Newsblog zum Ukraine-Krieg Russland verletzt offenbar erneut Nato-Luftraum

Es gibt erneut eine russische Drohne im Nato-Gebiet. Russland blockiert SIM-Karten. Alle Entwicklungen im Newsblog.
Inhaltsverzeichnis
Dienstag, 11. November
Ukraine: Rund 300 russische Soldaten in Pokrowsk
In der umkämpften ostukrainischen Stadt Pokrowsk halten sich nach Angaben des ukrainischen Militärs rund 300 russische Soldaten auf. Russland habe in den vergangenen Tagen seine Bemühungen verstärkt, weitere Truppen in die Stadt zu bringen. Dabei sei dichter Nebel als Deckung genutzt worden. "Ihr Ziel bleibt unverändert – die nördlichen Grenzen von Pokrowsk zu erreichen und dann zu versuchen, den Ballungsraum einzukesseln", teilt das 7. Fallschirmjägerkorps der Ukraine auf Facebook mit. In der Umgebung von Pokrowsk, das ein wichtiger ukrainischer Straßen- und Schienenknotenpunkt war und heute weitgehend zerstört ist, toben seit Monaten erbitterte Kämpfe.
Selenskyj besucht Frontstadt Cherson
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj besucht die Stadt Cherson an der Front im Süden der Ukraine. Die Stadt liegt nur wenige Kilometer von den russischen Stellungen auf der anderen Seite des Flusses Dnipro entfernt und wird von dort aus ständig mit Bomben und Drohnen angegriffen. Selenskyj veröffentlicht ein Video, in dem er eine Rede zum Gedenken an den dritten Jahrestag des russischen Rückzugs aus Cherson im Jahr 2022 hält. Die gleichnamige Region steht zum Teil unter Kontrolle der russischen Truppen. Sie liegt gegenüber der Halbinsel Krim, die Russland bereits 2014 annektiert hat, was international nicht anerkannt wird.
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Siebter Angriff: Ukraine beschießt Raffinerie in Saratow
Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben zum wiederholten Mal die Raffinerie der russischen Stadt Saratow an der Wolga mit Drohnen angegriffen. An der Anlage seien Explosionen und Brände zu beobachten gewesen, teilte der Generalstab in Kiew mit. Der russische Telegramkanal Astra bestätigte den Angriff, gestützt auf Videoaufnahmen aus Saratow. Es sei in diesem Jahr die siebte Attacke auf die Raffinerie gewesen, die dem von den USA sanktionierten Ölkonzern Rosneft gehört.
Offiziell sprach Gebietsgouverneur Roman Bussargin auf Telegram lediglich von einem Angriff auf ein ziviles Objekt in dem Stadtteil von Saratow, in dem die Raffinerie liegt. Er sprach von einer Verletzten.
Der ukrainische Generalstab nannte als weiteres Ziel die Ölverladeanlage des Hafens Feodossija auf der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Die Ukraine versucht in ihrem Abwehrkampf, systematisch die russische Ölindustrie zu schwächen.
Mutmaßliche Drohnen-Trümmer in Rumänien gefunden
In Rumänien sind nach einem russischen Angriff auf ukrainische Häfen an der Donau erneut mutmaßliche Drohnenteile gefunden worden. Die Trümmer seien nahe des Dorfes Grindu, fünf Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt, entdeckt worden. Das teilt das rumänische Verteidigungsministerium mit. Da sich die Objekte zuvor in Rumäniens Luftraum befunden haben müssen, handelt es sich offenbar um eine weitere Verletzung von Nato-Luftraum – mutmaßlich durch Russland.
Die Luftverteidigung wurde nach rumänischen Angaben zwar in Alarmbereitschaft versetzt, wegen des Wetters hätten keine Kampfflugzeuge aufsteigen können. Die Bevölkerung in dem Gebiet sei alarmiert worden, es sei allerdings keine Gefahr für die Bewohner ausgegangen. Militäreinheiten wurden entsandt, um das Gebiet abzusichern und Trümmerteile zu bergen.
