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Frankfurt am Main: Darum sterben Obdachlose auf den Straßen


Toter bei Supermarkt
Darum sterben Obdachlose auf den Straßen in Frankfurt

Von dpa, t-online, stn

Aktualisiert am 16.12.2022Lesedauer: 3 Min.
Ein Obdachloser sitzt am Abend in der Frankfurter Innenstadt mit seinem Hab und Gut vor einem geschlossenen Laden.: Angesichts von Schnee und Kälte ist die Situation wohnungsloser Menschen gefährlich.Vergrößern des BildesEin Obdachloser sitzt am Abend in der Frankfurter Innenstadt mit seinem Hab und Gut vor einem geschlossenen Laden. Angesichts von Schnee und Kälte ist die Situation wohnungsloser Menschen gefährlich. (Quelle: Arne Dedert/dpa-bilder)
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Die Kälte forderte womöglich ein Todesopfer in Frankfurt. Sein Leben hätte man durchaus retten können, sagt ein Sozialarbeiter und kritisiert die Stadt.

An einem Supermarkt im Frankfurter Stadtteil Gallus ist ein obdachloser Mann womöglich erfroren. Der 46-Jährige war in der Nacht zum Mittwoch ums Leben gekommen und von Mitarbeitern einer sozialen Hilfseinrichtung auf einem Supermarkt-Parkplatz gefunden worden, wie die Polizei mitteilte.

"Möglicherweise starb er aufgrund der kalten Temperaturen, die genaue Todesursache soll nun eine Obduktion klären", sagte ein Sprecher am Donnerstag. Den Angaben zufolge hatte der Mann sich regelmäßig auf dem Parkplatz aufgehalten und dort übernachtet. Er war laut Angaben der Stadt verschiedenen Stellen der aufsuchenden Sozialarbeit, der Obdachlosen- wie Suchthilfe, seit Jahren bekannt und lebte schon lange auf der Straße. Er sei beeinträchtigt gewesen und schwer für Hilfen zu erreichen, hieß es. Seine Todesumstände gelte es nun zu rekonstruieren.

In der kalten Jahreszeit seien vermehrt Sozialarbeiter auf den Straßen unterwegs, um obdachlose Menschen in Unterkünfte zu bringen, sagte eine Sprecherin der Stadt auf die Frage, ob der Vorfall zusätzliche Bemühungen erforderlich mache. Dennoch gebe es Menschen, die sich entscheiden würden, auf der Straße zu bleiben.

Viele psychisch Kranke, die draußen schlafen

"Wir können als Streetworker nicht viel machen", berichtet ein Sozialarbeiter t-online. Er möchte anonym bleiben, weil er offiziell nicht mit der Presse reden darf. "Die Leute halten sich draußen auf, der Tote war psychisch krank." Generell seien jene Wohnungslose, die psychisch krank seien, misstrauisch, erzählt er. "Sie gehen auch nicht mit, wenn du einen Rettungswagen schickst. Die sind gefangen in ihren psychischen Filmen. Sie wissen nicht, dass sie draußen bei der Kälte erfrieren können", sagt der Sozialarbeiter.

Man müsste, "so hart es auch klingen mag, diese Leute zwangseinweisen", denkt er. "Normalerweise müsste das Gesundheitsamt hier handeln oder der sozialpsychiatrische Dienst. Aber sie machen nichts, denn eine Zwangseinweisung geht nur, wenn die Personen einen gesetzlichen Betreuer haben. Er muss einer Zwangseinweisung zustimmen", sagt der Sozialarbeiter. Weiter berichtet er, wenn die Betroffenen nicht selbst merken würden, dass sie erfrieren und nicht selbst in der Lage seien, einen Krankenwagen zu rufen, dann sei das Eigengefährdung. "Dann sterben Leute."

Stadt Frankfurt bietet verschiedene Hilfsaktionen an

In Frankfurt gibt es verschiedene Hilfsaktionen für Obdachlose: Ein leicht zugängliches Angebot ist die Notübernachtung im U-Bahnhof Eschenheimer Tor, wo etwa 150 Schlafplätze, also Isomatten und Decken sowie ein kleines Frühstück bereitgestellt werden. Zudem gibt es Unterkünfte der Stadt in Wohnheimen und Hotels. Des Weiteren ist der Kältebus im Stadtgebiet unterwegs, um Menschen zu versorgen.

Ein Helfer des Kältebusses mit Teekannen (Archivbild): In Frankfurt sucht der Kältebus Obdachlose in kalten Nächten auf.
Ein Helfer des Kältebusses mit Teekannen (Archivbild): (Quelle: epd/imago-images-bilder)

Hilfe für Obdachlose

Wer obdachlose Menschen nachts bei großer Kälte auf den Straßen sieht, wird gebeten, den Kältebus unter 069/ 43 14 14 zu informieren. Der Bus ist in der kalten Jahreszeit zwischen 21.30 und 5 Uhr im Stadtgebiet unterwegs, er bietet den Transport in eine Übernachtungsstätte, Decken, Schlafsäcke und einen warmen Tee an. Alternativ ist auch die städtische Hotline 069/212-70070 für soziale Notlagen rund um die Uhr besetz

Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne) appellierte an Bürgerinnen und Bürger, auf Menschen achtzugeben, die sich bei frostigen Temperaturen draußen aufhalten. "Wer einen Menschen auch tagsüber in einer verstecken Ecke oder schlecht ausgestattet im Freien schlafen sieht, sollte unbedingt Hilfe rufen", sagte Voitl laut Mitteilung. Dazu gibt es die Telefonnummern des Frankfurter Kältebusses, der Hotline für soziale Notlagen oder in Notfällen die Notrufnummer 112, sagte eine Sprecherin.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe forderte am Donnerstag mehr Schutz in der Kälte für Obdachlose. Bundesweit sind demnach verschiedene Atemwegserkrankungen, darunter Corona, eine Gefahr für obdachlose Menschen. Zudem stelle die ohnehin hohe Zahl an Hilfesuchenden sowie der zusätzliche Bedarf durch Geflüchtete aus der Ukraine die Kommunen vor besondere Herausforderungen, hieß es. Auch gebe es weniger gespendete Decken und Schlafsäcke.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit einem Sozialarbeiter
  • frankfurt.de: Kältebus
  • Mitteilung der Stadt Frankfurt vom 15. Dezember
  • Nachrichtenagentur dpa
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