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Eis-Preis in Hamburg: Warum Luicella's jetzt 2,40 Euro verlangt


Eis-Preis steigt immer weiter
"Unter zwei Euro pro Kugel funktioniert das nicht"

  • Gregory Dauber
InterviewVon Gregory Dauber

Aktualisiert am 01.06.2023Lesedauer: 4 Min.
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Unternehmer Markus Deibler in einer seiner Eisdielen: "Wir haben uns das nicht leicht gemacht", sagt er zur letzten Preisanpassung.Vergrößern des Bildes
Unternehmer Markus Deibler in einer seiner Eisdielen: "Wir haben uns das nicht leicht gemacht", sagt er zur letzten Preisanpassung. (Quelle: Christina Koerte/Privat)

Wie teuer darf die Kugel Eis sein? Von Preisen aus Kindheitstagen sollte man sich nicht blenden lassen, meint ein erfolgreicher Eis-Unternehmer.

Der Sommer ist da, doch die Freude wird vielerorts von stark gestiegenen Preisen getrübt. Schwimmbad, Urlaub, Bier und Eis – alles ist teurer geworden. t-online sprach mit einem Unternehmer, der in seinen Eisdielen schon immer etwas mehr genommen hat, um bessere Qualität abliefern zu können. Mit einer seiner Eis-Ideen holte Markus Deibler sich sogar schon einmal einen Deal in der TV-Show "Die Höhle der Löwen".

Im Interview erklärt der Gründer und Geschäftsführer von Luicella’s aus Hamburg, warum gutes Eis seinen Preis hat und wie seine Kundschaft auf die jüngste Preiserhöhung reagiert hat. Der ehemalige Profischwimmer sagt, er könne nur den Preis verändern – die Qualität müsse bleiben.

Wie teuer war die erste Kugel Eis, an die sie sich erinnern?

Zuerst fällt mir ein, was Leute mir erzählen, woran sie sich erinnern. Das sind dann Preise, die gehen bei 30 Pfennig los, ich selbst kann mich nicht genau erinnern. Ich komme aus einer kleinen Stadt in Baden-Württemberg, wahrscheinlich war es da unter einer Mark. Mein erstes Eis muss so Mitte der Neunzigerjahre gewesen sein.

Bei Ihnen kostet die Kugel aktuell 2,40 Euro. Wann gab es die letzte Preisanpassung?

Zu diesem Jahr. Vorher lag der Preis bei zwei Euro, wir haben also den Verkaufspreis um 20 Prozent erhöht.

Gibt es Leute, denen das jetzt zu teuer ist?

Auf jeden Fall. Wir haben uns das nicht leicht gemacht. Wirtschaftlich geht es aber nicht anders. Entweder wir erhöhen die Preise oder wir müssen irgendwo weniger ausgeben. Die drei wichtigsten Kostenblöcke sind Personal, Ware und Miete. An der Miete kann man nichts machen, die guten Lagen unserer Läden sind wichtig. Beim Personal kannst du auch nichts machen. Der Mindestlohn wird immer weiter angehoben, und auch die, die schon mehr verdienen, wollen dann ja mehr, um den Abstand zum Mindestlohn zu wahren. Kann ich auch gut nachvollziehen.

Bei der Ware bleibt nur, die Kugeln zu verkleinern oder billigere Zutaten zu benutzen. Beides wollen wir aber nicht machen, weil wir seit Jahren auf die gleichen, hochwertigen Produkte setzen. Deswegen können wir nur am Preis schrauben und sind darauf angewiesen, dass es genug Leute gibt, die das Geld haben und auch bereit sind, das Geld auszugeben.

Eis-Unternehmer war vorher Profi-Schwimmer

Markus Deibler (33) wurde in Biberach an der Riß geboren. Als Profischwimmer nahm er 2008 an den Olympischen Sommerspielen in Peking teil. Im Jahr 2010 wurde er Europameister über 100 und 200 Meter Lagen auf der Kurzbahn. Im Jahr 2014 wurde er über 100 Meter Lagen sogar in Weltrekord-Zeit Weltmeister auf der Kurzbahn. Auf St. Pauli eröffnete er 2013 die erste Luicella’s-Filiale. Das Unternehmen hat mittlerweile je nach Saison mehr als 200 Mitarbeiter und neun Filialen in Hamburg und Lübeck. Das Eis-Start-up holte sich 2017 einen Deal in der TV-Show "Die Höhle der Löwen". Frank Thelen investierte 120.000 Euro und bekam dafür 20 Prozent Unternehmensanteile. In den Eisdielen von Luicella’s gibt es rund 20 wechselnde Sorten zur Auswahl.

