Kostüm an und Pappnase auf: In einem Jahr ohne Virus wäre der Straßenkarneval in vollem Gang. Aber woher kommt eigentlich die Tradition zum bunten Treiben vor der Fastenzeit?
Die Jecken trauern, der Zahnschmelz freut sich: In diesem Jahr regnet es an Rosenmontag keine Süßigkeiten von bunt bemalten Wagen – weder beim Karneval in Köln, noch bei der Fastnacht in Mainz. Wegen der Corona-Pandemie wurde die fünfte Jahreszeit landesweit abgesagt und die Kostüme müssen im Schrank bleiben. Grund genug, im Podcast "Tonspur Wissen" von t-online und der Leibniz-Gemeinschaft auf das Volksfest und seine Herkunft zu blicken und der Frage nachzugehen: Warum feiern wir eigentlich Karneval?
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Ariane Sept vom Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung hat auf diese Frage gleich mehrere Antworten: "Also, natürlich ist es wie bei allen Traditionen, man tut Dinge, weil man sie immer schon so getan hat." Daneben steht für die Soziologin aber hauptsächlich die gemeinschaftliche Aktivität im Vordergrund. "Man begegnet sich ja nicht nur, sondern man arbeitet ganz konkret an einem Etwas, an einem Ding, an Kostümen, an Wagen, auch an Organisationen", betont Sept. Und diese Aktivitäten gehen für viele Jecken und Narren normalerweise schon Monate vor Rosenmontag los.
Ariane Sept erforscht Karnevalsfeste: "Für ein Gemeinwesen hat das eine ganz wichtige Funktion." (Quelle: Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung)
Der Schüchterne wird zum Haudrauf
Ein weiterer Brauch im Karneval ist vielerorts, dass nicht nur die Kleidung, sondern auch die Rolle gewechselt wird. An Weiberfastnacht übernehmen in Rheinland-Pfalz die Möhnen, also die Waschweiber, die Kontrolle. Ariane Sept hat diese Umkehr der Kräfteverhältnisse auf einer Forschungsreise erlebt und sagt: "Selbst der kleine Schüchterne, der sonst nie was sagt, der hat da den Zoch angeführt und der war da irgendwie der Haudegen und der Haudrauf."
Diese Ausnahmesituationen seien ein wichtiger Bestandteil des Brauchtums, könnten aber nicht von Dauer sein: "Es braucht auch den Schluss, weil sonst geht ja die Besonderheit verloren", sagt die Wissenschaftlerin.
Welche Auswirkungen die Absage des Karnevals in diesem Jahr haben könnte, vermag Sept noch nicht zu beantworten. Doch anhand eines Beispiels macht sie Mut: Der Carnevale d'Abruzzo in Italien fand viele Jahre nicht statt, konnte dann aber wiederbelebt werden. Die Forscherin erklärt sich das so: "Man hat dann eben vermisst. Und das ist eben auch was Schönes."
Warum Volksfeste gerade für ländliche Gebiete wichtig sind und warum der Karneval auch ganz pragmatische Wurzeln besitzt, die eng mit dem Schmalzgebäck verbunden sind, hören Sie in der Podcast-Folge von "Tonspur Wissen".
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