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Achte Brandstiftung: Deswegen trifft es immer diese Firma aus Bautzen


Acht Brandanschläge in drei Jahren
Warum es immer wieder diese Bautzner Baufirma trifft

Von t-online, mgr

Aktualisiert am 17.05.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 9504517Unbekannte Täter setzten in den frühen Morgenstunden des Freitag einen Kastenwagen der Baufirma Hentschke auf bisher unbekannte Art und Weise in Brand. Durch den Brand werden ein davorstehendes Fahrzeug sowie zwei dahinterstehende Pkw durch auslaufendes Benzin ebenfalls beschädigt. Der Sachschaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf ca. 50.000 Euro. Das Polizeiliche Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum PTAZ im LKA hat die Ermittlungen zum Verdacht der Brandstiftung aufgenommen. Es wird in alle Richtungen ermittelt. Ein politisch motivierter Hintergrund der Tat kann derzeit nicht ausgeschlossen werden. Es werden Zeugen gesucht, die am frühen Morgen des 15.11.2019 im Bereich der Holzhofgassein Dresden und im weiteren Bereich um den Tatort verdächtige Personen und Fahrzeuge gesehen oder sonstige relevante Feststellungen xChristian Esslerx8Vergrößern des BildesBrandanschlag Ende 2019 auf vier Autos von Hentschke-Bau in der Dresdner Neustadt: Seither traf es das Bauunternehmen sechs weitere Male. (Quelle: Christian Essler/imago-images-bilder)
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Der Schaden für des Bautzner Großunternehmen bewegt sich auf eine Million Euro zu. Die meisten Ermittlungsverfahren wurden eingestellt – doch die Anschläge gehen weiter.

Ende April wurde in Berlin-Adlershof ein Bagger der Firma Hentschke-Bau angezündet. Es ist bereits der achte Brandanschlag seit November 2019 – immer wieder trifft es die Bautzner Baufirma. Mittlerweile hätten die Brandstiftungen einen Schaden im "oberen sechsstelligen Bereich" verursacht, teilte Hentschke-Bau mit.

In einem Bekennerschreiben, das auf der Medienplattform "Indymedia" auftauchte, begründen die selbst erklärten Täter ihren Anschlag wieder einmal mit der Beteiligung der Hentschke-Bau am Neubau der JVA Zwickau. Aber auch damit, dass sich Inhaber Jörg Drews der Partei AfD zugehörig fühle.

19.500 Euro an AfD gespendet

In Bautzen ist die Firma Hentschke-Bau mit einem Jahresgewinn von mehr als 8,5 Millionen Euro (2021) der größte Steuerzahler der Stadt. Sport und Kultur in der Region profitieren von Drews Geld: Heruntergebrochen würde die Hentschke-Bau an jedem Kalendertag einen Scheck in Höhe von 1.500 bis 2.000 Euro in der Region übergeben, so Drews im Sommer 2018 in einem Interview dem Hobbyfilmstudio olhs.tv aus Bautzen.

Dieses Geld kommt auch der Partei seiner Wahl zugute: 2017 spendete seine Firma 19.500 Euro an die AfD. Mittlerweile halte er seinem damaligen Engagement für die AfD dagegen, bei seiner Kandidatur für das Bürgerbündnis Bautzen bei der Kommunalwahl im Jahr 2019 verhindert zu haben, dass die AfD stärkste Fraktion im Stadtrat wurde.

In einer Stellungnahme teilt Jörg Drews mit, dass die AfD-Spende im Kontext des Spendenverhaltens der Hentschke Bau GmbH untergeordnet sei: "Während die Hentschke Bau seit Jahren durchgehend und in großer Höhe an die CDU und das Bürgerbündnis Bautzen e.V. spende, habe die AfD lediglich ein Mal vor 6 Jahren eine Zahlung erhalten. Die Spende aus dem Jahr 2017 sei zudem zu einer Zeit erfolgt, in der die damalige eurokritische AfD mit der heutigen AfD inhaltlich nicht vergleichbar gewesen sei."

Eine Spende, die allerdings zu seinem politischen Engagement passt: Als 2016 das Magazin "Denkste?!" der Bautzner Bürgerinitiative "Wir sind Deutschland" – die sich selbst als Alternative zu Pegida sieht – erscheint, gibt Drews anfangs Geld.

Geschäftsmann weist "Reichsbürger"-Vorwurf von sich

Auch das 2008 entstandene Medium Ostsachsen.TV wurde eigenen Angaben zufolge von dem Bautzener Bauunternehmer teilfinanziert. Das ließ viele extreme Rechte zu Wort kommen, unter anderen den Aktivisten der "Identitären Bewegung", Maximilian Thorn aus Bautzen, Jürgen Elsässer oder AfD-Sachsen-Chef Jörg Urban.

Seither beklagt Drews, dass er als "Reichsbürger" betitelt werde. Im Sommer 2018 verteidigt er sich in einem Interview mit olhs.tv deutlich gegen diese "unterschwelligen Beschimpfungen": "Diese Veranstaltungen (von "Wir sind Deutschland", Anm. d. Red.) hatten eine große Unterstützung aus der Gesellschaft." Und nennt Willy Wimmer, den früheren CDU-Staatssekretär und heutigen Autor des rechts-extremistischen "Compact"-Magazins, als Beispiel dafür, wie bürgerlich die Bewegung sei.

Schließlich habe Drews ein Forum gesucht, um sich gegen die Grenzöffnung der Kanzlerin im Jahr 2015 auszusprechen: "Ich halte das sogar für einen Rechtsbruch."

Sechs Ermittlungsverfahren eingestellt

Doch seitdem hören die Brandanschläge auf Hentschke-Baustellen nicht mehr auf; ohne Ermittlungserfolg der Behörden: Mittlerweile wurden sechs Ermittlungen wegen der Anschläge auf das Bautzener Unternehmen komplett eingestellt, wie aus einer Antwort des Innenministers Armin Schuster (CDU) auf eine Anfrage des AfD-Landtagsabgeordneten Frank Peschel hervorgeht. Drews sieht dadurch die Täter ermutigt: "Wenn Gewalttäter nicht ermittelt und Sachbeschädigungen als kleine Jugendsünde abgetan werden, verharmlosen wir Gewalt", sagte der Geschäftsführer am Mittwoch.

Lediglich zur Brandstiftung im November – als im Leipziger Stadtteil Sellerhausen von zwei Baustellenfahrzeugen brannten – werde noch ermittelt, teilte der Innenminister mit. Das Innenministerium verortet die Brandstiftungen in Bautzen, Dresden und Leipzig als "politisch links motiviert".

Rückhalt bekommt Drews unter anderem vom Bautzener CDU-Landtagsabgeordneten Marko Schiemann, der eine länderübergreifende Fahndung mit dem Land Berlin und die Wiederaufnahme aller Verfahren fordert: "Hier handelt es sich um Täterstrukturen, die nach dem Bau der sächsischen Haftanstalt in Zwickau in organisierter Form Leib und Leben gefährden und die Vernichtung von Sachwerten gezielt verfolgen. Es werden Menschenleben und Arbeitsplätze bedroht."

Verwendete Quellen
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