Ausflug mit S- und U-Bahn Schloss Biesdorf: Ein spätklassizistisches Kleinod im Berliner Osten
Schloss Biesdorf beeindruckt durch seine ungewöhnliche Architektur und seine wechselvolle Geschichte. Der heutige Kulturort hat viele Gesichter – und ist einen Abstecher wert.
Wer das Schloss Biesdorf in Marzahn zum ersten Mal sieht, bleibt meist überrascht stehen. Der zweigeschossige Rundbau im spätklassizistischen Stil ist ungewöhnlich. Dank seines markanten, achteckigen Turms ist es schon von Weitem zu erkennen. Was steckt hinter dem Bauwerk?
Eigentlich ist das Schloss Biesdorf gar kein Schloss – sondern ein Wohnhaus. 1868 entwarf es der Berliner Architekten Heino Schmieden als Sommerresidenz für den Kaufmann Hans Hermann von Rüxleben gebaut, später ging es in den Besitz der Familie Siemens über.
Nach dem Tod Georg Wilhelm von Siemens' im Jahr 1919 wurde die Villa in Wohnungen unterteilt und 1920 eine Polizeidienststelle darin eingerichtet. 1927 erwarb die Stadt Berlin das Anwesen und machte es für die Öffentlichkeit zugänglich.
Schloss Biesdorf: Im Krieg zerstört
Nach 1933 zogen die Ortsgruppe der NSDAP und das "Amt für Volkswohlfahrt" ins Schloss Biesdorf ein. Im April 1945 wurde das Gebäude völlig zerstört; Dach und Decken stürzten ein, Teile der Fassade brachen zusammen. Die Rote Armee ließ das Schloss provisorisch reparieren und ein flaches Notdach über dem Erdgeschoss errichten. Ab den 50er Jahren wurde das Schloss zur Freizeiteinrichtung, unter anderem war hier ein Dorfklub angesiedelt.
Ende der 1970er Jahre wurde die Anlage unter Denkmalschutz gestellt, ab 1984 begann die denkmalpflegerische Rekonstruktion, die erst 2016 abgeschlossen wurde. Seitdem erstrahlt Schloss Biesdorf wieder: Vor dem westlichen Haupteingang befindet sich eine überdachte Anfahrt in Form einer Säulenvorhalle. Die Süd- und Ostseite sind durch säulengeschmückte Loggien und Pergolen aufgelockert. An der Südostseite steht ein hoher achteckiger Turm mit abschließendem Belvedere.
Heute dient das Schloss als kommunale Galerie für zeitgenössische Kunst. Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Workshops machen den Ort zu einem lebendigen Kulturzentrum im Osten Berlins.
Schlosspark Biesdorf: Gartenkunst im englischen Stil
Auch der Schlosspark ist einen Besuch wert: Er wurde im 19. Jahrhundert von dem Lenné-Schüler und Berliner Tiergartendirektor Eduard Neide entworfen. Der königliche Gartenbaudirektor Albert Brodersen gestaltete nach 1889 den auf fast 15 Hektar erweiterten Park neu im englischen Stil.
Der Park stellt den ältesten und größten zusammenhängenden Baumbestand in Marzahn dar. Um 1900 entstanden Anlagen wie der Fontänenteich, der Eiskeller mit doppelter Freitreppe, der Teepavillon und ein Lawn-Tennisplatz, der heute als Lesegarten dient. Große und helle Wiesenräumen wechseln sich mit dicht bepflanzten Strauch- und Baumhainen ab. Seit 2001 wird der Park Schritt für Schritt denkmalgerecht saniert.
So erreichen Sie Schloss Biesdorf
Schloss Biesdorf ist sowohl mit der U-Bahn (U5) als auch mit der S-Bahn (S5) bequem erreichbar. Wer mit der S-Bahn anreist, steigt an der Station S-Bahnhof Biesdorf aus, die nächstgelegene U-Bahn-Haltestelle ist der Elsterwerdaer Platz. Auch Parkplätze sind vorhanden. Dienstags ist das Schloss geschlossen, montags, mittwochs, donnerstags und am Wochenende ist es von 10 bis 18 Uhr geöffnet, freitags von 12 bis 21 Uhr. Der Zugang zum Schloss Biesdorf ist barrierefrei gestaltet, die WC-Bereiche sind rollstuhlgeeignet.
- schlossbiesdorf.de: Informationen über das Schloss Biesdorf
- berlin.de: Schloss und Schlosspark Biesdorf
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