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Corona bremst Nachwuchs im Vereinsleben aus


Rotenburg an der Fulda
Corona bremst Nachwuchs im Vereinsleben aus

Von dpa
18.02.2022Lesedauer: 4 Min.
Trachtenkapelle "Hessisches Kegelspiel" GroßentaftVergrößern des BildesDie Trachtenkapelle "Hessisches Kegelspiel" Großentaft probt im Dorfgemeinschaftshaus des Ortes. (Quelle: Swen Pförtner/dpa/dpa-bilder)
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Karneval, Musik, Sport - zwei Jahren Corona haben den Vereinen in Hessen zugesetzt. Auch wenn sich die Zahl der Neuanmeldungen derzeit wieder zu erholen scheint: Die Suche nach Nachwuchs bleibt schwierig. Denn die Pandemie ist nicht der einzige Grund, warum junge Menschen Vereinen den Rücken kehren. Es gibt aber auch Ausnahmen: Die Lust am Theaterspielen zum Beispiel scheint bei jungen Menschen ungebrochen.

Corona hat bei den Faschingsvereinen Spuren hinterlassen. "Die Herausforderung ist, dass durch die Corona-Schutzmaßnahmen kaum Training stattfinden konnte und es gab auch fast keine Auftrittsmöglichkeiten. Dadurch ist es sehr schwer, neue Mitglieder bei Veranstaltungen zu finden", sagte Lars Reiße, Präsident der Gemeinschaft Kasseler Karnevalgesellschaften (GKK), bei der sieben Vereine engagiert sind. Dort hat es laut GGK in den vergangenen beiden Jahren kaum Neuaufnahmen gegeben. Karneval begeistere beim Zusehen, betont Reiße. "Daraus wächst dann die Motivation, sich auch engagieren zu wollen."

"Es ist schwierig, gerade für die Jugend", sagt Heiko Rudolph, Präsident des Karneval-Verbands Kurhessens, der 118 Vereine - etwa in der Hochburg Fulda - betreut. "Es ist jetzt das zweite Jahr, sie wollen sich wieder treffen, die wollen wieder auf die Bühne, die wollen Kontakt." Dennoch habe er aus den Vereinen nichts Dramatisches gehört, was Abmeldungen betreffe, "sie sind immer noch hoch motiviert". Aber es habe auch keine großen Neuzugänge gegeben. Insgesamt sei die Stimmung angesichts der gestrichenen Karnevalssaison ernüchtert. Doch der Optimismus sei nicht verloren gegangen.

Auch die hessischen Sportvereine leiden unter der Pandemie. Das habe sich vor allem im ersten Corona-Jahr bemerkbar gemacht, "inzwischen beobachten wir eine Stabilisierung der Zahlen. Der drastische Mitgliederverlust konnte gestoppt werden", sagte Juliane Kuhlmann, Vorsitzende der Sportjugend Hessen und Vizepräsidentin für Kinder- und Jugendsport. "Gerade bei den unter 26-Jährigen verzeichnen wir wieder ein Mitgliederplus. Dort waren die Einbrüche im Jahr 2020 besonders groß." Insgesamt sei man noch immer unter dem Niveau der Vor-Pandemie-Zeiten. Derzeit werde an einer detaillierten Auswertung der Zahlen der hessischen Sportvereine für 2021 gearbeitet.

Beim jüngsten Nachwuchs seien die Zahlen besonders gravierend gewesen, berichtete Kuhlmann. Bei den Kindern unter sechs Jahren habe es 2020 ein Rückgang von rund 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gegeben. Viele Neuanmeldungen seien ausgeblieben: "Die Angebote, mit denen Kleinkinder zum Sport kommen - wie beispielsweise Kinderturnen oder Anfängerschwimmen - haben einfach nicht stattgefunden." Auch hier geht Kuhlmann aber davon aus, dass sich die Situation im zweiten Pandemiejahr etwas verbessert hat.

Die Corona-Pandemie habe viele Musikspielvereine hart getroffen, berichtet Ralf Bämpfer, Vorstandsmitglied des Spielmanns- und Fanfarenzugs Rotenburg an der Fulda im Nordosten von Hessen. Veranstaltungen und Auftritte seien in den vergangenen zwei Jahren immer wieder abgesagt worden, das habe vielen Musikern die Freude am Üben verdorben. "Die Leute wissen gar nicht so richtig, wofür sie grad proben oder üben sollen, weil wir zurzeit gar keine Spieleinsätze annehmen." Zudem sei es schwierig, coronakonforme Säle für gemeinsame Proben zu finden.

"Derzeit fehlen die Gelegenheiten, sich für potenzielle Nachwuchsbläser zu präsentieren und Werbung durch Vorspielabende oder Besuche in den Schulen machen zu können", erklärt auch Martin Sudbrock von der Trachtenkapelle Großentaft bei Fulda. "Daher liegt derzeit die Nachwuchsgewinnung auf Eis." Die Tradition der Spielmannszugmusik so aufrecht zu erhalten, falle zunehmend schwer, berichten beide Vereine.

Zudem ziehe es viele junge Vereinsmitglieder nach dem Schulabschluss zum Studieren in größere Städte. "Die Jugendlichen, die wir uns über die letzten zehn Jahre ausgebildet haben, da bleibt von zehn vielleicht einer noch da. Der Rest geht weg." Somit habe Corona die generell schon schwierige Situation der Traditionsvereine nur noch verschlimmert. Überall höre man von Vereinsauflösungen. "Das macht mir schon Angst", sagt das Vorstandsmitglied. "Sicherlich wird es nach der Pandemie nicht mehr so sein wie vorher", vermutet auch Sudbrock.

Anders sieht es beim theaterbegeisterten Nachwuchs aus: "Obwohl wir in den Jahren 2020 und 2021 keinen regulären Proben- und Spielbetrieb durchführen konnten, hat unser Vereinsnachwuchs sehr treu, engagiert und unverdrossen das Interesse bewahrt", erklärte Theo Berlitz von der Freilichtbühne Twiste im nordhessischen Twistetal. Trotz der Pandemie hätten sich dem Schauspielverein für die Saison 2022 neun neue Kinderschauspieler angeschlossen. "Bei der Planung für die aktuelle Saison waren die Nachwuchs-Akteure die ersten, die sich ungeduldig für den Start aufgestellt haben", erklärt Berlitz. Dank der motivierten Jugend blickt der Vereinsvorsitzende positiv in die Zukunft der Freilichtbühne.

Ähnlich groß sei das Interesse am Theater Grüne Soße in Frankfurt, sagt Geschäftsführer Detlef Köhler. Vor allem von Kindern ab acht Jahren sei die Nachfrage gestiegen. Dass viele Jugendliche ab Beginn der Pubertät keine Lust mehr auf die Schauspielerei hätten und sich vom Theater abmeldeten, komme den Jüngeren zugute. "In kleineren Gruppen kann man dann besser arbeiten. Die Kinder genießen die Aufmerksamkeit." Generell sei das Ensemble gut besetzt.

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