Kundgebung in Berlin Lieferando-Kuriere protestieren für bessere Arbeitsbedingungen
Höheres Festgehalt und kein Bonus-System mehr: Das forderten Lieferando-Kuriere bei einer Demo in Berlin-Kreuzberg. Auch Sozialsenatorin Katja Kipping beteiligte sich an der Kundgebung.
Vor der Zentrale des Lieferando-Mutterkonzerns Just Eat Takeaway in Berlin haben am Freitag einige Dutzend Fahrrad-Kuriere unter anderem für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. Aufgerufen hatte die zuständige Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG).
An der Kundgebung in Kreuzberg nahm auch Berlins Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) teil. "Ich habe großen Respekt vor der täglichen Arbeit der Kuriere. Sie sind Tag und Nacht unterwegs, bei Wind und Wetter und auch an Wochenenden und Feiertagen. Erst mit dem Einsatz der Kuriere wird das Geschäftsmodell expandierender Lieferservice-Unternehmen erfolgreich", erklärte die 44-Jährige in einer Pressemitteilung. "Doch Unternehmenserfolg darf nicht zulasten von fairen und guten Arbeitsbedingungen erzielt werden. Denn dieser Erfolg ist maßgeblich von der Arbeit der Beschäftigten abhängig."
Kurier-Protest in Berlin: "Boom darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden"
Nach Stundenlohn-Erhöhungen beim Anbieter Lieferando dringt die Gewerkschaft auf weitere Zugeständnisse für die Kuriere. Ziel ist es, das Bonus-System für Kuriere zu kippen und ein höheres Festgehalt zu verankern. Lieferando gewinne immer mehr Marktanteile, erklärte Christoph Schink, der Gastro-Experte der NGG. "Der Boom darf aber nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden."
Ein Unternehmenssprecher betonte hingegen: "Lieferando-Fahrer verdienen durchschnittlich mehr als 13 Euro pro Stunde in einer sicheren Anstellung mit Urlaubsentgelt, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und einer umfassenden Versicherung." Die meisten erhielten daneben Boni. Fahrer in nachfragestarken Großstädten kämen auf bis zu 18 Euro pro Stunde im Monatsdurchschnitt. Dabei schreibe das Unternehmen mit der Auslieferung noch immer Verluste.
Unternehmen weist Kritik zurück
Die Gewerkschaft geht jedoch davon aus, dass viele Fahrer im günstigsten Fall nur 14 Euro erreichen könnten. Lieferando hatte den Grundlohn zu Jahresbeginn um einen Euro auf elf Euro je Stunde erhöht. Fahrern werden seitdem ein Dienst-Fahrrad und ein Dienst-Smartphone angeboten. Die Gewerkschaft will das Bonussystem kippen. Aus ihrer Sicht führt es zu gefährlicher Hetze, zudem seien Teilzeitkräfte benachteiligt.
Das Unternehmen weist die Kritik zurück. "Lohnerhöhungen und die fast 20-teilige Ausstattung erlauben einen sicheren Verdienst bei sicheren Fahrweisen". Boni gebe es schon ab der 26. Lieferung im Monat. Ab durchschnittlich 11,6 Wochenstunden gebe es erhöhte Boni. Solche Zahlungen seien in der Branche üblich.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales: Mitteilung vom 28. Januar