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Druck aus dem Ausland wächst: So blicken Spargelbauern auf diese Saison


Druck aus dem Ausland wächst
Spargelbauern wollen Offensive starten

  • Beatrice von Braunschweig
Von Beatrice von Braunschweig

Aktualisiert am 21.03.2023Lesedauer: 3 Min.
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Hof Kaemena: Die Spargelernte ist Handarbeit.Vergrößern des Bildes
Hof Kaemena: Die Spargelernte ist Handarbeit. (Quelle: Hof Kaemena )

Deutscher Spargel kann längst nicht mehr mit den Preisen aus dem Ausland mithalten. Wie blicken die norddeutschen Bauern der kommenden Saison entgegen?

Durchschnittlich isst jeder Deutsche 1,7 Kilogramm Spargel pro Jahr. Doch im vergangenen Jahr kamen die Menschen hierzulande auf nur 1,5 Kilogramm Spargelverzehr, wie Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft belegen. Die geringere Nachfrage haben die Spargelbauern 2022 zu spüren bekommen. Doch jetzt zeigen sich die norddeutschen Bauern für die kommenden Monate wieder vorsichtig optimistisch.

"Dieses Jahr gibt es zwar keine Euphorie, aber die Inflation sinkt wieder und die Spritpreise fallen", erklärt Fred Eickhorst. Er ist Geschäftsführer und Vorstandssprecher der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer: "Auch in der Tourismusbranche herrscht wieder positive Stimmung." Das lässt Eickhorst auf größere Nachfrage beim Spargel hoffen.

Deutscher Spargel konkurriert mit Auslandsprodukten

"Wie es letztlich wird, hängt vom Wetter ab und davon, wie viel Geld die Bevölkerung für Spargel ausgeben wird. Das werden wir dann sehen", sagt Jörg Heuer aus Fuhrberg. Gemeinsam mit 15 festen Mitarbeitern und weiteren 150 rumänischen Erntehelfern bewirtschaftet er nordöstlich von Hannover mehr als 100 Hektar Spargelanbauflächen.

Trotz positiver Verkaufsprognosen bereitet den Spargelbauern der Region vor allem eines Kopfzerbrechen: Der Druck durch günstige Auslandsprodukte wächst, während sie in Deutschland hohe Umwelt- und Arbeitsstandards erfüllen müssen. Mit 12 Euro Mindestlohn beträgt der Anteil der Lohnkosten am Spargel in Deutschland zwischen 40 und 60 Prozent. In Südeuropa würden oft nur wenige Euro bezahlt, so Eickhorst.

"In Deutschland gibt es den besten Spargel"

Hajo Kaemena baut seit über 30 Jahren Erdbeeren und Spargel am Stadtrand von Bremen an. Auch er fühlt sich ungerecht behandelt: "Ich habe kein Problem mit ausländischer Konkurrenz, wenn die Standards dort die gleichen wären. Dann würden wir uns der Konkurrenz gerne stellen."

Eickhorst vom Spargelbauern-Verband pflichtet ihm bei: "Der Einzelhandel wirbt mit Regionalität und Saisonalität. Und dann liegt billiger, ausländischer Spargel neben deutschem Spargel." In Deutschland gebe es den besten Spargel, aber hohe Löhne und viele Dokumentationspflichten hätten ihren Preis, so Eickhorst.

So viel wird der Spargel dieses Jahr kosten

Beim Spargel entscheidet maßgeblich Angebot und Nachfrage über den Preis. Hajo Kaemena wird den Kilopreis am Anfang auf 18 Euro für die allerbeste Sortierung setzen. Spargel vom Vortag, Bruchspargel oder dünnerer Spargel werde günstiger verkauft: "Weit unter 15 Euro werde ich aber nicht gehen können."

Auch Jörg Heuer will sich am Vorjahrespreis orientieren: "Die erste Wahl liegt bei 14,90 Euro pro Kilo. Tagesangebote werden acht bis zehn Euro kosten." Wenn das Wetter wärmer wird und das Angebot steigt, sinken auch die Preise.

Wenn die Verbraucher kurz- und mittelfristig nicht bereit sind, für deutschen Spargel tiefer in die Tasche zu greifen, könnte es sein, dass langfristig weniger Spargel in Deutschland angebaut wird. "Das Ende vom Lied ist", stellt Jörg Heuer fest, "dass die Nachfrage trotzdem da sein und dann mehr importiert wird. Die Produktion erfolgt dann im Ausland ohne Mindestlohn, Sozial- oder Umweltstandards und mit weiten Transportwegen."

Am 5. Mai ist Tag des deutschen Spargels

Eickhorst will "das Zepter selbst in die Hand nehmen". Insgesamt sechs Verbände haben sich deutschlandweit zusammengetan, um nächstes Jahr eine Imagekampagne für deutschen Spargel und Beerenfrüchte ins Leben zu rufen. Bisher habe man nur produziert, aber es versäumt, den deutschen Kunden zu informieren: "Wir wollen eine Offensive starten", so der Verbandssprecher, "deutscher Spargel hat weniger Verpackung, ist CO2-ärmer und frisch. Das geht nur regional."

Zudem rufen die Verbände dieses Jahr erstmalig am 5. Mai den Tag des deutschen Spargels aus. Sie erhoffen sich dadurch mehr Aufmerksamkeit für ihre regionalen Produkte. Heuer ist noch zurückhaltend, ob der deutsche Spargel damit gerettet werden kann: "Grundsätzlich ist es eine gute Idee. Man kann nur hoffen, dass man die Verbraucher damit erreicht. Vielen Leuten ist das Portemonnaie näher als die vorherige Aussage."

Wenn das Wetter mitspielt, plant Spargelbauer Jörg Heuer Ende März, den ersten Spargel zu ernten. Landwirt Hajo Kaemena aus Bremen rechnet vielleicht auch erst zu Ostern mit dem Anstich: "Wenn es bedeckt ist und die Sonne ausbleibt, wächst der Spargel nicht."

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Fred Eickhorst am 20. März 2023
  • Telefonat mit Jörg Heuer am 20. März 2023
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