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HSV-Fans in Trauer: Eine Expertin rät: "Drücken Sie die Trauer nicht weg"


Trauerexpertin im Gespräch
Rat an HSV-Fans: "Drücken Sie die Trauer nicht weg"

InterviewVon Martin Busche

Aktualisiert am 06.06.2023Lesedauer: 2 Min.
Interview
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.
imago images 1030507902Vergrößern des Bildes
Trauernde Fans des HSV: Ihr Verein stand schon in Sandhausen kurz vor dem Aufstieg. (Quelle: Max Krause/imago-images-bilder)

Auch Fußballfans haben ein Recht auf Trauer, vor allem, wenn wichtige Spiele verloren werden. Wie geht man damit um? Eine Trauerexpertin gibt Tipps.

Der Hamburger SV hat den Aufstieg in die Bundesliga erneut verpasst. Das tut weh. Schließlich hat sich die monatelange Arbeit über die Saison nicht ausgezahlt. Wie sich die Spieler jetzt fühlen, weiß die Trauerexpertin Miriam Flüß.

Doch nicht nur die Spieler und Verantwortlichen, sondern auch die Fans des HSV sind traurig. Erneut mussten sie die Hoffnung, in die Bundesliga zurückzukehren, begraben. Was nun? Eine Party, gemeinsam im Fanblock singen oder alleine nach Hause gehen? Alles ist erlaubt, rät die Trauerexpertin.

t-online: Frau Flüß, darf ich eine Party als Trauerfeier geben?

Miriam Flüß: Sie dürfen alles. Trauern ist etwas ganz Individuelles. Wie Sie trauern, bleibt Ihnen überlassen. Da gibt es kein richtig oder falsch. Sie sollten nur andere Trauernde nicht verstören. Wenn die einen stilles Gedenken bevorzugen, Sie aber eine Party geben möchten, sollten Sie eine für alle akzeptable Form finden.

Also gibt es kein falsches oder richtiges Trauern?

Nein, neben der individuellen Trauer hängt diese auch oft von dem kulturellen oder religiösen Kontext ab. In Südafrika beispielsweise heißt die Trauerfeier "Celebration of Life".

Miriam Flüß ist Trauerbegleiterin in Hamburg.
Miriam Flüß ist Trauerbegleiterin in Hamburg. (Quelle: privat)

Miriam Flüß ist 1970 in Hamburg geboren. Sie hat Germanistik studiert und arbeitet als Trauerbegleiterin.

Was ist denn Trauern?

In erster Linie ein Prozess mit vielen sehr ambivalenten Gefühlen. Trauern ist die natürliche Reaktion auf einen Verlust. Das kann ein Mensch sein, ein Hund, aber auch eine Niederlage wie beim Fußball. Natürlich kann auch ein Abstieg betrauert werden. Tiere, auch zu Ende gegangene Lebensabschnitte. Eben alles, was für einen Menschen von Bedeutung ist.

Kann man Trauer lernen?

Nicht wirklich. Sie können aber einen Umgang damit finden und lernen, mit ihr zu leben. Lassen Sie Ihrer Trauer Platz und Zeit. Drücken Sie sie nicht weg. Sie tut weh, aber das gute ist, sie lässt irgendwann nach. Beim Trauern gehen sie durch bergiges Gelände. Es geht nach oben, dann tut es weh, es geht runter, dann lässt der Schmerz nach. Irgendwann haben sie es geschafft und sind auf dem Weg ohne Achttausender und endlos tiefe Täler.

Ist es besser, allein zu trauen oder in Gesellschaft?

Wie es besser passt. Die einen suchen die Einsamkeit, die anderen die Gesellschaft. Fußballfans bleiben ja oft noch im Block stehen, wenn ihr Verein verloren hat oder abgestiegen ist. Da tut die Gesellschaft offenbar gut. Gemeinsame Trauerrituale haben etwas Tröstliches. Aber alleine sein ist auch eine Möglichkeit, weil es auch einfach mal Raum für die eigenen Gedanken und Erinnerungen braucht.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Miriam Flüß
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