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Amoklauf bei Zeugen Jehovas in Hamburg: Aussteiger über Sekten-Methoden


Aussteiger spricht über Zeugen-Jehovas
Kein Sex, keine Bluttransfusionen, keine Bildung

Von t-online, pas

Aktualisiert am 12.03.2023Lesedauer: 2 Min.
Eine Wachtturm-Broschüre der Zeugen Jehovas (Symbolbild): Wie schwer ist es eigentlich aus der Sekte auszusteigen?Vergrößern des BildesEine Wachtturm-Broschüre der Zeugen Jehovas (Symbolbild): Wie schwer ist es eigentlich, aus der Sekte auszusteigen? (Quelle: Christoph Hardt/imago images)
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Die schockierende Bluttat, bei der in Hamburg acht Menschen starben, rückt die Zeugen Jehovas in den Fokus. Treibt die Sekte Menschen in die Isolation?

Nach den tödlichen Schüssen am Donnerstagabend bei einem Gottesdienst der Zeugen Jehovas in Hamburg sind acht Menschen getötet und weitere acht verletzt worden. Der Täter, Philipp F. ist selbst ehemaliges Mitglied der Sekte. Beim Eintreffen der Polizei tötete F. sich durch einen Schuss in den Bauch selbst. Vor eineinhalb Jahren soll F. die Sekte freiwillig verlassen haben – möglicherweise allerdings im Streit, wie Hamburgs Polizeipräsident am Freitag berichtete. Doch was bedeutet es eigentlich aus der Sekte auszusteigen?

Gegenüber des Schweizer Nachrichtenmagazins "Blick" spricht Aussteiger Micha Barth über die Schwierigkeiten, mit denen Aussteiger konfrontiert werden: "Wenn man aussteigen will, muss man das den Ältesten der Versammlung kundtun. Danach muss man persönlich oder bei einem Telefonat noch einmal versichern, dass man den Ausstieg wirklich will", so Barth gegenüber "Blick". Anschließend sei jedes Mitglied dazu aufgerufen, den Kontakt mit dem jeweiligen Aussteiger abzubrechen.

Erschwerend hinzu käme für Aussteiger, dass Freundschaften außerhalb der Sekte nicht geduldet würden und nach dem Ausstieg aus der Sekte wäre man komplett ausgeschlossen und ohne jegliche Kontakte – auch die Familie wäre tabu, sagt der 45-Jährige. Dies werde von den Mitgliedern knallhart durchgezogen, sagt Barth.

Provozierte Isolation die Tat?

Auch der Aufbau neuer sozialer Kontakte wäre für Aussteiger schwierig. Die würden zumeist sozial völlig isoliert leben. Aus Einsamkeit und Verzweiflung kehrten viele wieder zur Sekte zurück. Daher könne sich Barth als Aussteiger die Tat in Hamburg zumindest nachvollziehen: "Wenn ein Mann aus der Organisation ausgeschlossen wird, seine Frau, Kinder, Freunde und Familie nicht mehr sehen darf, dann sind solche Taten durchaus denkbar", sagt Barth dem "Blick".

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Dazu kämen die strengen Regeln bei der Sekte: "Beispielsweise kein Sex vor der Ehe und keine Bluttransfusionen – und zwar auch nicht, wenn einem der Tod droht oder es sich um Kinder handelt", so Barth weiter. Tatsächlich sollen laut mehrerer Berichte Verletzte in Hamburg ebenfalls eine Bluttransfusion abgelehnt haben – und sich dadurch in Gefahr begeben haben.

Alle Zeit für Gott

Zudem würden Zeugen Jehovas zweimal pro Woche zusammenkommen, wobei sie über ihre Rechte und Pflichten aufgeklärt werden. Dabei würden etwa Lesungen aus dem "Wachtturm", der Zeitschrift der Religionsgemeinschaft, stattfinden. Zudem würde die Organisation regelmäßig erklären, was als richtig und was als falsch einzuordnen wäre, berichtet Barth, der in die Sekte hineingeboren wurde, dem Magazin weiter.

Auch Bildung wäre etwas, das von der Sekte nicht gewünscht ist: "Man sollte alle seine Zeit Gott widmen, und die Sekte sieht das Studium als Ablenkung an", berichtet Barth dem "Blick" weiter. Zudem würden Frauen in der Sektengemeinschaft quasi keine Rechte verfügen. Männer träfen die Entscheidungen.

Heute klärt Barth in der Schweiz über Techniken der Manipulation auf. Er gibt Kurse und schreibt Bücher über die Psychologie von Narzissten und Psychopathen, die anderen Personen durch geschickte Techniken ihren Willen aufzwängen.

Verwendete Quellen
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