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Tausende neue Flüchtlinge: Hilfsbereitschaft reißt nicht ab


Berlin
Tausende neue Flüchtlinge: Hilfsbereitschaft reißt nicht ab

Von dpa
04.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Katja KippingVergrößern des BildesKatja Kipping (Die Linke), Berliner Sozialsenatorin. (Quelle: Joerg Carstensen/dpa/Archivbild/dpa-bilder)
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Der Zulauf ukrainischer Flüchtlinge, ihre Unterbringung und Versorgung wird für Berlin zur immer größeren Herausforderung. Nach Angaben von Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) trafen am Donnerstag allein mit Zügen mindestens 6000 Geflüchtete in der Hauptstadt ein. Am Freitag wurden auf diesem Wege bis zu 10.000 weitere erwartet, wie die Politikerin am Nachmittag sagte. Aber auch mit Bussen und Autos kommen Ukrainer und Ukrainerinnen in Berlin an, vor allem Frauen und Kinder.

Viele reisen Kipping zufolge in andere Regionen weiter. Für etwa ein Drittel derjenigen, die bleiben, müsse der Senat eine Unterkunft organisieren. Die übrigen kämen privat unter. Erneut sprach Kipping von der Spitze des Eisberges und der wohl größten Fluchtbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa.

Vorbereitet werde ein "großes Ankunftszentrum Ukraine mit medizinischer Strecke inklusive Impfen". Vor dem Hauptbanhof solle kommende Woche zudem ein großes Messezelt aufgebaut werden, in dem Ankömmlinge im Warmen erste Informationen und Essen bekommen oder auf Toilette gehen können. Die Finanzverwaltung unterstrich, dass die Aufnahme und Versorgung ukrainischer Kriegsflüchtlinge nicht an Personal- oder Geldmangel in den Behörden scheitern werde.

Ein Lichtblick: Nach einer mehr als zweitägigen, beschwerlichen Reise kamen 105 jüdische Kinder und Jugendliche aus dem ukrainischen Odessa in Berlin an. Zwei Busse brachten die Kinder, Jugendlichen, jungen Erwachsenen sowie ihre Begleiter zu einem Hotel am Kurfürstendamm. Organisiert hatte die Reise die jüdische Bildungs- und Hilfsorganisation Chabad Berlin in Kooperation mit Partnern vor Ort.

Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey forderte ein enges Zusammenwirken von Bund und Ländern bei der Aufnahme der Menschen aus der Ukraine. "Viele kommen in Berlin an, aber wir brauchen eine bundesweite Verteilung der Geflüchteten, um das bewältigen zu können", schrieb die SPD-Politikerin auf ihrer Facebook-Seite.

Zugleich begrüßte Giffey die am Donnerstag erzielte Einigung der EU-Staaten, die Kriegsflüchtlinge schnell und unkompliziert aufzunehmen. "Das heißt: Sie haben Aufenthaltsrecht und werden Arbeitsrecht bekommen, mit Anspruch auf Sozialleistungen", sagte sie dem Nachrichtenportal "The Pioneer". Der Bund müsse jetzt eine bundesweite Verteilung und Koordinierung sicherstellen.

Der Senat will so schnell wie möglich Willkommensklassen für geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine schaffen. "Die Vorbereitungen laufen auf vollen Touren. Hierzu sind wir mit den bezirklichen Schulämtern und den Schulen in enger Abstimmung", sagte ein Sprecher der Bildungsverwaltung. Auch beginne die Suche nach Lehrkräften. Überlegt werde zudem, wie geflüchtete ukrainische Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher als Muttersprachler womöglich eingebunden werden könnten.

Einzelne junge Geflüchtete könnten direkt in Regelklassen integriert werden, erläuterte der Sprecher weiter. "Ansonsten ist es das Ziel, geflüchtete Kinder und Jugendliche möglichst zügig wenigstens teilweise in Regelklassen zu integrieren - beginnend mit Fächern wie Sport, Musik oder Kunst."

Der Berliner Flüchtlingsrat dringt auf rasche und unkomplizierte Lösungen bei der medizinischen Versorgung der geflüchteten Menschen. "Ein Dach über dem Kopf zu haben, ist die eine Sache. Aber viele der Ankömmlinge sind auf Medikamente, aufwendige Behandlungen wie Dialyse oder auf Pflegeleistungen angewiesen", sagte Sprecherin Martina Mauer. Hier seien noch viele ganz praktische Fragen offen. Das gelte auch für leistungsrechtliche Fragen, also die finanzielle Versorgung. "Man kann nicht davon ausgehen, dass alle genug Bargeld dabeihaben."

Insgesamt laufe bei der Aufnahme der vielen Menschen auch einiges gut, schätzte Mauer ein. "Es ist natürlich eine Situation, die uns alle ein stückweit überfordert." Überwältigend und beeindruckend sei die große Hilfsbereitschaft in der Stadt.

Dies bestätigten andere Initiativen. "Die Berlinerinnen und Berliner sind wirklich so hilfsbereit, dass uns das sehr berührt", sagte eine Sprecherin der Stadtmission. Die Spendenbereitschaft sei so groß, dass eine Einrichtung zur Unterbringung der Geflüchteten am Freitag darum gebeten habe, zunächst keine Sachspenden mehr vorbeizubringen.

Davon berichtete auch die Geschäftsführerin des Vereins "Moabit hilft". "Die Solidarität übertrifft meines Erachtens sogar die Solidarität 2015", sagte Diana Henniges. Es kämen so viele Spenden an, dass fast gar nicht mehr alle für die Geflüchteten genutzt werden könnten. Die überschüssigen Sachspenden werden dann beispielsweise an die Obdachlosenhilfe weitergegeben.

Die Berliner Stadtmission wies darauf hin, dass Menschen stundenlang am Hauptbahnhof anstünden, um Geflüchteten einen Schlafplatz in den eigenen vier Wänden anzubieten. "Die Hilfsbereitschaft erstreckt sich auf alle Bereiche. Also, dass Leute ihre Wohnungen öffnen, ihren privatesten Bereich, das hat mich selber auch erstaunt", sagte die Sprecherin. Mauer vom Flüchtlingsrat sieht dabei auch problematische Punkte. "Ich bin skeptisch, wenn allein reisende Frauen mit Kindern bei Wildfremden unterkommen." Hier seien Schutzmechanismen nötig.

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