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"Wir sind hier!": Goldene Löwen an schwarze Künstlerinnen


"Wir sind hier!": Goldene Löwen an schwarze Künstlerinnen

Von dpa
23.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Künstlerin BoyceVergrößern des BildesSonia Boyce wurde mit dem Goldenen Löwen für den besten Länderpavillon ausgezeichnet. (Quelle: Felix Hörhager/dpa/dpa-bilder)
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Die Biennale in Venedig hat der traditionell weiß und männlich dominierten Kunstszene eine multikulturelle Auffrischung verschafft. Mit der Auszeichnung von zwei international gefeierten Künstlerinnen der Black Community setze die Jury am Samstag deutliche Zeichen. Die Britin Sonia Boyce und die US-Amerikanerin Simone Leigh erhielten mit zwei Goldenen Löwen die wichtigsten Preise der Biennale.

Auszeichnungen gab es auch für den Länderpavillon aus dem erstmals vertretenen Uganda und den libanesischen Künstler Ali Cherri. Einen Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk bekam zudem die Düsseldorfer Künstlerin Katharina Fritsch.

Die Kunstbiennale gilt neben der documenta in Kassel als wichtigste Ausstellung für Gegenwartskunst. Die 59. Biennale, coronabedingt um ein Jahr verschoben, ist seit Samstag bis zum 27. November geöffnet.

Zur fünfköpfigen Jury unter Leitung der Kuratorin am New Yorker Whitney Museum of American Art, Adrienne Edwards, gehörten auch Susanne Pfeffer, Direktorin des Frankfurter Museums für Moderne Kunst, und der designierte Direktor des Hauses der Kulturen der Welt in Berlin, Bonaventure Soh Bejeng Ndikung.

Boyce erhielt die Auszeichnung für ihre Arbeit im britischen Pavillon. Sie sieht in dem Preis auch ein Signal für die internationale schwarze Kunstszene. "Wir sind hier. Wir gehen nicht mehr weg", sagte Boyce der Deutschen Presse-Agentur in Venedig. "Es werden noch mehr fabelhafte Dinge passieren." Es gebe ungemein viele Talente unter schwarzen Künstlerinnen und Künstlern. "Ich kann es kaum erwarten, dass sich andere durchsetzen."

Boyce, die auch Professorin für Black Art und Design ist, gilt seit Jahrzehnten als wichtige Vertreterin im Kampf um Anerkennung für Künstlerinnen und gegen Rassismus. Im britischen Pavillon zeigt sie mit ihrer Arbeit "Feeling Her Way" die Kraft des weiblichen Gesangs. Die Stimmen von fünf schwarzen Sängerinnen füllen die Räume des Pavillons einzeln und kombiniert über große Bildschirme. Die ebenso kraftvoll wie verletzlich wirkenden Töne umgeben dabei geometrisch strukturierte goldene Elemente, Ornamente und Fotos an den Wänden.

Bei den Bewertungen für die Länderpavillons erhielt Uganda mit den Arbeiten von Acaye Kerunen und Collin Sekajugo eine besondere Erwähnung. Beide werteten die Auszeichnung als wichtigen Hinweis auf die häufig noch immer unterschätzte Kunstszene afrikanischer Länder.

Ebenfalls besonders erwähnt wurde der französische Pavillon, vor dem sich an den Vorbesichtigungstagen lange Schlangen bildeten. In den unter anderem von den beiden Direktoren des Hamburger Bahnhofs in Berlin, Sam Bardaouil und Till Fellrath, kuratierten Räumen analysiert die französisch-algerische Künstlerin Zineb Sedira Fragen von politischen Umbrüchen und Feminismus anhand rekonstruierter Szenen in einer Mischung aus Dokumenten und Fiktion inklusive Tango-Performance.

Die US-Amerikanerin Leigh ist gleich zweimal vertreten, sie hat auch den Länderpavillon der USA gestaltet, in dem sie mit ihren großformatigen Skulpturen selbstbewusst Rolle und Aufbruch der schwarzen Community thematisiert. Ausgezeichnet wurde Leigh für ihren Beitrag in der bereits viel gelobten Biennale-Ausstellung "The Milk of Dreams" der in New York lebenden Kuratorin Cecilia Alemani. Leighs riesige Bronzearbeit "Brick House" einer heroisch wirkenden Schwarzen mit einem Gewand in Form eines traditionellen Tonhauses steht am Anfang des zweiten Biennale-Areals Arsenale. Der Libanese Cherri wurde für seine multimediale Installation "Of Men and Gods and Mud" als hoffnungsvoller Newcomer ausgezeichnet.

Die für ihre Plastiken international bekannte Fritsch eröffnet mit einer Arbeit den zentralen Raum in den Giardini von Venedig. Im Eingangsbereich empfängt Fritschs lebensgroßer "Elefant" von 1987 die Besucherinnen und Besucher, dessen Verbindung von grünlicher Farbe und realistischen Formen auf die surrealistische Reise der Ausstellung vorzubereiten scheint. Neben Fritsch erhielt auch die chilenische Künstlerin Cecilia Vicuña einen Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk.

Ohne Auszeichnung blieb der Deutsche Pavillon. Dort hat die in Berlin lebende Künstlerin Maria Eichhorn die Struktur des von den Nazis umgebauten Gebäudes und so seine Geschichte akribisch vom verdeckenden Putz befreit und freigelegt. Die Ukraine ist durch Pawlo Makow vertreten, der seine Arbeit als "Metapher für Erschöpfung" sieht. Der russische Pavillon bleibt nach Rückzug des künstlerischen Teams leer.

Die Entscheidungen der Jury wirken wie eine Fortsetzung des von Kuratorin Alemani mit "The Milk of Dreams" eingeschlagenen Weges. Unter den 213 eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern aus 58 Ländern mit mehr als 1500 Arbeiten sind Frauen deutlich in der Überzahl. Sie begründete dies mit "den größten Talenten", zudem sei mit Blick auf die Geschichte der Biennale festzustellen, dass die Repräsentanz von Künstlerinnen nie auf einer gleichen Basis erfolgt sei.

Der Titel der Ausstellung geht zurück auf ein Kinderbuch der surrealistischen Künstlerin Leonora Carrington (1917-2011), die darin eine sich durch Imagination ständig neu erfindende magische Welt beschreibt. Daneben präsentieren sich 80 Nationen mit ihren Länderpavillons.

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