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Mobile "Lebensretter" sollen Hamburger Obdachlose schützen


Ehrenamtliche verteilen Notunterkünfte
Mobile "Lebensretter" sollen Hamburger Obdachlose vor Kälte schützen

  • Gregory Dauber
Von Gregory Dauber

Aktualisiert am 05.12.2022Lesedauer: 2 Min.
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Max Bryan liegt vor einer mobilen Notunterkunft: Der 46-Jährige war selbst Obdachloser und kennt die Nöte auf der Straße.Vergrößern des Bildes
Max Bryan liegt vor einer mobilen Notunterkunft: Der 46-Jährige war selbst Obdachloser und kennt die Nöte auf der Straße.

Jeden Winter sterben in Hamburg Menschen, die auf der Straße leben. Max Bryan hat selbst schon bei Minusgraden "Platte gemacht". Jetzt verteilt er mobile Notunterkünfte, um Obdachlose vor dem Erfrieren zu schützen.

Eine 2016 in Hamburg gegründete Bürgerinitiative hat in diesem Winter die ersten mobilen Unterkünfte verteilt. Die "Iglous" sind leicht, feuerfest, mit wenigen Handgriffen aufzubauen und sollen bis zu 15 Grad Temperaturunterschied ausmachen.

"Wer bei Minusgraden im Alkoholrausch einschläft, ist in großer Gefahr zu erfrieren", sagt Max Bryan. Der 46-Jährige weiß, wovon er spricht. Als er 2010 wegen Eigenbedarfs seine Wohnung verlassen musste, landete er auf der Straße.

Heute ist Bryan Kopf der Initiative "Hilfe für Hamburger Obdachlose". "Damals wurde mir geholfen, heute bin ich selbst Helfer. So schließt sich der Kreis." Die Iglous kosten 120 Euro das Stück und werden aus Spenden finanziert. "Das können Lebensretter sein", sagt Bryan. Denn wer auf der Straße schläft, ist nicht nur der Kälte schutzlos ausgeliefert: Wind und Nässe können auch bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt eine lebensbedrohliche Kombination ergeben.

Hunde dürfen nicht in Hamburger Schlafunterkünfte

Doch es geht um noch mehr: Bryan und seine Mitstreiter haben eine Gruppe Wohnungsloser besonders im Blick. "Obdachlose mit Hunden dürfen nicht in die städtischen Schlafunterkünfte", erklärt Bryan. "Niemand von diesen Menschen gibt seinen Hund weg, nicht mal für eine Nacht." Die Iglous schaffen zudem geschützte Rückzugsorte und etwas Privatsphäre – und werden völlig bedingungslos bereitgestellt.

Christian kommt ursprünglich aus Thüringen und lebt seit mehr als 15 Jahren auf der Straße. Wie es dazu kam, bleibt im Gespräch unklar, er spricht von einem "Amtsfehler". Der 39-Jährige, der sich "wie Anfang 20 fühlt", hat seit Anfang Februar ein eigenes Iglou. Wenn er nicht darin schläft, nutzt er es als Lager, um Klamotten und Lebensmittel trocken zu halten.

Überfälle, Vandalismus, Vertreibung: Christian hat alles erlebt

Schon häufig sei er vertrieben oder Opfer von Vandalismus und Überfällen geworden, erzählt Christian. Sein Iglou steht auf einer Fläche, die ein Gastwirt aus dem Schanzenviertel bereitgestellt hat. Der Bauzaun um das rund 400 Quadratmeter große Areal ist mit einem Schloss gesichert. Ein entscheidender Faktor, sagt Bryan: "Wenn du morgens aufwachst und deine Schuhe sind weg – das ist ein riesiger Schock." Er habe es selbst erlebt.

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Solche Flächen von Privatleuten oder Gewerbetreibenden wie die im Schanzenviertel sucht Bryan in ganz Hamburg. "Nächsten Winter wollen wir 100 Iglous haben und in jedem Stadtteil vertreten sein." Bis dahin gehe es auch darum, Erfahrungen zu sammeln und den optimalen Einsatz der mobilen Unterkünfte zu erlernen. In Hamburg leben schätzungsweise 2.000 Obdachlose. Die Zahl schwanke vermutlich massiv, heißt es von der Sozialbehörde.

"Die Vorurteile gegenüber Menschen ohne Wohnung sind massiv", sagt Bryan. "Wer keine Wohnung hat, findet keinen Job. Ohne Job gibt es kein Geld und ohne Geld auch keine Wohnung", beschreibt er den Teufelskreis. "Mein Iglou gibt mir etwas Optimismus", sagt der wohnungslose Christian, der den Begriff Obdachloser als Beleidigung empfindet. "Das ist eine echte Hilfe für meinen Alltag. Mein Leben ändert das aber nicht."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche vor Ort
  • Anfrage bei der Hamburger Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration
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