Behörden nehmen "Generation 9/11" ins Visier
Ende August wurde in Hamburg ein Mann festgenommen, der einen Terroranschlag geplant haben soll. Nun soll die Kindergeneration derer stÀrker im Blick der Behörden sein, die am 11. September 2001 beteiligt waren.
20 Jahre nach den AnschlÀgen vom 11. September 2001 nehmen die Sicherheitsbehörden die Szene um die damalige Hamburger Terrorzelle wieder verstÀrkt ins Visier. Grund ist die Festnahme eines 20 Jahre alten Deutsch-Marokkaners Ende August, der einen schweren Anschlag geplant haben soll.
Zwar stehe man der islamistischen Szene in Hamburg schon seit 2001 "ziemlich auf den FĂŒĂen", sagte Innensenator Andy Grote (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Trotzdem seien die konkreten Anschlagsvorbereitungen noch einmal Anlass, "auf die Generation von 9/11" zu schauen. "VĂ€ter von denen sind ja noch da â wie der Vater des Beschuldigten und andere auch."
Die Festnahme des Deutsch-Marokkaners war erst Anfang Dezember bekanntgeworden. Er ist der Sohn eines Mitverantwortlichen der Al-Quds-Moschee, in der sich vor den AnschlÀgen vom 11. September 2001 die Angehörigen der Hamburger Terrorzelle um Mohammed Atta getroffen hatten. Der 20-JÀhrige hatte sich den Ermittlungen zufolge bereits die nötigen Bestandteile zum Bau einer Bombe beschafft. Beim Versuch, sich im Darknet eine Pistole und eine Handgranate zu kaufen, war er den Behörden aufgefallen und verhaftet worden.
Grote: "Er ist in diese Szene hinein geboren worden"
"Er ist als Islamist aufgewachsen. Er ist in diese Szene hinein geboren und dort groĂgezogen geworden", sagte Grote. Auch die nĂ€chste Generation mĂŒsse man sich deshalb genau anschauen. "Gibt es dort noch Personen, die wir bislang nicht auf dem Schirm hatten?"
Das Landesamt fĂŒr Verfassungsschutz rechnet der islamistischen Szene in Hamburg 1.650 AnhĂ€nger zu, davon gelten 1.130 als gewaltorientiert, darunter auch 268 sogenannte Dschihadisten. Gerade in der salafistischen Szene sei die Gewaltbereitschaft hoch, sagte Grote. "Dieser Szene ordnen wir auch den Beschuldigten in dem aktuellen Verfahren zu. Inwieweit er jetzt in ein gröĂeres Netzwerk eingebunden war, können wir noch nicht sagen."
Zumindest habe er zahlreiche Kontakte in der Szene gehabt, auch hochrangige. Ob die von seinen Planungen wussten, dazu gebe es noch keine Erkenntnisse. "NatĂŒrlich alarmiert es uns, wenn wir jemanden mit so konkreten Anschlagsplanungen finden, der so klare BezĂŒge und Kontakte in verschiedene Generationen von militanten Islamisten in unserer Stadt hat", sagte Grote.
Zwar wisse man noch nicht, ob der Anschlag in Hamburg stattfinden sollte. "Aber er ist auf jeden Fall in Hamburg vorbereitet worden, und zwar so konkret, wie wir es sehr lange nicht mehr gehabt haben."