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Großbrand in Essen – Bewohner: "Und dann war's das mit der Zukunft"


Brandkatastrophe in Essen
"Das war unvorstellbar"


Aktualisiert am 21.02.2022Lesedauer: 3 Min.
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Luftaufnahmen zeigen Ausmaß des Brandes: In einem Essener Wohnkomplex fingen gleich mehrere Wohnungen Feuer. (Quelle: t-online)

Nach dem Feuer in einem Essener Wohnkomplex herrscht Fassungslosigkeit. Ein Betroffener erzählt von dramatischen Minuten und davon, wie es jetzt weitergeht.

Am Mittag nach der Brandkatastrophe ist der Geruch des Feuers noch immer allgegenwärtig. Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr sind noch mit Löscharbeiten beschäftigt, mit einem Statiker gehen sie von Wohnung zu Wohnung, auf der Suche nach letzten Glutnestern. In der Nacht und am frühen Morgen haben hier 150 Feuerwehrleute gegen die Flammen angekämpft, die aus dem Gebäudekomplex in Essen schlugen.

Insgesamt 39 Wohnungen sind ausgebrannt, mehr als 100 Menschen wurden aus dem Gebäude in Sicherheit gebracht. Die unbändige Macht der Flammen wird im Tageslicht überdeutlich. Es grenzt an ein Wunder, dass nur drei Personen mit Rauchgasvergiftungen in ein Krankenhaus mussten – und sie konnten es bereits wieder verlassen.

Für die Bewohner des erst im Jahr 2015 gebauten Wohnhauses ist das Feuer dennoch eine Katastrophe: Auf einen Schlag ist alles weg. Besitztümer, Erinnerungen und nicht zuletzt das Dach über dem Kopf – von Flammen gefressen.

Bewohner berichtet von Flammen: "Das war unvorstellbar"

Nur wenige, die in der Nacht Hals über Kopf aus ihren Wohnungen geflohen sind, wollen sich das ansehen, was sie noch vor wenigen Stunden ihr Zuhause genannt haben. Peter Borg steht dennoch hier, um sich ein Bild zu machen über das Ausmaß der Zerstörung. Auch er ist fassungslos: "Dann steht man da, aus dem Tiefschlaf gerissen, und dann war's das mit der Zukunft."

Die Rettung für ihn und seine Frau sei in letzter Minute gekommen. Polizisten hätten sie schreiend aufgefordert, die Wohnung zu verlassen. "Dann sind wir sofort los", so der 63-Jährige. Innerhalb von fünf Minuten habe das Feuer das gesamte Gebäude erfasst. "Das war unvorstellbar. Wir haben die Flammen schon an der Seite des Hauses gesehen, dann sind die Scheiben geborsten."

Großbrand in Essen: Fenster von Nachbarhäusern zerbarsten durch die Hitze

Nach der Rettung aus dem Gebäude waren insgesamt 180 Menschen in einem nahegelegenen Hörsaal der Universität untergekommen – neben den etwa 100 Menschen aus den Wohnungen im Gebäudekomplex mussten auch Anwohner ihre Häuser verlassen. Auch dort waren durch die enorme Hitze Fenster gesprungen, mittlerweile konnten die Bewohner dieser Häuser wieder zurück.

Doch für Peter Borg und Dutzende andere wirdes keine Rückkehr geben in die verkohlten Wohnungen. Mittlerweile ist klar, dass 128 Menschen ihr Zuhause verloren haben. Der 63-Jährige und seine Frau werden zunächst bei Freunden unterkommen. "Dann werden wir schauen, dass wir wieder eine Wohnung suchen – auch wenn sich das doof anhört." Er ist den Tränen nahe, als er das erzählt.

Unterstützung gebe es auch von der Familie: "Die haben schon T-Shirts gekauft. Das ist jetzt das erste Starterset ins neue Leben." Er versucht, mit Galgenhumor gegen die Gefühle anzukämpfen, doch gelingen will ihm das kaum.

Feuerwehrleute überrascht von schneller Ausdehnung

Die Feuerwehr sei von der "massiven Brandausbreitung" überrascht gewesen, hatte ein Sprecher betont. Einsatzkräfte vor Ort bestätigen das: Ein solches Feuer haben hier bislang nur wenige gesehen. Ersten Erkenntnissen zufolge habe sich der Brand von einem Balkon ausgebreitet. Das Sturmtief "Antonia" habe dann dafür gesorgt, dass sich die Flammen rasend schnell über die im Wind liegende Fassade und Balkone ausdehnte. Was genau das Feuer verursacht hat, wird nun von der Polizei untersucht.

Peter Borg findet für die Einsatzkräfte lobende Worte: "Die haben hier einen richtig geilen Job gemacht", erzählt der 63-Jährige. Auch die Unterbringung im Hörsaal habe gut funktioniert, dort habe man sich gut um die Betroffenen des Feuers gekümmert.

Die meisten von ihnen haben bereits eine vorübergehende Bleibe organisiert, 27 Menschen müssten für einen längeren Zeitraum untergebracht werden, teilte die Stadt Essen mit. Das Wohnungsunternehmen Vivawest als Eigentümer des Hauses hatte den Bewohnern kurzfristig Zimmer in umliegenden Hotels angeboten. Die Stadt stelle zudem Medikamente, Hygieneartikel und Kleidung für den aktuellen Bedarf zur Verfügung, hieß es in der Mitteilung. Außerdem wurde für die Betroffenen ein Spendenkonto eingerichtet.

Verwendete Quellen
  • Beobachtungen und Gespräche vor Ort
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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