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Aus der Ukraine in die Notunterkunft in Brandenburg


Potsdam
Aus der Ukraine in die Notunterkunft in Brandenburg

Von dpa
10.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Ukraine-KonfliktVergrößern des BildesUkrainische Flüchtlinge warten in der Orangerie der Biosphäre auf ihre Registrierung. (Quelle: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa/dpa-bilder)
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Irina ist mehr als drei Tage unterwegs auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine. Allein hat sie sich von Charkiw aus aufgemacht und ist über Warschau und Berlin nach Potsdam gekommen. Die 20 Jahre alte Studentin sitzt in einer Halle mit Palmen, die als Notunterkunft dient. Diese ist Teil der Biosphäre, die nebenan einlädt, eine exotische Welt tropischer Pflanzen und Tiere zu entdecken. In der Halle kommen Geflüchtete an, die keine Bleibe haben. Viele sind auf Durchreise. Es ist der zentrale Anlaufpunkt der Stadt für Flüchtlinge aus der Ukraine. Dort werden sie registriert, bekommen Essen und Trinken und können vorübergehend auch übernachten.

Irina ist aus einer Welt der Bomben geflüchtet. Das Viertel, in dem sie wohne, sei zerstört, sagt sie. Das Wohnhaus ihrer Familie sei bombardiert worden. Ihre Eltern und ihr Bruder sind in der Ukraine geblieben. "Alle sind noch dort." Ihr Bruder, ein Polizist, kämpft im Krieg, ihre Mutter hat einen russischen Pass. Über einen Messenger-Dienst hält sie Kontakt zu ihnen. Die Geografiestudentin hat in der Biosphäre übernachtet und will nach Hannover weiterreisen, wo sie Freunde hat.

Angesichts der steigenden Zahl ankommender Ukraine-Flüchtlinge will die Landeshauptstadt Potsdam weitere Notunterkünfte schaffen. Die Leiterin des Stabes, Sozialbeigeordnete Brigitte Meier, sagt am Donnerstag mit Blick auf die Flüchtlings-Routen auch: "Geografisch haben wir eine ähnliche Situation wie 2015 in München." Damals waren Tausende Migranten vor allem aus Syrien nach Deutschland eingereist, zahlreiche über Bayern. Dieser Tage kommen Zehntausende Ukrainer in der Region Berlin-Brandenburg an. Es sei so schnell wie möglich eine bundesweite Weiterleitung der Flüchtlinge nötig, sagt Meier. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hält einen starren Verteilungsmechanismus bisher aber nicht für notwendig.

In der Biosphäre sind derzeit 60 Schlafplätze vorhanden, berichtet Geschäftsführer Sebastian Leifgen. Möglich sei bei Bedarf eine Kapazität von bis zu 150 Feldbetten. Am Mittwoch trafen 380 Menschen dort ein. In der Halle sollen alle in Potsdam ankommenden Flüchtlinge zunächst registriert und gegebenenfalls weitergeleitet werden. Insgesamt hat die Stadt inklusive Hotels derzeit rund 600 Unterbringungsmöglichkeiten. Es würden weitere Standorte für Notunterkünfte in der Stadt erkundet, sagt Meier. Sie weiß, dass in der Biosphäre noch einiges fehlt. So sei ein Corona-Testzelt geplant. "Wir werden hier auch einen Impfbus stehen haben", sagt die Stabschefin. Die Quarantäneunterkünfte sollen erweitert werden.

In der Cottbuser Messe sind derzeit 219 Kriegsflüchtlinge untergebracht - auch Übernachtung ist möglich. Die Zahl der Ankommenden verändere sich ständig, sagt Stadtsprecher Jan Gloßmann. Die Caritas Südbrandenburg betreut und berät. "Das Drängendste ist, dass die Menschen überhaupt erst einmal wissen, wo sie sind und eine kurze Idee entwickeln, wie es weitergehen könnte", berichtet Regionalleiter Markus Adam. Wer in Brandenburg bleiben will, wird im Sozialamt angemeldet. "Die Menschen sprechen verstärkt über Krankheiten, wenn sie zur Ruhe kommen", sagt Adam. Traumatisierte Menschen zu betreuen, sei eine Herausforderung. Er bat um Spenden - gebraucht würden Handtücher, Zahnbürsten und Zahnpasta.

Brandenburg baut wegen der steigenden Zahl von Kriegsflüchtlingen die Kapazitäten in den Erstaufnahmeeinrichtungen aus. "Es werden zusätzliche Unterkünfte geschaffen", sagt ein Sprecher des Innenministeriums am Donnerstag. In der Zentralen Ausländerbehörde (ZABH) in Eisenhüttenstadt und den Standorten Frankfurt (Oder), Doberlug-Kirchhain und Wünsdorf seien seit Beginn des Krieges vor zwei Wochen 1616 Geflüchtete aus der Ukraine gezählt worden, allein am Mittwoch 270. "Wir stellen fest, dass sich die Zugänge erhöhen."

Für die Versorgung der Flüchtlinge in Brandenburg ist nach Angaben von Finanzministerin Katrin Lange (SPD) derzeit genug Geld vorhanden. In diesem Jahr stünden dafür im Haushalt knapp 330 Millionen Euro zur Verfügung, sagt Lange. Dazu gehörten 233,2 Millionen Euro für Sozialleistungen und Unterbringung, 66,2 Millionen Euro für die ZABH in Eisenhüttenstadt und 29,4 Millionen Euro für die Unterbringung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge. Sollten wegen eines starken Anstiegs der Flüchtlingszahlen weitere Mittel notwendig werden, müssten sie schnell bereitgestellt werden. Deshalb habe sie beim Bund um Unterstützung gebeten.

Irina hofft nach ihrer Ankunft in Deutschland, dass sie schnell wieder in die Ukraine zurückkehren kann. Aber sie glaube nicht daran, sagt die Studentin aus Charkiw.

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