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Kölner Gastronomie fürchtet sich vor dem Winter – Pleiten durch Corona


"Viele werden nicht überleben"
Kölner Gastronomen fürchten die kalte Jahreszeit


18.09.2020Lesedauer: 4 Min.
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Im Brauhaus Schäfer bedient ein Kellner einen Gast: Noch können die Gäste draußen sitzen, doch wie es im Winter aussieht, das wissen die Kölner Gastronomen noch nicht.Vergrößern des Bildes
Im Brauhaus Schäfer bedient ein Kellner einen Gast: Noch können die Gäste draußen sitzen, doch wie es im Winter aussieht, das wissen die Kölner Gastronomen noch nicht. (Quelle: Wächter)

Der Blick auf bislang volle Biergärten in Köln täuscht: Gastronomen fürchten ein Ausbleiben der Gäste, sobald es kälter wird. Und das wäre fatal, denn den meisten steht das Wasser bis zum Hals.

Wie schlimm es um Kölns Gaststätten steht, zeigen nicht zuletzt die aktuellen Zahlen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA). Sechs von zehn Gastwirten bangen um die nackte Existenz, am Ende des Jahres rechnet die Branche mit einem Minus von mindestens 50 Prozent. "Das sind Zahlen, mit denen gesamte andere Branchen direkt einpacken würden", schreibt die Interessengemeinschaft IG Gastro in einer aktuellen Mitteilung.

Die mittlerweile 300 Mitglieder umfassende Interessengemeinschaft wurde erst vor einem halben Jahr gegründet. Der Vorstand hat alle Hände voll zu tun – auch wegen Corona, denn die Pandemie bereitet den meisten Wirten große Sorgen. Die warmen Tage sind weitgehend vorbei und die kalte Jahreszeit steht bevor, weshalb die Interessenvertreter nun in ständigem Kontakt mit der Stadt stehen. Ziel ist es, die für die Sommermonate erleichterte Genehmigung und Ausweitung der Außengastro möglichst sofort zu verlängern. Angedacht sind wetterfeste Einbauten wie Regen- und Windschutz, wie der Vorsitzende Till Riekenbrauk im Gespräch sagt.

Sorge vor dem Winter

"Die Kölner Gastronomie steht vor einem Winter, der uns allen die grösste mögliche Sorge bereitet. Manche von uns haben die Läden schon dicht gemacht, manche verschleppen einfach nur noch ihre Insolvenz und wiederum andere hoffen auf irgendein Wunder", schreibt die Interessengemeinschaft auf ihrer Seite.

Und weiter heißt es da: "Für viele Menschen da draußen ist das sehr schwer zu verstehen, aber ohne die normale Kapazität an Sitzplätzen, ohne ein Weihnachtsgeschäft, ohne Karneval, ohne Touristen, ohne Veranstaltungen oder Silvesterfeiern, wird das ein Winter, den viele wirtschaftlich einfach nicht überleben können."

Und der Herbst wirft seine Schatten voraus. Die ersten Temperaturstürze gab es schon, und auch wenn es jetzt nochmal sommerlich warm wurde, ist für viele Gastronomen bereits jetzt eher kurz nach zwölf als kurz vor. Die Lage ist dramatisch. Auch deshalb fordern die Wirte von der Stadt, ihnen entgegenzukommen und die recht unbürokratische Genehmigung für die Außengastro in die Wintermonate zu verlängern.

Viele Betriebe vor Pleite

Till Riekenbrauk, Gastronom und Vorsitzender der IG Gastro bezeichnet die Lage als äußerst angespannt. Der Anteil der Betriebe, die bis zum Ende des Jahres nicht überleben, könnte auf über 60 Prozent klettern. Die Stadt hat ihr Entgegenkommen bislang nur mündlich signalisiert. Schriftlich liegt den Gastronomen noch nichts vor. Auch wenn die Bezirksvertretung Innenstadt Entsprechendes beschlossen hat und auch die letzte Ratssitzung vor der Wahl der Gastronomie grünes Licht gegeben hat.

