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Hamburg: Erdbeerbauer mit düsterer Prognose – "Dann gehen einige Betriebe kaputt"


Erdbeerbauer mit düsterer Prognose
"Dann werden so einige Betriebe kaputtgehen"

  • Markus Krause, Regio-Redakteur für Hamburg.
Von Markus Krause

17.06.2022Lesedauer: 3 Min.
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Ein Erdbeerfeld (Symbolbild): Die Bauern stehen in diesem Jahr vor besonderen Herausforderungen. (Quelle: imago images / CHROMORANGE)Vergrößern des Bildes
Ein Erdbeerfeld (Symbolbild): Die Bauern stehen in diesem Jahr vor besonderen Herausforderungen. (Quelle: imago images / CHROMORANGE) (Quelle: CHROMORANGE/imago-images-bilder)

Der Verkauf von Erdbeeren ist in diesem Jahr für viele Bauern zu einem schlechten Geschäft geworden. Das hat dazu geführt, dass einige von ihnen ihre Ernte vernichtet haben. Haben die Deutschen keine Lust mehr auf Beeren von heimischen Feldern?

Wenn das Geschäft mit den Erdbeeren so weitergeht wie in den ersten Wochen der Saison, könnte es für einige Betriebe in Zukunft schwer werden. Insbesondere in Süd- und Mitteldeutschland sowie im Rheinland wurde die Hauptangebotszeit von einem großen Angebot und Preisdruck geprägt. Wie kam es dazu und wie sieht es aktuell im Norden aus, wo nun die Haupternte bevorsteht?

Dass sie zu derart drastischen Mitteln greifen und ganze Erdbeerfelder umpflügen, sei die Not der Unternehmer. "Sie wissen nicht mehr, was sie machen sollen", sagt ein Obstbauer aus dem Alten Land im Gespräch mit t-online. Er möchte unerkannt bleiben. Die besondere Marktlage erläutert t-online Tilman Keller, Teamleiter Beerenobstberatung beim Verein Obstbauversuchsring des Alten Landes e.V.

"Das sonnige und relativ trockene Wetter hat dafür gesorgt, dass Erdbeeren sehr gut gewachsen sind und der Ernteertrag entsprechend hoch war", sagt Keller. Dazu seien Erdbeeren aus Spanien, den Niederlanden und Italien gekommen. "Wegen der großen Menge an Erdbeeren waren die Preise sehr unter Druck", erklärt Keller. Der Bauer aus dem Alten Land bezeichnet diese als "nicht kostendeckend". Die Frage, bei welchem Preis es für einen Bauern nicht mehr rentabel ist, lassen beide unbeantwortet. "Wir haben bei Erdbeeren relativ große Preisspannen, die auch mit der Qualität zu tun haben", sagt Keller.

Bauern aus Hamburg und dem Norden weniger betroffen

Bei norddeutschen Landwirten ist die Situation weniger angespannt. "Wir hier oben hatten sicherlich auch mal nicht ganz zufriedenstellende Preise, aber da hat keiner Felder vernichtet, denn wir wollen ja irgendwie weiter Erdbeeren liefern", sagt Keller. Viel mehr seien Süd- und Mitteldeutschland, "bis hoch ins Rheinland", betroffen gewesen.

Wie die Zukunft aussieht, dazu will der Beerenobstberater keine Prognose abgeben. "Wenn ein Betrieb den Großteil seiner Ernte eingefahren hat, dann kann es natürlich sein, dass er sagt, der Preis ist jetzt so schlecht, dass es sich wirtschaftlich nicht mehr für ihn lohnt."

Der Obstbauer aus dem Alten Land malt demgegenüber ein düstereres Bild: Angesichts von gestiegenen Lohnkosten durch den Mindestlohn und erhöhte Preise für Strom und Treibstoffe seien "die Gewinne, die von den Betrieben eingefahren werden, mittlerweile auf null", sagt er und geht sogar noch einen Schritt weiter: "Wenn ich ein Produkt produziere, wo am Ende unter dem Strich nichts mehr übrigbleibt, dann werden so einige Betriebe kaputtgehen."

Solche Rückschlüsse hält Keller für zu früh. Im Hamburger Raum, in Niedersachsen und Schleswig-Holstein befinde man sich gerade mitten in der Haupternte. "Wir hoffen, dass die Erdbeersaison noch bis in den August hineingeht. Erst dann wird entschieden, ob ein Betrieb Gewinne macht mit seiner Produktion."

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Mit "gut schmeckenden" Erdbeeren Lust der Verbraucher wecken

Dennoch sieht auch er Herausforderungen für die Erdbeerbranche: "Wir stehen in Deutschland im internationalen Wettbewerb mit Südeuropa." Deshalb müsse man jetzt gute Ware anbieten, "die dann regional auch auf eine tolle Käuferresonanz stößt."

Natürlich gebe es, wie bei vielen anderen Produkten, eine Kaufzurückhaltung. "Kunden, die früher ein, zwei Kilogramm Erdbeeren gekauft haben, greifen jetzt vielleicht zu einem kleineren Gebinde, weil sie erst mal schmecken wollen." Aber das sei eine ganz natürliche Sache, in Zeiten von Inflation und erhöhten Kosten. "Mit dieser schwierigen wirtschaftlichen Situation müssen wir zurechtkommen."

Deshalb fordert Keller: "Wir müssen eine qualitativ hochwertige, gut schmeckende Erdbeere produzieren, die dann auch ihren Preis hat." Die Akzeptanz dafür sei nicht verloren gegangen. "Ich glaube schon, dass darauf der Verbraucher Lust hat und auch die Nachfrage da ist."

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Obstbauer aus dem alten Land
  • Telefonat mit Tilman Keller vom Obstbauversuchsring des Alten Landes e.V.
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