Schleswig-Holsteins Bauernverband schlägt Alarm, weil sich im Land ein Überhang an 30 000 Schlachtschweinen aufgebaut hat. Bund, Länder, Kreise und Fleischwirtschaft müssten schnell alles tun, um mehr Kapazitäten für Schlachtungen zu erschließen, erklärte Verbandspräsident Werner Schwarz am Freitag. Die Lage in den Betrieben sei dramatisch. Die Landwirte würden ihre schlachtreifen Schweine nicht los, seien aber dringend auf Einnahmen angewiesen.
Der Überhang beruhe auf einer unseligen Verkettung der Folgen der Corona-Krise mit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland, erläuterte Schwarz. Damit sei der Auslandsabsatz weggebrochen. In ganz Deutschland werde der Überhang auf 400 000 Schweine geschätzt. Der Rückstand in den Schlachtungen habe mit der Schließung von Schlachthöfen wegen Corona-Erkrankungen begonnen und sich weiter aufgebaut, weil die Auflagen die Verarbeitungskapazitäten verringerten. So seien die Bandgeschwindigkeiten verringert worden.
Schwarz forderte unter anderem, mit Ausnahmegenehmigungen die Fleischverarbeitung und Zerlegung an Wochenenden und Feiertagen zu ermöglichen. Nötig seien auch Arbeitszeit-Flexibilisierungen für das Schlachtpersonal. Bei Corona-Erkrankungen in der Belegschaft sollte der Betrieb nicht komplett geschlossen, sondern die Arbeit von den gesunden Beschäftigten in sogenannter Arbeitsquarantäne fortgesetzt werden. Das bedeutet, dass sie sich nur zwischen Arbeits- und Wohnort bewegen dürften. Zudem fordert Schwarz, die Corona-Auflagen für die Fleischverarbeitungsbetriebe auf Verhältnismäßigkeit zu überprüfen und "angemessen zu reduzieren".