Durch die Corona-Krise müssen Schulen das Lernen plötzlich ganz anders gestalten. Das wird auch positive Folgen haben, sagt Lernforscherin Ulrike Cress. Aber nicht alle Kinder werden profitieren.
Das Schließen der Schulen während der Corona-Krise trifft vor allem benachteiligte Kinder. Lernforscherin Ulrike Cress vom Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen sagt im t-online.de-Podcast "Tonspur Wissen", die "digitale Kluft" werde in dieser Situation "natürlich größer, wenn es den Schulen nicht gelingt, ganz spezifisch für die schwächeren Kinder auch ein besseres Angebot zu machen." Hören Sie hier die komplette Folge:
Schüler mit einem gebildeten und finanziell gut ausgestatteten Elternhaus würden trotz Krise weiterhin gut lernen, weil sie die entsprechenden Möglichkeiten hätten: "Jemand, der gut lernt, wird die digitalen Medien nutzen, um noch besser zu lernen", sagt Cress. "Jemand, der diese Möglichkeiten nicht hat, sei es ökonomisch, sei es vom Bildungsstandort her – die Eltern können nicht helfen – fällt zurück."
Die Vor- und Nachteile der Schul-Schließungen
Zudem fehle den Schülern direkter Kontakt, erklärt Cress. "Im digitalen Unterricht sieht der Lehrer viel schlechter: Was macht der Schüler oder die Schülerin? Was kann sie?" So könnten Lehrer nicht so leicht motivieren oder helfen. Auch finde kein "sozialer Vergleich" statt: "Unterricht lebt ja auch davon, dass es andere Kinder gibt, dass man sich gegenseitig anregt, motiviert."
Die Psychologin sieht aber in den Schulschließungen wegen des Coronavirus' einen "großen Schub in der Digitalisierung". Das habe bisher in Deutschland sehr stark im Argen gelegen. Zwar seien Lehrer von heute auf morgen dazu gezwungen gewesen, das Lernen völlig anders zu gestalten. Zum Teil kommen sie aber laut Cress auch sehr gut damit zurecht. "In diesem völligen freien Raum, wo jeder so seine eigene Lehrmöglichkeit finden muss, laufen doch ganz außerordentlich kreative Prozesse."
Was die Regierungen tun sollten
Jetzt komme es aber darauf an, dass Lehrerinnen und Lehrer auch Unterstützung erhielten, sagt Cress: "Dass die Schulen, dass die Länder Ressourcen bereitstellen, die auch wirklich Qualität sichern: Materialien, Lernumgebungen und Technologien, die Datenschutz-sicher sind."
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