In der Corona-Pandemie müssen Menschen neue Gewohnheiten lernen. Oft passiert das mit kleinen Anstupsern, sagt Verhaltensforscherin Lucia Reisch. Das funktioniere aber nicht auf Dauer.
Wer will, dass Menschen ihr Verhalten ändern, muss das klar erklären und sie auch immer wieder daran erinnern, sagt Verhaltens-Ökonomin Lucia Reisch von der Copenhagen Business School im Podcast "Tonspur Wissen": Es gehe auch in der Corona-Krise zum Beispiel nicht darum, "Menschen in eine bestimmte Zielrichtung zu schubsen, sondern sie in einem Verhalten zu unterstützen, das sie eigentlich gerne machen wollen." Hören Sie hier die komplette Folge:
Solche Verhaltensanregungen oder "Stubser" – auch Nudging genannt – seien aber keine Manipulation des Staates, sagt Reisch weiter: "Manipulation ist es tatsächlich nur dann, wenn es eben nicht transparent ist. Das sehe ich jetzt, ehrlich gesagt, nicht." Es gebe Kommunikationsrichtlinien auch der Regierung, die ganz gut befolgt würden.
Lucia Reisch: "Wenn man Verhalten verändern will, muss man das sehr deutlich klarmachen." (Quelle: RNE)
Es habe zudem rund um die Corona-Maßnahmen und Rechteeinschränkungen viele Debatten gegeben. "Auch Stimmen, die ganz andere Ansichten haben, die gesagt haben, das ist alles übertrieben, auch die wurden gehört", erklärt die Wissenschaftlerin in dem gemeinsamen Podcast von t-online.de und der Leibniz-Gemeinschaft.
"Nudging" als Verhaltensanregungen im Alltag
Nudging seien "diese vielen kleinen Erinnerungen an das richtige Verhalten, teilweise auch soziale Normen", erklärt Reisch. Ein Beispiel seien die Abstandshinweise in Supermärkten, oder dass gesagt werde: "Neun von zehn Leuten benutzen Handdesinfektionsmittel." Wer Verhalten ändern wolle, müsse das den Menschen allerdings deutlich und verständlich klarmachen. "Und da, glaube ich, könnte noch ein bisschen nachgearbeitet werden", sagt Reisch.
Irgendwann werden Menschen dieser Regeln allerdings überdrüssig, sagt die Verhaltensforscherin. Daher müssten sich nach und nach die Strukturen wegen der Pandemie ändern: "In den Schulen und Hochschulen, da kann man eben nicht mehr 50 Leute in ein kleines Zimmer stecken." Auch könnten verpflichtende Reservierungen in Zügen dabei helfen, dass die Reisenden nicht zu eng nebeneinander sitzen. "Die Architektur, in der wir uns laufend verhalten, die wird sich ändern."
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