Rückschlag für die Hamburger Kulturszene: Der Verein St. Pauli Museum e.V. löst sich auf – und das könnte auch das Ende für das beliebte Museum bedeuten. Erst im Juni hatte es wiedereröffnet.
Die Corona-Krise hat dem berühmten Sankt Pauli Museum auf der Reeperbahn so stark zugesetzt, dass es nun vor dem Aus steht. Weil die Herausforderungen für den ehrenamtlichen Vorstand des Vereins St. Pauli Museum e.V. zu groß geworden sind und sich kein neuer Vorstand gefunden hat, wird der Verein nun aufgelöst.
"Die Mitgliederversammlung hat gestern die Auflösung des Vereines beschlossen", sagte Vorstandsmitglied Julia Staron am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Der vor rund 30 Jahren gegründete Verein habe entgegen anders lautender Medienberichte keinen Insolvenzantrag gestellt. "Wir hoffen natürlich, dass es nicht zu einer Insolvenz kommt und tun alles, um das zu verhindern." Zuvor hatte die "Hamburger Morgenpost" berichtet.
Museum feierte erst im Juni Neueröffnung
Wie es nun mit dem 1988 gegründeten privaten Museum weitergeht, könne sie allerdings noch nicht sagen. "Das ist für uns alle Neuland." Das Museum bleibe aber zunächst bis Ende des Monats und vielleicht auch Anfang November geöffnet. Das von Kiezfotograf Günter Zint gegründete Sankt Pauli Museum war erst im Frühjahr wegen zu hoher Mietkosten von der Davidstraße zum Beatlesplatz umgezogen. Im Juni war es wiedereröffnet worden.
Wegen der Corona-Krise fielen jedoch die Geld bringenden Veranstaltungen wie Führungen und Lesungen aus. "Wir haben deshalb Aufträge in Höhe von rund 32.000 Euro verloren", so Staron. Auch kamen nur noch rund etwa zehn Prozent der sonst üblichen Besucher. Zwar habe es Soforthilfen von der Stadt gegeben. Aber ohne weitere Einnahmen habe das nicht ausgereicht.
"Lässt sich ohne Subventionen nicht finanzieren"
"Der Status quo ist: Es gibt keine Perspektive für den Betrieb. Das kann man als Kulturbetrieb, der ohnehin schon kämpft, nicht leisten." Eine Rettung hätten dauerhafte Subventionen der Stadt sein können, sagte Staron weiter. "Ein Museum mit einem bestimmten Anspruch, das sich nicht nur als Entertainmentbunde sieht, lässt sich ohne Subventionen nicht finanzieren." Diese Entscheidung hätte allerdings schon viel früher fallen müssen.
- Auch auf der Reeperbahn : Verschärfte Maskenpflicht tritt in Hamburg in Kraft
- Nachtleben im Fokus : Corona-Großkontrolle auf dem Hamburger Kiez
- Regio-Nachrichten: Alle aktuellen News aus allen Städten
Geleitet wird das Museum von der Historikerin Eva Decker, einer langjährigen Mitarbeiterin Zints und ebenfalls Vorstandsmitglied des Vereins. Das Museum zeigt unter anderem Exponate und Bilder, die die Entwicklung St. Paulis bis zur Gegenwart illustrieren.
- Nachrichtenagentur dpa