Wie hoch ist der Preis, bei dem der Großteil Ihrer Kundschaft sagen würde, das ist zu viel?

Das weiß ich nicht und will ich auch nicht herausfinden. Für zwei Euro bekommt man nicht mehr die beste Qualität, weil es wirtschaftlich so einfach nicht funktionieren würde. Es gibt Leute, für die ist die Grenze schon erreicht, das bekommen wir jetzt auch zum ersten Mal mit. Im Internet gibt es jetzt deswegen auch ein paar schlechte Bewertungen.

Ich wäre aber natürlich auch viel lieber bei zwei Euro geblieben. Dann hätte ich keine Diskussionen und alle wären zufrieden. Es ist nur nervig für uns, Preise erhöhen zu müssen. Aber ich rechtfertige mich lieber einmal für den Preis als laufend für die schlechte Qualität. Wir machen uns hier nicht die Taschen voll.

Wundert es Sie, wie emotional in Deutschland über den Preis für eine Kugel Eis diskutiert werden kann?

Ich nehme den Eispreis auch nur in Deutschland als so ein kontroverses Thema wahr. Deutsche Touristen am Gardasee zucken ja nicht mehr, obwohl die Kugel da schon vor Jahren bei 2,60 Euro war. Spaß machen mir diese Diskussionen nicht. Ich glaube, es dauert auch immer eine Zeit, bis man sich an neue Preise gewöhnt. Mittlerweile spürt man überall, wie die Preise anziehen. Die Diskussionen zeigen aber auch, was für ein beliebtes Produkt wir anbieten. Das bleibt hoffentlich auch noch lange so.

Gibt es eine Zutat, die ganz besonders teuer geworden ist?

Nein, so gut wie alles ist teurer geworden, das hat ganz verschiedene Gründe, das liegt ja nicht nur an Corona oder dem Angriff auf die Ukraine. Ein konkretes Beispiel ist Traubenzucker, den wir nutzen, und der meistens aus Mais gewonnen wird. Dieser Mais wird jetzt aber auch für Einwegbesteck und Geschirr benutzt, das ja nicht mehr aus Plastik sein darf.

Entsprechend teuer ist das geworden, über zehn Prozent Inflation kann ich nur müde lächeln. Wir sind da teilweise in anderen Sphären unterwegs. Für unsere Rohwaren, die wir zum Teil schon im Winter auf Lager gekauft haben, haben wir im Durchschnitt 35 Prozent mehr bezahlt als vor einem Jahr. Das ist schon hart und kann nicht aufgefangen werden.

Wie viel muss eine Kugel Eis heute kosten, damit man von guter Qualität sprechen kann?

Da eine Zahl zu nennen, ist schwierig, weil der Preis von so vielen Sachen abhängt. Man muss sich auch fragen, wie viel Gewinn am Ende übrig bleiben muss oder soll. Ich und meine Mitarbeiter können ja nicht den ganzen Tag umsonst hier sein. Als Unternehmer bin ich auch ein gewisses Risiko eingegangen und muss für den nächsten Rückschlag oder die nächste Investition vorsorgen. Für ein gesundes Unternehmen muss ich am Ende also etwa zehn Prozent übrighaben.

Ich sage, mit unter zwei Euro pro Kugel funktioniert das nicht, wenn nicht die ganze Familie ohne Lohn im Laden steht oder keine Miete bezahlt werden muss. Wenn es noch billiger wird, kann es kein gutes Eis sein. Viele Leute sehen die langen Schlangen am Sonntag bei Sonne, aber kommen Sie doch mal an einem bewölkten Dienstag. Das müssen wir ausgleichen.

Was war die teuerste Kugel Eis, die Sie jemals gegessen haben? Hat sich das gelohnt?

Die teuerste war wahrscheinlich bei einer US-amerikanischen Eismarke, die auch eigene Läden hat. Die haben schon vor zehn Jahren 3,20 Euro genommen, da waren wir bei der Hälfte, wie auch andere Eismacher in Hamburg. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis war das nicht. Wenn die zu diesem Preis genügend Kunden finden, ist ja auch alles super.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Interview mit Markus Deibler am 31. Mai 2023
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