Monatskarte gekündigt, Fußballtraining gefährdet Probleme mit der Bezahlkarte für Asylbewerber
Die Bezahlkarte für Asylbewerber sollte Behörden entlasten. Das Gegenteil ist passiert, kritisiert der Sächsische Flüchtlingsrat.
Die seit April 2024 in sächsischen Landkreisen eingeführte Bezahlkarte für Menschen im Asylverfahren sollte entlasten. Tatsächlich verfehle sie ihr Ziel. Dave Schmidtke vom Sächsischen Flüchtlingsrat sagt: "In unsere Beratungsstellen kommen immer mehr Menschen mit Mahnungen wegen der Bezahlkarte".
Der Grund: Jede Überweisung, etwa für Telefonrechnungen oder das Deutschlandticket, muss extra genehmigt werden. Behörden kämen mit der Bearbeitung der Anträge nicht hinterher. "Einem jungen Herrn wurde deshalb ihr Deutschlandticket gekündigt, das er eigentlich braucht, um zum Sprachkurs zu kommen", so Schmidtke. Solche Probleme häufen sich laut Flüchtlingsrat sachsenweit.
Für einen 12-jährigen Jungen stand beispielsweise wegen der Bezahlkarte das Fußballtraining auf der Kippe. Sein Verein hat kein passendes Kartenlesegerät. Der Fußballverein verzichtet deshalb auf Mitgliedsbeiträge – bis eine Regelung gefunden wird.
Mutter mit vollen Taschen zurückgeschickt: "Hat sich richtig geschämt"
Wochenmärkte, kleinere Lebensmittelläden oder auch Sozialkaufhäuser akzeptieren die Karte meist nicht. Selbst im Supermarkt kann sie abgelehnt werden: "Ich habe mit einer Mutter aus Kamerun gesprochen, bei der ihre Bezahlkarte an der Supermarktkasse oftmals nicht funktioniert hat", berichtet Dave Schmidtke vom Flüchtlingsrat. "Die wurde mit ihren vollen Taschen zurückgeschickt und hat sich richtig geschämt."
Auch in der Schule stößt die Bezahlkarte an Grenzen: Kinder können kein Bargeld mehr für Materialien, Ausflüge oder Essen mitnehmen.
- Kritik an der Stadt: Folgen des Brückeneinsturzes in Dresden: Forderungen nach schnellerem Handeln
- Spielsachen verbrannt, Wohnung unbewohnbar: Brand zerstört Dresdner Kinderzimmer: Familie ist von Solidarität überwältigt
- 120 Millionen Euro im Eurojackpot: Spieler aus Sachsen kann über großen Gewinn jubeln
Im April hatte in den sächsischen Landkreisen ein Pilotprojekt zur schrittweisen Einführung der Bezahlkarte begonnen. Bis Januar 2025 soll es eine bundesweite Karte geben, darauf einigten sich 14 von 16 Bundesländern. Bayern und Mecklenburg-Vorpommern gehen eigene Wege. Die Karte soll Geldzahlungen an Schleuser oder Familien in Heimatländern verhindern, Kommunen entlasten und den Anreiz für illegale Migration senken.
- Telefonat mit Dave Schmidtke vom Sächsischen Flüchtlingsrat
- saechsischer-fluechtlingsrat.de: Mitteilung des Sächsischen Flüchtlingsrat vom 27. Juni 2024
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa