Lage für die ukrainischen Verteidiger in der Stadt sei schwierig. Die Intensität der Kämpfe sei dort wie in den vergangenen Wochen sehr hoch, das russische Militär habe sehr viele Truppen um die Stadt zusammengezogen, hatte er in einer Videobotschaft mitgeteilt. "Die Besatzer versuchen mit allen Mitteln, sich dort festzusetzen", so Selenskyj.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen Reuters und dpa
