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OMR-Festival in Hamburg | Besucher unzufrieden: "Moralisch fragwürdig"


Enttäuschte Erwartungen
Dichtes Gedränge und happige Preise sorgen für OMR-Frust

  • Beatrice von Braunschweig
Von Beatrice von Braunschweig

Aktualisiert am 11.05.2023Lesedauer: 3 Min.
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Das OMR-Festival 2023: Am Dienstag fand ein Panel zu Künstlicher Intelligenz statt.Vergrößern des Bildes
Das OMR-Festival 2023: Am Dienstag fand ein Panel zu Künstlicher Intelligenz statt. (Quelle: OMR 2023)

Auf Messen wie dem OMR-Festival kann es ganz schön eng werden. Nicht alle Gäste kommen dabei auf ihre Kosten – und ärgern sich über teure Tickets.

Das OMR-Festival ist wohl das wichtigste Treffen der Marketing- und Digitalbranche Deutschlands. Dieses Jahr sind mehr als 70.000 Besucher nach Hamburg gekommen, um an zwei Tagen die Reden bekannter Persönlichkeiten zu hören und Aussteller zu besichtigen. Influencerinnen wie Pamela Reif oder Musiker wie Macklemore gehörten genauso zu den Gästen wie der Fernsehmoderator Markus Lanz und Tennisstar Serena Williams.

Die OMR-Organisatoren inszenieren ihre Veranstaltung mit übergroßen Logos und schnell geschnittenen Marketing-Videos als eine durchgeplante und moderne Netzwerkveranstaltung. Vor Ort sind viele jedoch mit Staus in den Gängen und überfüllten Hallen konfrontiert, wie OMR-Besucher t-online erzählen. Im Gespräch zeigen sie sich etliche enttäuscht und klagen über falsche Versprechen und überzogene Preise. Aber es gibt auch andere Stimmen.

OMR-Besucherin: "Es war überfordernd"

Das OMR-Festival soll Plattform für alle Marketing-Interessierte sein, vom Neuling bis hin zum Experten. Conny H. (21) arbeitet als Werkstudentin bei einer großen Event- und Marketingagentur. Am Telefon erzählt sie t-online, dass sie am Dienstagmorgen aus Berlin angereist sei, in der Hoffnung Neues zu lernen und ihr professionelles Netzwerk zu erweitern. In Hamburg angekommen wurde sie jedoch schnell enttäuscht: "Die coolen Sachen waren ausgebucht, Rundführungen waren nicht zu bekommen. Ich war auf mich alleine gestellt."

Eigentlich sei sie ein sehr offener Mensch, erzählt Conny H.. Aber es sei zu voll gewesen, um neue Menschen kennenzulernen: "Ich bin mit 21 Jahren relativ jung. Viele waren so unfreundlich. Ich wurde belächelt. Es waren zu viele Menschen, es war überfordernd." Als Conny H. einen Sanitäter suchte, musste sie vier verschiedene Ordner ansprechen, bis ihr schließlich geholfen wurde. "Ich habe meinem Zug zurück nach Berlin entgegengefiebert."

Die Deutsche Bahn scherzte derweil auf Twitter, dass die Züge in Richtung Hamburg voll von Menschen "mit weißen Sneakern" und "englischen Jobtiteln" seien – eine Anspielung auf den überwiegend sportlichen Kleidungsstil der Festival-Besucher aus der Marketingbranche.

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OMR: Kofferabgabe 10 Euro, vier Sushi für 23 Euro

Auch Rene Grebenstein (28) behält das OMR-Festival mit gemischten Gefühlen in Erinnerung. Als Inhaber einer Werbeagentur hätte er vergeblich auf eine "Masterclass" zum Thema ChatGPT gehofft, sagt er t-online. Sein Unmut wurde durch die hohen Preise vor Ort noch bestärkt: "Ein Ticket kostet 399 Euro, vier Sushi kosten 23 Euro, die Garderobe kostet pro Koffer zehn Euro. Es ist moralisch schon fragwürdig, für alles so viel Aufpreis zu geben."

In einer E-Mail an t-online rechtfertigen die Organisatoren den Preis des OMR Festival-Passes von 399 Euro mit dem "umfassenden Programm mit mehr als 800 Speaker*innen auf sieben Bühnen." Zudem seien Live Konzerte und Stand Partys inklusive.

Hamburg: 70.000 Gäste bringen die Messehallen ans Limit

"Es macht wenig Spaß, bei Hitze mit 10.000 Leuten in einer Halle zu sitzen", sagt Grebenstein. Einige seiner Freunde hätte am Abend zuvor früher nach Hause gehen müssen, weil sie es nicht länger ausgehalten hätten: "Ich fühle mich verarscht. Ich hatte viel erwartet. Meine Hoffnung wurde nur bedingt erfüllt." Obwohl die Themensetzung den Puls der Zeit treffe, müsse OMR seine Organisation überdenken, so Grebenstein.

Doch der selbstständige Unternehmer nimmt auch etwas Positives von der Messe mit: Zum Beispiel seien die Beiträge des Parfum-Influencers Jeremy Fragrance und des Gründers des Festivals "Tomorrow Land", Michiel Beers, "sehr lustig" gewesen. Hier lesen Sie mehr darüber.

"Für ein Festival geht man eigentlich zum Nürburgring"

Tom Kraftwerk (31), Kommunikationsberater, hat seit Jahren das OMR-Festival fest in seinem Kalender markiert. Als bekennender "Fan" besucht er es dieses Jahr bereits zum fünften Mal, um in puncto Marketingtrends auf dem Laufenden zu bleiben. Kraftwerk lobt die gute Organisation des Festivals. Im Vergleich zum letzten Mal gebe es dieses Jahr ausreichend Personal. "OMR hat definitiv dazugelernt."

Kraftwerk stellt aber prinzipiell infrage, ob sich die Stadt Hamburg für eine Veranstaltung dieser Größenordnung eigne. Eine Stunde habe er auf ein Taxi warten müssen, sein kleines Hotelzimmer koste 300 Euro. Zwischenzeitlich sei auf dem Messegelände wegen der großen Menschenmenge ein "Loveparade-Feeling" aufgekommen.

OMR: Sicherheitskonzept mit Behörden abgestimmt

"Man braucht auf jeden Fall starke Nerven, wenn man herkommt", stellt Kraftwerk fest. Dem Drängeln zum Trotz: Dem 31-Jährigen ist es wichtig zu betonen, dass er ein "großer Fan" sei: "Das OMR-Festival ist relevant. Sonst wären nicht 70.000 Leute hier."

OMR weist den Vorwurf zurück, dass sich zu viele Menschen auf dem Messegelände aufhielten. Die Kapazität sei an das Messegelände gebunden: "Das Sicherheitskonzept für das OMR Festival wurde gemeinsam mit der Messe, Polizei und Feuerwehr Hamburg erarbeitet."

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Conny H. am 10. Mai 2023
  • Telefonat mit Rene Grebenstein am 10. Mai 2023
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