Aktuell leben in Deutschland etwa 150 Wolfsrudel – und es werden mehr. Könnte das zum Problem werden? Im Podcast klären zwei Expertinnen auf.
Seit über 20 Jahren ist der Wolf wieder heimisch in Deutschland. Aktuell leben die Wölfe vor allem im Norden und Osten der Republik. Eine Studie geht nun davon aus, dass sich die Tiere in Zukunft über ganz Deutschland ausbreiten könnten.
Geleitet wurde die Studie von Stephanie Kramer-Schadt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung. Mit ihrer Kollegin Gesa Kluth vom Lupus-Institut für Wolfsmonitoring und -forschung spricht sie im Podcast "Tonspur Wissen" von t-online und der Leibniz-Gemeinschaft über ihre Forschung, die Angst vor Wölfen und das Zusammenleben von Mensch und Wolf.
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"Der Wolf ist schon darauf ausgerichtet, Gebiete relativ zügig besiedeln zu können", sagt Kluth. Die Wolfsexpertin gründete 2003 das Lupus-Institut für Wolfsmonitoring und -forschung und ist den Tieren schon seit Jahrzehnten auf der Spur. "Wenn man dann aber über viele Jahre in einem Gebiet Wölfe hat", ergänzt sie, "dann nimmt der Bestand da nicht mehr zu." Grund dafür sei auch, dass der Nachwuchs abwandere und in unbewohnten Gebieten dann neue Rudel gründe.
Genau diese Ausbreitungsmöglichkeiten hat Kramer-Schadt in ihrer Studie untersucht. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass eine "Ausbreitung in den Süden und in den Westen auf jeden Fall bevorsteht", so Kluth. Wie viele Wölfe in Zukunft hierzulande leben werden, sei allerdings schwierig vorherzusagen, erklärt Kramer-Schadt. Dazu müsste man zum Beispiel wissen, wie viel Nachwuchs die Wölfe bekommen und ob die Jungtiere überleben oder bei der Abwanderung in neue Gebiete überfahren würden.
Stephanie Kramer-Schadt und Gesa Kluth erforschen die Ausbreitung und das Verhalten von Wölfen in Deutschland. (Quelle: privat, Collage: t-online)
"Menschen und Wölfe sollten ihr getrenntes Leben haben"
Gegen eine flächendeckende Ausbreitung der Tiere gibt es jedoch Wiederstand. Tote Schafe oder Ziegen befeuern zum Beispiel den Widerstand von Bauern, die sich gegen eine Ansiedlung von Wolfsrudeln in ihren Gegenden wehren. Gesa Kluth sagt dazu: "Da haben die Menschen eben die Verantwortung, diese Tiere vor Wölfen zu schützen", denn ansonsten können sie für den Wolf eine willkommene Zusatzbeute zu Wildtieren darstellen.
Die vielbeschworene Angst der Bevölkerung vor den Wölfen spürt die Expertin dagegen nicht. Als Bewohnerin der Lausitz, einer Wolfsregion, beobachtet sie ein ganz anderes Verhalten: "Die meisten Leute haben mit Wölfen gar nicht so viel zu schaffen." Die Angst sei also gar nicht so groß, sagt Kluth und betont stattdessen: "Hier gibt es jetzt eine Generation von Kindern, die kennt es gar nicht ohne Wölfe."
Warum Wölfe heulen, was genau sie fressen und warum Sie womöglich in direkter Nachbarschaft mit ihnen leben, ohne dass Sie es merken, hören Sie in der Podcast-Folge von "Tonspur Wissen".
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