Wer hilft, wenn Reisen und Veranstaltungen abgesagt und Kunden mit ihren Ansprüchen abgewimmelt werden? Die Verbraucherzentralen geben Rat und erleben während der Corona-Pandemie eine Flut von Anfragen.
So seien im vergangenen Jahr 31 000 Anrufe angenommen worden, 9200 mehr als 2019, berichtete Vorstand Stefan Bock am Montag. "Das waren überwiegend verzweifelte, verunsicherte und auch wütende Verbraucher." Das Hauptthema seien Reisen gewesen. Daneben sei es aber auch um Fitnessverträge und Veranstaltungen gegangen.
Der Bedarf der Menschen an Informationen werde beim Blick ins Internet noch deutlicher. Nach 147 000 Besuchen auf dem Portal der Verbraucherzentrale 2019 seien es im vergangenen Jahr 492 000 gewesen, sagte Bock. Auch die Zahl der Downloads von Musterbriefen verdeutliche den Druck, den die Menschen haben. 2019 seien es weniger als 5000 Downloads gewesen, 2020 seien es nur zum Thema Reiserecht 102 000 gewesen. "Man kann daran auch sehen, wie verunsichert die Verbraucher waren und frustriert."
Man habe es mit Menschen zu tun gehabt, "die sehr wütend waren auf die Anbieterseite". Sie seien nicht durchgedrungen oder in Warteschleifen hängen geblieben und ihnen seien etwa zum Thema Gutscheine falsche Rechtsauskünfte erteilt worden.
Künftig wolle sich die Verbraucherzentrale stärker um soziale Medien kümmern, kündigte Bock an. Damit möchte die Organisation von jungen Menschen besser wahrgenommen werden. Getestet werden solle auf dem Kieler Ostufer außerdem ein leicht zugängliches und kostenloses Angebot für sozial benachteiligte Menschen und Empfänger von Sozialleistungen, das an ein Bundesprojekt angelehnt sei.
Verbraucherschutzminister Claus Christian Claussen (CDU) verwies darauf, dass Schleswig-Holstein in diesem Monat den Vorsitz der Verbraucherschutzministerkonferenz übernommen habe. Digitaler Wandel, Nachhaltigkeit und die Durchsetzung von Verbraucherrechten seien Themen, die er auf die Agenda setzen möchte. Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein sei eine wichtige Verbündete. Claussen kündigte einen weiteren Ausbau der finanziellen Förderung durch das Land an. Diese solle von 1,21 Millionen Euro im vergangenen Jahr auf 1,51 Millionen Euro steigen, wenn der Landtag zustimme.