"Volle Biergärten täuschen darüber hinweg, dass wir trotzdem erhebliche Umsatzeinbußen zu verzeichnen haben", so Riekenbrauk, der einschränkt, dass es aber auch Betriebe gebe, denen bis heute die Außengastro nicht genehmigt oder aber wieder geschlossen wurde. Etwa in der Südstadt ist dies der Fall. Dort eröffnete die Kneipe "Lotta" in einer seit über vier Jahren existierenden Baulücke einen temporären Biergarten. Die Stadt genehmigte und schloss diesen knapp zwei Wochen später wieder, wegen möglicher statischer Mängel. Dabei hat die Verwaltung im Vorfeld der Genehmigung gewusst, dass es sich um eine Baulücke handelt, sagen die Betreiber.

"Sind enttäuscht und sauer"

Ein solches Hin und Her mache es den Gastrobetrieben nicht leichter, durch die Krise zu kommen. Auch dass die Gespräche, die zurzeit mit der Stadt geführt würden, immer noch ergebnislos seien, erschwere die gesamte Situation. "Wir sind enttäuscht und sauer, dass wir überhaupt keine Möglichkeit bekommen, für den Herbst und den Winter zu planen", heißt es in einer entsprechenden Mitteilung der IG Gastro dazu.

Trotzdem möchte Riekenbrauk nicht meckern. Denn bei einer Forderung ist die Stadt den Gastronomen mittlerweile entgegengekommen. Seit Anfang September gibt es für sie eine Ansprechpartnerin im Amt für öffentliche Ordnung. "Gastrokümmerin" nennt sich die Stelle und ist zentrale Ansprechpartnerin für die Wirte in Köln. Angesiedelt ist sie innerhalb der Gewerbeabteilung im Amt für öffentliche Ordnung. Riekenbrauk zeigt sich zuversichtlich, dass sich die Lage nun für die Wirte der Stadt bessern werde. "Wir sind guter Dinge und hoffen, dass sich unsere Angelegenheiten schneller bearbeiten lassen", so der Wirt vom Brauhaus Johann Schäfer, Riekenbrauk.

Die Gastrokümmerin wird durch zwei Mitarbeiter unterstützt. Ihre Stellvertretung arbeitet im Bereich Koordination und Netzwerkpflege mit und unterstützt im Beschwerdemanagement sowie bei Vor-Ort-Besichtigungen. Eine weitere Person unterstützt das Team, gibt Informationen allgemeiner Natur, bearbeitet Beschwerden, kümmert sich um die digitale sowie telefonische Erreichbarkeit, hilft und prüft bei Vor-Ort-Besichtigungen.

Erste Betriebe haben Insolvenz angemeldet

Wie dringlich die Angelegenheiten der Kölner Wirte sind, zeigt nicht zuletzt das Beispiel des bislang im Agnesviertel beheimateten französischen Lokals "Délibon". "Hier haben die Inhaber früh genug die Reißleine gezogen und Insolvenz angemeldet", sagt Riekenbrauk, der die Inhaber persönlich gut kennt. So handele nicht jeder Gastronom. Viele sitzen die prekäre Situation bis zuletzt aus. "Es wird nicht die letzte Schließung sein, im Herbst und Winter werden noch viele folgen", lautet seine bittere Prognose.

Denn dann würden die Steuerstundungen ausgesetzt und auch die Soforthilfeabrechnung stehe dann an. "Und wenn wir die Außengastro nicht fortführen dürfen mit wetterfesten Anbauten wie Windschutz oder Regendach, werden viele ein Gastrosterben sehen, das wir noch nicht hatten", so Riekenbrauk, der betont, dass gut 40 Prozent der Betriebe überhaupt keine Terrasse hätten und noch immer viele Bars und Clubs geschlossen seien.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Dehoga Pressemitteilung
  • Gespräch mit Till Riekenbrauk, Gastronom und Vorsitzender der IG Gastro
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