Entlassung von Ibrahim A.: Wurde Kiel erst nach der Tat informiert?
Nach dem Messerangriff in einer Regionalbahn von Kiel nach Hamburg hagelt es Schuldzuweisungen. Immer wieder kam es zu fatalen VersΓ€umnissen.
Die Stadt Kiel ist nach eigenen Angaben erst an diesem Donnerstag offiziell ΓΌber die Entlassung von Ibrahim A. aus der Untersuchungshaft in Hamburg informiert worden. Das Landgericht Hamburg habe die AuslΓ€nderbehΓΆrde per E-Mail und per Fax ΓΌber die Aufhebung des Haftbefehls und die Entlassung des mutmaΓlichen TΓ€ters von Brokstedt informiert. Vorher habe es keine aktenkundige Information ΓΌber die Haftentlassung gegeben, sagte Stadtsprecherin Kerstin Graupner der dpa am Freitag.
Der Sprecher des Hanseatischen Oberlandesgerichts, Kai Wantzen, bestΓ€tigte, dass das Landgericht Hamburg die AuslΓ€nderbehΓΆrde in Kiel ΓΌber die Aufhebung des Haftbefehls erst am Donnerstag informiert hat. "Im Rahmen einer internen ΓberprΓΌfung war aufgefallen, dass eine frΓΌhere Mitteilung im Bereich des Landgerichts versehentlich unterblieben war."
Hamburg und Schleswig-Holstein schieben sich Verantwortung zu
Ob die AuslΓ€nderbehΓΆrde Kiel von der Entlassung am 19. Januar anderweitig, etwa durch Mitteilungen anderer Dienststellen, Kenntnis erlangt hat, wisse er nicht, so Wantzen. "Die Leitung des Landgerichts hat den Vorfall zum Anlass genommen, vorsorglich in allen Bereichen des Landgerichts auf die gerichtlichen Mitteilungserfordernisse speziell bei Haftbefehlen gegen AuslΓ€nder hinzuweisen."
Die BehΓΆrden in beiden BundeslΓ€ndern β Hamburg und Schleswig-Holstein β schieben sich in Bezug auf den Umgang mit dem mutmaΓlichen TΓ€ter seit Tagen gegenseitig die Verantwortung zu. Ibrahim A. soll am Mittwoch vergangener Woche in einem Regionalzug von Kiel nach Hamburg mit einem Messer auf andere FahrgΓ€ste eingestochen haben. Zwei junge Menschen starben, fΓΌnf weitere wurden verletzt. Knapp eine Woche zuvor war der 33-JΓ€hrige aus der U-Haft in Hamburg entlassen worden.
Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina (GrΓΌne) betonte zuletzt immer wieder, dass die ihr unterstellten BehΓΆrden keine Fehler im Umgang mit Ibrahim A. gemacht haben. Mehr dazu lesen sie hier. Die Landesregierung in Kiel und das Bundesamt fΓΌr Migration und FlΓΌchtlinge gaben an, ihnen hΓ€tten Informationen zu dem 33-JΓ€hrigen gefehlt. Mehr dazu lesen Sie hier.