Schleswig-Holsteins Bauern haben eine deutliche Verkleinerung der Bestände von Nonnen- und Weißwangengänsen gefordert. Die Probleme mit "explodierenden Gänsebeständen" seien lange bekannt, dennoch "wurden bisher keine effektiven Schritte zur Bestandsregulierung in die Wege geleitet", sagte Bauernverbandspräsident Werner Schwarz am Freitag. Er betonte: "Wir wollen keine radikale Lösung."
Durch Gänsefraß entstünden den Landwirten im Norden jährliche Schäden von geschätzt acht Millionen Euro, sagte Schwarz. Er forderte ein einfacheres Verfahren zum vollen Ersatz der Schäden. "Letztlich sind die Ausgleichszahlungen aber ohnehin nicht erste Wahl."
Landwirt Melf Melfsen aus dem Kreis Nordfriesland sprach von massiven Probleme mit Gänsefraß an der Nordseeküste. "Dort sind im Grunde genommen die Felder im Frühjahr komplett abgefressen worden", sagte er. Getreideanbau sei auf seinem Land nicht mehr möglich. Deshalb sei dort nur noch Grünland.
Verbandspräsident Schwarz forderte ein angemessenes Bestandsmanagement. Eine Regulierung der Bestände zum Schutz der Landwirtschaft sei auch europarechtlich zulässig. Derzeit würden weniger als 2000 Tiere pro Jahr abgeschossen. Die Zuwachsrate liege aber bei mehr als 20 000 Gänsen.
Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) will insbesondere über Förderanreize und Ausgleichszahlungen eine gute landwirtschaftliche Praxis im Einklang mit den Gänsen ermöglichen. "Eine bloße Reduzierung des Bestandes ist dagegen weder zielführend noch umsetzbar", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Ich bin zuversichtlich, dass sich diese Erkenntnis inzwischen bei allen Beteiligten durchgesetzt hat."