Uralte Schätze Diese archäologischen Funde machten Niedersachsen berühmt

Jagdwaffen, Moorleichen und Goldschätze: Niedersachsen ist reich an archäologischen Funden – diese Ausgrabungen übertrafen jedoch jegliche Erwartungen.
Sie geben Einblick in fast vergessene Epochen und überraschten selbst die Archäologen: Niedersachsen ist reich an spektakulären Funden, die sich teils rund 300.000 Jahre im Boden befanden. t-online stellt eine Auswahl an sensationellen Ausgrabungen vor.
Schöninger Speere – älteste Jagdwaffen der Menschheit
Die Aufregung war groß, als im Jahr 1994 die Schöninger Speere im Landkreis Helmstedt gefunden wurden. Acht vollständige Speere aus Fichtenholz, hervorragend erhalten, lagen in Moor- und Seesedimenten. Mit einem Alter von rund 300.000 Jahren sind sie nicht nur die ältesten erhaltenen Jagdwaffen, sondern belegen erstmals, dass der Homo heidelbergensis komplex jagte – mit zielgerichtetem Wurf und organisiertem Zusammenleben.
Gold von Gessel – bronzezeitlicher Hortschatz
Im Jahr 2011 entdeckten Archäologen in Syke-Gessel im Landkreis Diepholz insgesamt 117 Goldobjekte, darunter Armringe, Drähte und Spiralen mit einem Alter von etwa 3.300 Jahren. Der Goldfund von Gessel zählt zu den größten bekannten Goldhortfunden Norddeutschlands. Der hohe Goldanteil weist laut den Wissenschaftlern auf weitreichende Handelsbeziehungen bis nach Südosteuropa hin und stellt so einen Spiegel für sozialen Reichtum und internationale Vernetzung in der Bronzezeit dar.
Harzhorn – römisches Militärlager im Norden
2008 staunten Archäologen nicht schlecht, als ihnen bei Ausgrabungen Reste eines römischen Gefechtsplatzes in Kalefeld-Harzhorn (Landkreis Northeim) in die Hände fielen. Gut versteckt im Erdboden legten die Forscher bis heute etwa 1.700 Schwerter, Pfeilspitzen, Wagenachsen und weitere Artefakte frei. Bis ins 3. Jahrhundert nach Christus werden die Funde datiert. Der Fund beweist, dass die Römer erneut Expeditionen nach Germanien unternahmen – lange nach der Varusschlacht. Allgemein galten diese Gebiete als Stein des Westens, doch der Fund war ein historischer Beleg für späte römische Präsenz.
Totenhütte von Altendorf – rituelle Steinzeitbestattung
Bereits vor mehr als 100 Jahren fanden Forscher in Altendorf im Landkreis Holzminden Überreste von über 20 Bestattungen in einer steinzeitlichen Hütte. Auf rund 5.000 Jahre wird das Alter der Funde geschätzt. Sie belegen eine der frühesten bekannten konstruierten Bestattungsstätten in Mitteleuropa – mit symbolischer Raumstruktur und angelegtem Kultobjekt.
Mädchen aus dem Uchter Moor "Moora"
Gleich mehrfach wurden die Archäologen fündig: Im Jahr 2000 und später, im Jahr 2005, legten sie eine mumifizierte Leiche im Großen Moor bei Uchte im Landkreis Nienburg frei. Die Frau, die auf den Namen "Moora" getauft wurde, stammt den Erkenntnissen nach aus der Eisenzeit (etwa 650 v. Chr.) Das Besondere: Die Leiche wies ein fast vollständiges Skelett samt Haut, Haaren und Fingerabdrücken auf. Der Fund ist die älteste und am besten erhaltene Moorleiche in Niedersachsen. Dank hohem organischem Erhaltungszustand lassen sich Ernährung, Gesundheitszustand und Kulturdetails erforschen – einmalig für diese Zeit.
Kupferbeil von Steinbergen
2011 legten Forscher auf der Hirschkuppe bei Steinbergen im Landkreis Schaumburg ein knapp zehn Zentimeter langes, gut erhaltenes Flachbeil aus Kupfer frei. Sein Alter wird auf etwa 5.500 Jahre geschätzt. Damit gilt es als ältestes Metallartefakt Niedersachsens – ein ähnliches Alter weist unter anderem die berühmte Gletschermumie Ötzi auf. Der hohe Erhaltungsgrad liefert bis heute wertvolle Einblicke in die Anfänge der Metallverarbeitung dieser Zeit.
- ak-niedersachsen.de: Fundchroniken
- denkmalpflege.niedersachsen.de: Meldung archäologischer Funde und Befunde in Niedersachsen
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche