Bier-Krise: Radeberger erwartet "hartes Jahr"
Eine Branche in der Krise: In Frankfurt wird bald kein Bier mehr gebraut, obwohl die Biersparte von Radeberger sich besser entwickelt hat als der Markt.
Die Bierbranche steckt in einer tiefen Krise: Brauereien mΓΌssen schlieΓen, die Kosten fΓΌr Rohstoffe, Energie und Lieferungen steigen. Bier zu brauen wird immer teurer. Manche Brauereien forderten bereits 7,50 Euro fΓΌr einen halben Liter in einer Kneipe. Andernfalls drohe das Aus.
In Frankfurt droht keiner Brauerei das Aus β denn dieses ist schon lΓ€ngst besiegelt. Die Frankfurter Traditionsbrauerei Binding wird im Oktober 2023 voraussichtlich schlieΓen. Das hat die Radeberger-Gruppe, langjΓ€hriger Inhaber der Binding-Brauerei, im September letzten Jahres beschlossen. Der Grund: hohe wirtschaftliche Verluste. 160 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Die Gewerkschaft NGG versucht dennoch, mit einer Petition die Brauerei noch irgendwie retten zu kΓΆnnen. Fast 5.000 Unterschriften sind bislang zusammengekommen.
Nun erwartet Deutschlands grΓΆΓte Brauereigruppe ein "ΓΌberaus hartes Jahr", trotz deutlicher Erholungstendenzen. Radeberger-Sprecher Guido Mockel warnte deshalb am Freitag vor massivem Kostendruck und stetig wachsenden ΓberkapazitΓ€ten, die das Jahr 2023 "extrem fordernd" machten. Sorgen machten auch die Energieversorgung fΓΌr den kommenden Winter sowie die anhaltend hohen Inflationsraten.
Droht weiteren Brauereien von Radeberger das Aus?
Radeberger kΓΌndigte an, die eigenen KapazitΓ€ten dem sich verΓ€ndernden Markt anzupassen, nannte aber keine Details. Wird Radeberger weitere Brauereien schlieΓen?
Im vergangenen Jahr hat sich die Brau- und GetrΓ€nkesparte des Oetker-Konzerns nach eigenen Angaben allerdings besser entwickelt als der Markt. Vor allem bei alkoholfreien Bieren und anderen GetrΓ€nken sowie bei bundesweit vertriebenen Spezialbieren wurden teils zweistellige Wachstumsraten im Vergleich zum von Corona geprΓ€gten Vorjahr erzielt. Auch das regionale Bier-Portfolio (unter anderem Berliner Pilsner, BrinkhoffΒ΄s No.1 und Stuttgarter HofbrΓ€u) sowie nationale Marken wie Jever, Radeberger oder SchΓΆfferhofer legten demnach zu.
Unter dem Strich stieg der GetrΓ€nkeabsatz der Gruppe um knapp 6 Prozent auf 11,8 Millionen Hektoliter, was wiederum rund 1,9 Milliarden Umsatz bedeutete. Beim inlΓ€ndischen Bierabsatz legte der BranchenfΓΌhrer um 4 Prozent zu und dΓΌrfte damit nach eigener EinschΓ€tzung leicht ΓΌber dem Branchenschnitt liegen. Aber Mockel warnt: "Wer im Jahr 2022 im Vergleich zum unterirdischen Vorjahr keine positive Entwicklung verzeichnet hat, der hat wohl ein grundsΓ€tzliches strukturelles Problem." Eine branchenweite RΓΌckkehr zum Vorkrisenniveau sei nicht in Sicht.