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Hamburg: Vater und Sohn kämpfen für mehr Inklusion in Deutschland


Wohnprojekt geplant
Vater und Sohn kämpfen für mehr Inklusion in Deutschland

InterviewVon Titus Blome

Aktualisiert am 05.12.2022Lesedauer: 3 Min.
Interview
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Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

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Arnold Schnittger mit seinem Sohn Nico bei einem Protest gegen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in Berlin (Archivbild).Vergrößern des Bildes
Arnold Schnittger mit seinem Sohn Nico bei einem Protest gegen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in Berlin (Archivbild). (Quelle: Sara Orlos/T-Online-bilder)

Menschen mit Behinderung und ihre Eltern haben es nicht immer leicht in Deutschland. Um sie zu unterstützen, hat Arnold Schnittger das Projekt "Nicos Farm e.V." ins Leben gerufen.

Den Kindern eine bessere Welt hinterlassen, aber auch den Eltern, die sich um diese Kinder kümmern: Besonders für Menschen, die mit Behinderungen geboren sind und ihre Angehörigen, ist das ein wichtiges Thema. Denn mit ihrer Inklusion ist es nicht weit her in Deutschland – findet zumindest Arnold Schnittger aus Hamburg. Sein Sohn Nico ist mehrfach schwerbehindert. Damit er und andere sich trotzdem voll ausleben können, hat er den Verein "Nicos Farm" ins Leben gerufen.

Ein Wohnprojekt möchte er gründen – eine "Insel der Menschlichkeit". Behinderte Kinder und ihre Eltern sollen hier gemeinsam leben können. Ein großer Plan. Bis dieser umgesetzt werden kann, engagiert "Nicos Farm e.V." sich auf viele andere Weisen.

Gut jeder dritte Hamburger engagiert sich in der Hansestadt ehrenamtlich. Mit dem Projekt "Helping Hands" sollen diese Menschen vorgestellt werden.

t-online: Was ist das Projekt "Nicos Farm" genau, Herr Schnittger?

Arnold Schnittger: Mein Sohn Nico ist mehrfach schwerbehindert. Wie alle Menschen mit behinderten oder kranken Kindern mache ich mir Sorgen um die Zeit, wenn ich nicht mehr da bin. Deswegen habe ich ein Wohnprojekt geplant, wo all diese Eltern mit ihren Kindern gemeinsam leben können. Und wenn dann die Eltern und natürlich auch die Kinder alt sind, können die dann dort in Gruppen zusammen betreut werden. Wir finanzieren uns rein aus Spenden, daher konnten wir das aus finanziellen Gründen noch nicht realisieren. Aber wir haben noch andere Projekte, die schon laufen und dabei helfen sollen.

Welche zum Beispiel?

Manchmal veranstalten wir Wanderungen. Wir sind quasi schon quer durch Deutschland gelaufen. Unser neustes Projekt ist die "Huckleberry Finn": Deutschlands erstes Inklusionshausboot. Ich bin ausgebildeter Segellehrer und bin mit meinem Sohn früher oft segeln und schwimmen gegangen. Leider ist er inzwischen zu groß und schwer, da kriege ich ihn zwar noch ins Wasser, aber nicht aufs Boot zurück. Daher kam die Idee für ein barrierefreies Hausboot. Für Nico. Aber auch für viele andere Kinder und Jugendliche, mit Behinderungen oder ohne, und ältere Menschen mit Demenz. Das Boot ist inzwischen fast fertig.

Was erhoffen Sie sich von dem Projekt?

Ich erhoffe mir dreierlei davon. Besonders soll es den Kindern Spaß machen und ihnen und ihren Eltern eine Pause vom Alltag bieten. Dann würde ich ihnen gerne auch ein wenig den Wassersport und die Natur nahebringen. Den Wind und das Wasser mal spüren. Die eine Seite ist also, ein wenig Freiheit zu bieten. Die andere ist die gleiche, wie bei allen unseren Projekten: Pflege und Inklusion in den Fokus der Gesellschaft zu rücken.

Finden Sie, dass da nicht genug passiert?

Nein, das ist noch ein weiter Weg. Inklusion bedeutet nicht nur, irgendwo einen Aufzug einzubauen, um Menschen das Treppensteigen zu ersparen. Wir haben eine UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Die wird nur zu einem sehr kleinen Teil eingehalten. Pflege in Einrichtungen ist bekanntlich ein schwerer Beruf – deswegen streiken die ja momentan wieder. Aber auch pflegende Angehörige sind betroffen. Die sind der größte Pflegedienst der Nation. Im Alltag sind sie dadurch sehr oft eingeschränkt, denn man macht es ihnen nicht leicht. Aus unseren Gruppen höre ich da täglich Horrorgeschichten.

Wie haben Sie Corona erlebt?

Corona war sehr hart. Da gab es Leute, die Angst hatten, dass ihre dementen Ehepartner sich nicht mehr an sie erinnern würden, weil wochenlange Besuche verboten waren. Auch Sterbebegleitung war unmöglich. Viele andere waren vom Alltag vollständig abgeschnitten. Das war schrecklich. Da muss sich was ändern.

Wie wollen Sie das bewerkstelligen?

Indem wir das Gespräch suchen. Wir wollen mit unserem Hausboot auch nach Berlin fahren und da an Bord runde Tische veranstalten. Nicht nur über Betroffene, sondern auch mit Betroffenen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihres Projekts?

Ich hoffe natürlich, dass immer mehr Leute auf uns aufmerksam werden. Wir finanzieren uns nur durch Spenden und freuen uns immer, wenn Menschen kommen, um sich ehrenamtlich zu engagieren. Zuerst wollen wir natürlich das Hausboot fertigstellen. Dafür brauchen wir einige Menschen, die gut mit Holz arbeiten können. Dann können wir im nächsten Frühling die Anker lichten.

Vielen Dank für das Gespräch.

Disclaimer: Mit dem Projekt "Helping Hands", das von der Ströer Content Group, zu der auch t-online gehört, unterstützt wird, sollen ehrenamtlich tätige Menschen vorgestellt werden.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Arnold Schnittger
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