"Angst vor Hunden" Essener Polizei wegen Clan-Broschüre in der Kritik
Sie bedient sich laut Kritikern an Stereotypen: Die Essener Polizei hat eine umstrittene Broschüre zu kriminellen Clans herausgegeben. Nun werden Konsequenzen gefordert.
Nach Bekanntwerden von rechtsextremistischen Chatgruppen, an der Essener Polizisten beteiligt gewesen sein sollen, steht die Behörde erneut in der Kritik. Grund ist eine Broschüre über kriminelle Clans, die laut Kritikern Stereotype bediene.
In der 20-seitigen Broschüre "Arabische Familienclans. Historie. Analyse. Ansätze zur Bekämpfung" führt die Polizei-Professorin Dorothee Dienstbühl unter anderem aus, dass es bei Clans eine "verbreitete Angst vor Hunden" gebe, weibliche Polizistinnen "Reizfaktoren" seien und der zur Schau gestellte Luxus von Clan-Mitgliedern oftmals "allerdings Show" seien. Das Heft, das Dienstbühl 2019 als Schulunsgmaterial für die Essener Polizei erstellt hatte, wurde durch Recherchen der Zeitung "Welt" bekannt.
Nun hat der SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel die Absetzung von Polizeipräsident Frank Richter durch Innenminister Herbert Reul (CDU) gefordert. Eine Sprecherin des Innenministeriums sagte am Freitag der Deutschen Presse-Agentur: "Der Minister sieht keinen Grund, warum Polizeipräsident Richter sein Amt nicht weiter ausüben sollte."
"Sammelsurium von Stereotypen"
Der SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel sprach gegenüber dem WDR von einem "Sammelsurium von Stereotypen" und kritisierte eine "rassistische Komponente" der Broschüre. "Das Polizeipräsidium Essen braucht einen personellen Neuanfang an der Spitze", sagte Yüksel am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Die Broschüre habe nach den WhatsApp-Chats für ihn "das Fass zum Überlaufen gebracht." Innenminister Reul müsse Richter absetzen.
Die Polizei Essen wies die Vorwürfe zu der Broschüre zurück. Man wolle das Heft weiterhin intern verwenden, sagte ein Sprecher der dpa. Es handele sich um eine wissenschaftliche Ausarbeitung, die dem Verständnis diene.
- Nachrichtenagentur dpa