Die abgestürzte Drohne war wahrscheinlich Teil eines Angriffs auf den Hafen von Ismail auf ukrainischer Seite. Dort waren in der Nacht mehrere Explosionen zu hören. Rumänien gehört der EU und der Nato an und grenzt im Norden und Südosten an die Ukraine.
Diese Gerüchte kursieren über Sergej Lawrow
Sergej Lawrow soll sich mit Wladimir Putin zerstritten haben. Der Kreml sieht sich zu einer Reaktion gezwungen. Denn es gibt zahlreiche Spekulationen. Lesen Sie hier mehr dazu.
Russischer Drohnenangriff auf Infrastruktur in Odessa
Bei einem russischen Drohnenangriff auf die südukrainische Region Odessa sind nach Angaben des Gouverneurs Oleh Kiper Energieanlagen beschädigt worden. Feuer seien ausgebrochen. Auch ein Lager der staatlichen Eisenbahn sei getroffen und beschädigt worden, teilt Kiper mit. Ein Mensch sei verletzt worden. Die kritische Infrastruktur werde mit Generatoren betrieben, es seien Notfallzentren geöffnet worden.
Russland: Truppen rücken südlich von Kupjansk in Ukraine vor
Die russischen Streitkräfte sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau tief in die ukrainische Stadt Kupjansk vorgedrungen. Sie rückten Richtung Süden vor, um eine Reihe von Bahnhöfen im Stadtteil Kupjansk-Wuslowyj einzunehmen. Unabhängig überprüfen lassen sich solche Angaben zum Kampfgeschehen nicht. Die Stadt liegt im Osten der Region Charkiw.
Russland blockiert SIM-Karten – "zum Schutz vor Drohnen"
Aus Sicherheitsgründen für den Kampf gegen Drohnenangriffe aus der Ukraine lässt Moskaus Staatsführung neuerdings SIM-Karten in Telefonen für 24 Stunden nach Ankunft in Russland blockieren. Das Digitalministerium sprach beschönigend von einer "Abkühlphase", wenn sich eine SIM-Karte etwa zeitweilig im Ausland befand oder 72 Stunden nicht aktiviert war. "Wenn eine SIM-Karte aus dem Ausland nach Russland gelangt, muss bestätigt werden, dass sie von einer Person verwendet wird und nicht in eine Drohne eingebaut ist", erklärte das Ministerium bei Telegram.
Für die Zeit der Überprüfung werde die Karte deshalb gesperrt für mobiles Internet und das Senden und Empfangen von Kurznachrichten (SMS). Reisende hatten sich nach der Ankunft in Russland zuletzt bisweilen gewundert, dass zwar Telefonieren möglich war, aber das mobile Internet nicht funktionierte, um etwa ein Taxi über eine App zu bestellen. Es handele sich um eine Maßnahme für den Schutz der Bürger, begründete das Ministerium den Schritt.
"SIM-Karten mit mobilem Internet können sich in feindlichen unbemannten Flugobjekten befinden und für deren Navigation verwendet werden. Vorübergehende Sperren ermöglichen einen besseren Schutz vor Drohnen", teilte das Ministerium weiter mit. Die Wiederherstellung des Zugangs zum Internet sei auch vor Ablauf der 24 Stunden möglich – über eine Autorisierung beim Mobilfunkanbieter entweder über einen Link oder einen direkten Anruf, teilte das Ministerium weiter mit.
Selenskyj fordert Urteile nach Schmiergeld bei Atomkonzern
Nach dem Bekanntwerden von Ermittlungen und Razzien wegen des Verdachts auf Korruption beim ukrainischen Staatskonzern Energoatom hat Präsident Wolodymyr Selenskyj Verurteilungen gefordert. "Die Reinhaltung des Unternehmens hat Priorität", betonte der Staatschef in seiner abendlichen Videobotschaft. Es sei jeder zu bestrafen, der an Korruptionsschemen beteiligt war. Selenskyj erinnerte dabei daran, dass die Atomkraftwerke von Energoatom den Hauptteil der Elektroenergie erzeugen. Nach russischen Drohnen- und Raketenangriffen steht in vielen Regionen des Landes Strom nur stundenweise zur Verfügung.
- Eigene Recherche
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters





