Kampf ums Überleben Traditionsroute vor dem Aus? Alle Fähr-Fahrten abgesagt
Wie lange gibt es die Fähre zwischen Blankenese und Cranz noch? Im Sommer ist kein einziges Schiff zwischen den Hamburger Stadtteilen gefahren. Die Zukunft ist unsicher.
Die sogenannte "Hamburg-Blankenese-Este-Linie", kurz HBEL, gehört zu den traditionsreichsten Linien mit Schiffsverkehr. Schon vor 170 Jahren sollen Fähren zwischen den beiden Orten verkehrt sein – die damals übrigens noch zum Königreich Preußen und nicht zu Hamburg gehört haben. Aktuell sieht es jedoch schlecht aus für die Fähren: Im Sommer 2024 ist keine einzige von ihnen gefahren.
Im Juli und August sind 100 Prozent der Verbindungen ausgefallen, heißt es vom Senat. Die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Anke Frieling hatte zuvor eine Schriftliche Kleine Anfrage gestellt. Der Grund für die Ausfälle: Einige Verbindungen sind wegen fehlender Schiffe oder einzelner Defekte ausgefallen.
Probleme bei der Hadag: Linie fällt im Sommer komplett aus
Deutlich mehr Fähren konnten wegen fehlenden Personals nicht fahren – der Senat spricht von satten 90 Prozent aller Ausfälle. Die Hadag Seetouristik und Fährdienst AG (Hadag) hat sich demnach im Frühjahr dazu entschieden, die stärker genutzten Linien zu bevorzugen. Dass das Personal stattdessen auf "für den Berufsverkehr relevanten" Verbindungen eingesetzt wurde, sei schließlich "im Interesse der Fahrgäste".
Außerdem ist die Strecke insgesamt anspruchsvoll, heißt es vom Senat. Auf dem Abschnitt zwischen Cranz und Neuenfelde konnten 2023 nur 35 Prozent aller Fahrten stattfinden – der Rest musste von Blankenese nach Finkenwerder ausweichen. Das soll unter anderem an Schwierigkeiten mit der Fahrrinne liegen. Die soll etwa bei Niedrigwasser "unpassierbar" sein, was sich auf die Zuverlässigkeit der Fähren auswirkt. Für den Unterhalt ist allerdings der Bund und nicht Hamburg zuständig. Zweimal im Jahr soll die Rinne ausgebaggert werden – das ist aber nur unter bestimmten Bedingungen möglich, um ein Fischsterben in der Elbe zu verhindern.
Fähre zwischen Cranz und Blankenese vor ungewisser Zukunft
Auch die Anleger in Neuenfelde und Cranz stellen die Hadag vor Probleme. Dort legen die Fähren an Wassertreppen anstelle von Pontons an – deshalb müssen die Fähren mit jeweils zwei Schiffsführern besetzt sein. Außerdem gibt es nur eine Fähre, die die Hadag wegen der Bauweise dort einsetzen kann.
Bis 2019 war auf der Linie Cranz – Blankenese noch die "FInkenwerder" unterwegs, die nach einem Unfall mit dem Frachter "Ever Given" verschrottet werden musste. Eine Nachfolge sucht die Hadag bis heute. Ob diese überhaupt noch benötigt wird? Die Hadag hat seit 2011 auf der HBEL einen "drastischen Rückgang der Fahrgastzahlen" beobachtet. Für die Zukunft erwartet sie "enorme wirtschaftliche Herausforderungen". Für Fahrgäste, die bislang lieber auf die Fähre gesetzt haben, kann das im Zweifel auch heißen: Irgendwann fährt nur noch der Bus.
- Hamburgische Bürgerschaft: Drucksache 22/16158
- Eigene Recherche